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354 Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1927.)
Fällen blieb das Hirn in Radioaktivität hinter den andern Organen (Herz,
Leber, Lunge) zurück. — Dieser Auslall radioaktiver (Hirn) Organ Strahlung
bei geistig Inaktiven führt mich zu dem Schluß: daß psychische Funktion mit
radioaktiver Emanation verbunden ist. Wenn Tischner diese Versuche seit
Jahren bekannt waren, durfte er die Realität der auch von Gazzamalli nachgewiesenen
Ilirnstrahlen nicht bezweifeln. Sein Schluß, daß danach auch die
Asche der Hirne denken müsse (obgleich der Transformator des Gehirns zerstört
ist), ist eben so absurd wie seine Behauptung, daß Radium keine Tvathoden-
strahlen (Ilertzsche Wellen) aussendet. Er sollte sich erst über Grundbegriffe
orientieren, ehe er Polemiken schreibt.
Herrn Prof. Dr. A. A. F r ie dlän cl er s „Bemerkungen' im Januar- und
Dezemberheft 1926 kann ich durch scinp- eigenen widerspruchsvollen Darstellungen
zurückweisen. Er macht mir (Seite 766) den schweren Vorwurf der
„Irreführung", weil ich die \on ihm gegebene Erklärung meiner telepathischen
Versuche nicht mitteile und die Talsache übergehe: „daß Herr Marion sich
weigerte, einen einzigen Versuch mit mir (Fr,) zu machen."
Seite 42 (Jahrgang 26) schreibt Herr Fr. über denselben Versuchsabend: „Als
der sehr liebenswürdige Vortragsleiter meine Bitte unterstützte, erkläre Tlerr M.,
er sei bereit, einen Versuch mit mir zu machen — aber ohne Gewähr. Ich*
lehnte hierauf nicht nur wegen der Bemerkung ,ohne Gewähr' ab, sondern weil
der größte Teil der anwesenden Zuschauer sein Mißfallen über meine Zumutung
zum Ausdruck brachte." Seite 706 schreibt Herr Fr. kurz vor seiner Verdächtigung
: „I c h erschien darum nicht (zur Wiederholung des Versuches. Verf.).
weil ich durch die Vorstellung des Herrn Marion von seiner ausgezeichneten Beobachtungsgabe
überzeugt war." Herr Marion (mein damaliges Medium) hat sich
also nicht geweigert, einen einzigen Versuch mit Herrn Prof. Friedender selbst
zu machen, sondern sich bereit erklärt, alle Versuche unter jeder von Herrn Fr.
beliebten Kontrolle in seiner oder meiner Wohnung zu wiederholen. Die mir
vorgeworfene „Irreführung' scheint mir also — mit Verlaub — auf der Gegenseite
zu liegen, der noch dazu ein weiterer Irrtum unterlaufen ist. Herr Prof. Fr.
hat nämlich zu erwähnen vergessen, daß Herr Marion mit einer Kopfbinde
arbeitete und deshalb seine psychologische Erklärung telepathischer Experimente
durch ausgezeichnete Beobachtungsgabe feiner Bewegungen ganz hinfällig
ist. Zu dieser Erklärung sei er durch einen berühmten Telepathen auf geklärt.
JSr nennt den Namen N i n o f f. Man vergleiche zu dieser Behauptung K r a 11 s
Aufsätze (im Oktober- und Novemberheft d. Z.) und Fr.s eigene Darstellung
über das Farbenraten meines Mediums oder den Bericht Marcinowskis
(November 1926 689—690) über meine Versuche in der M ünchner M e l a -
psychischen Gesellschaft.
Herr Prof. Dr. Friedländer behauptet ferner (Seite 4i): „Zunächst erklärte
M., er sei kein Telepath, und seiner Ansicht nach gäbe es überhaupt keine Telepathie
, sondern nur ,ein Nachempfinden von Gedanken', bei ihm handle es sich
um ein Gedankenfühlen," während sich M. auf allen Anzeigen „Italischer und
Telepath" nennt und natürlich nur gesagt hat: „Ich bin kein Gedankenleser,
denn ,lesen* kann man die Gedanken nicht, man muß sie nachempfinden,, gleichsam
fühlen."
Endlich schließt Herr Prof. Fr.: „Wir ,Professoren der Psychiatrie4 waren
bisher der Meinung1, daß Neurasthenie eine nervöse und Melancholie eine
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