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Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1927.)
„Kronzeugen" eben nicht zu verwenden. Wenn H. sich über die Erdmannsche
Definition des Parallelismus entrüstet, so zeigt er, wie wenig er die ganze
Materie verstanden hat.
4. Hinsichtlich der Radioaktivität des Gehirns und G.s Schlußfolgerung
daraus, daß diese Radioaktivität spezifische Beziehungen zu den psychischen
Prozessen hat, sehe ich meine Einwände durchaus nicht entkräftet. Da auch
andere Organe radioaktiv sind, sind offenbar diese Beziehungen der radioaktiven
Strahlungen zu psychischen Vorgängen nicht so eng und eindeutig,
wie Gl. uns glauben machen will. Ich leugne natürlich keineswegs, daß radioaktive
Strahlungen wie zu andern biologischen Vorgängen so auch zu Gehirnprozessen
irgendwelche Beziehungen haben mögen, nur ist es' eine einfache
logische Folgerung, da auch andere Organe gleich große ja größere Mengen
radioaktiver Strahlungen aussenden können, diese Beziehung nicht derartig-
eng und spezifisch aufzufassen, wie es Glogau tut. Auch die Tatsache, daß
bei geistig Verblödeten, die Strahlung gering war, kann mich von diese-r
Meinung nicht abbringen; es könnte ja auch so sein, ja es spricht manches dafür,
daß überhaupt inaktivere Organe weniger Radioaktivität besitzen als gut
f u nktionierende.
5. Ich habe nicht behauptet, daß „Radium keine Kathodenstrahlen (Herlzsche
AVellen) aussendet", ich habe nur festgestellt, daß man die radioaktiven Strahlungen
nicht zu den Hertzschen Wellen rechnet, Glogau liest also nicht genau
und legt mir falsche Behauptungen unter. Außerdem macht er die Verwirrung
noch größer, indem er jetzt noch die Kathodenstrahlen, die wieder etwas anderes
sind, in die Debatte wirft. Es ist unvorsichtig von Glogau, anderen ganz unbegründete
Ratschläge zu geben, während er selbst sich über die verschiedenen
Strahlungen im unklaren ist. Es fehlt mir der Raum, ihn darüber zu belehren.
Schließlich noch die Bemerkung, daß Glogau offenbar gar nicht verstanden
hat, worauf es mir ankam; ich richte mich weniger gegen den materiellen
Inhalt seiner Ausführungen, sondern gegen die formellen Fehler, seine Logik
und Methodik. Ich will mit meiner Ansicht gar nicht „recht haben", ich wende
mich, wie ich zu Beginn des Artikels sage, in immanenter Kritik im wesentlichen
gegen die logisch unzureichende Art, wie er unter Verwendung ungenügend
analysierter und vieldeutiger Begriffe und Worte glaubte, etwas bew iesen
zu haben, wo bei der Unklarheit der Begriffe noch zahlreiche „Nebenlösungen"
^er Frage vorhanden sind.
Schlußwort.
Bei dem Erraten der Farben trug Herr Marion zeitweilig eine Kopf binde
Bei dcm Versuch, den ich besprach, trug er keine Binde.
Professor Dr. A. A. Fr'iedländer, Freiburg i. Br.
Audi ein Okkultismus-Gegner,
Von Dr. Wilhelm Platz, Gießen.
Für Schriften mit Anspruch auf Wissenschaftlichkeit gilt sonst die ohrenvolle
Verpflichtung, vor allem sich Sachkenntnis erwerben und, hierauf gestützt
, dann erst urteilen. Dem Okkultismus gegenüber glauben weile Kreise
leider immer noch, dieser ersten Verpflichtung enthoben zu sein. Bei flüchtigen
Tageserzeugnissen, wie manche Zeitungen sie bieten, mag das mit Achselzucken
hingenommen werden. Anders, wenn ein sonst ernst zu nehmendes Werk zu
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