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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0374
358 Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1927.)

inneren Wissen (in seinem Bewußtsein und eventuell im Unterbewußtsein)
durchaus in äußerlichen, wenn auch sehr kleinen Anzeichen für den Ilypersen-
siblen bemerkbar, ebenso die schnelle Erledigung im Fall einer Zustimmung";
durch diese feinsten äußeren Anzeichen werde also schließlich die richtige Auskunft
herausgeholt. Man vergleiche hiermit die Schilderung, die Prof. Oesterreich
(„Der Okkultismus im modernen Weltbild", Aufl. 3, S. 57 f.) von den:
Leistungen der Piper gibt — wie sie z. B. Dinge angibt,, über die sich der angeblich
„Ausgeforschte" selber im Irrtum befindet (wie die Piper z. B. das
Geschlecht eines Kindes richtig angab, während jener sich darüber getäuscht
hatte), oder wenn ihr ein Gegenstand aus dem Besitz einer keinem der Anwesenden
bekannten Person vorgelegt wird, und sie dann Mitteilungen über denselben
macht, die sich hinterher als zutreffend erweisen.

Ich beschränke mich hier absichtlich auf Zitierung von Oesterreich, da sein
Buch von D. selber als „beste und einzig in wissenschaftlichem Geiste verfaßte"
Darstellung anerkannt wird; also wenn D. auch kein anderes Werk über Telepathie
gelesen hat, müßte ihm das Unzutreffende seiner Annahme schon aus
dem Buche Oesterreichs klargeworden sein. Kenner der einschlägigen Literatur
brauche ich wohl nicht erst auf die überzeugenden Versuche mit Ossowieckiu. a.,
sowie auf die Publikationen von M. Sage, Chowrin, Tischner, Wasielewski,
O. Fischer usw. hinzuweisen. Nur noch ein weniger bekannter von Uübbe-
Schleiden (Sphinx V, i56) erlebter Fall von „Psychometrie": das Medium, eine
einfache Bauersfrau, hatte bei einem ihr vorgezeigten eingewickelten Gegenstand,
der dem Experimentator selbst unbekannt war, die Vision eines tropischen Urwalds
mit Jagd von Eingeborenen auf eine Schlange, und der Gegenstand erwies
sich als — die getrocknete Rassel einer Klapperschlange! Sind Fälle dieser
Art mit den Annahmen von D. erklärbar? Ich möchte ihm empfehlen, die
zitierten Werke vorurteilslos sich anzusehen, wie auch die Broschüre des von
ihm -- mit vollem Recht — so geschätzten Prof. Oesterreich „Die philosophische
Bedeutung der mediumistischen Phänomene" (Stuttgart 1924). Ganz einseilig
ist auch Dinglers versuchte Erklärung telepathischer Vorgänge durch das sogen.
Muskellesen, das ja in zahllosen Fällen durch die Umstände völlig ausgeschlossen
ist.

Die Bemerkung über die „rechnenden Pferde" (S. 35o) beweist nur, daß D.
diejenigen Fälle nicht kennt, wo der die Rechnung aufgebende Mensch gar nicht
anwesend war, oder auch die Lösung der Rechenaufgabe selber nicht kannte,
so daß dem Pferde durch „unbewußtes minimales Augenzucken des still mitzählenden
Herrn" nichts mitgeteilt werden konnte.

Höchst naiv und bestenfalls wiederum nur durch Unkenntnis der Tatsachen
erklärbar ist es, wenn D. behauptet (S. 352), bei Telekinese und Materialisationen
setze das Medium „die bewegten Massen durch irgendwelche direkte oder
indirekte Berührung (z. B. Hand, Fuß, Nürnberger Scheere usw.) in Bewegung
und produziert vorher mitgebrachte Massen". Es hält schwer, hier nicht satirisch
zu werden. Hat denn D. keines der bekannten Werke von Schrenck-Nolzing,
Geley, Richet u. a. gelesen — oder, wenn ja, wie kann er die krassen Widersprüche
mit den dort beschriebenen Tatsachen begründen — bitte: begründen
, nicht bloß vermuten, annehmen, behaupten! Wenn z.B. Crookes berichtet
, daß sich bei vollem Lichte ein schwerer Eßtisch bis in eine Höhe von
11/2 Fuß über den Boden erhob, oder wenn Prof. Botazzi schildert, daß er (89 kg
schwer) samt seinem Stuhl (^kg) fortbewegt wurde, kann da D. im Ernst an


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