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Kleine Mitteilungen. 363
Es ist ferner nicht zutreffend, daß ich, wie Herr Dr. D. meint, ohne
Zwischenstufe vom krassen Skeptizismus zum überzeugten Spiritismus gelangte.
Ich glaubte im Vortrag klargelegt zu haben ,daß meine amerikanischen Erlebnisse
mir die Anregung zu psychischen Studien gaben, daß aber
mein schließliches Bekenntnis zur spiritistischen Anschauung als Ergebnis einer
ununterbrochenen Kette Experimental Sitzungen (nicht nur mit Berufsmedien,
sondern auch im Familienkreis) zu betrachten ist. Was die Ausführungen des
Herrn Dr. D. über den von mir erwähnten Fall der Knochen betrifft, so
machen mir diese den Eindruck eines ehrlich überzeugten Animisten, dem keine
Erklärungstheorie zu übertrieben erscheint, um die spiritistische Hypothese
auszuschalten.
Während die spiritistisch orientierten Wissenschaftler das Unterbewußtsein
als Vermittler übersinnlicher Wahrnehmungen betrachten, greift Herr Dr. D»
in extremis zu der altmodischen Auffassung, daß das Unterbewußtsein eine Art
Rumpelkammer bildet, in die man „alte vergilbte Papiere" tut. Er stellt eine
Anzahl Fragen, deren Beantwortung einem Unterstützer der spiritistischen Auffassung
keine große Mühe macht. Nur der Animist stolpert rettungslos darüber,
weil er die Logik des Spiritismus nicht anerkennen will. Auf die Beantwortung
der verschiedenen Einwände, welche Herr Dr. D. gegen die spiritistische Erklärung
dieses Phänomens hervorheben zu müssen glaubt, muß ich, wegen
Raummangel, verzichten. Ich möchte nur betonen, daß die von Herrn Dr. D.,
trotz gegenteiliger Versicherung, aufgeworfene Möglichkeit, daß „die Geschichte
R. früher erzählt worden sei, er habe sie aber wieder aus dem Gedächtnis verloren
', doch nicht stichhaltig ist. Als Berufsmusiker darf ich mich
meines zuverlässigen, fast unfehlbaren Gedächtnisses einigermaßen rühmen.
Hätte ich eine solche romantische Geschichte tatsächlich gehört, so wäre sie mir
bestimmt nicht ohne weiteres aus der Erinnerung verschwunden, und zwar
so gänzlich, daß die Bemerkungen der Kinderstimme die Kammer des Gedächtnisses
nicht einmal wieder zu eröffnen vermochte.
Kleine Mitteilungen.
Dritter internationaler Kongrefe für Parapsychologie.
Wir machen unsere Leser nochmals darauf aufmerksam, daß der Dritle
Internationale Kongreß für Parapsychologie (Recherches Psychiques) im Herbst
stattfindet, und zwar ist die Zeit vom 26. September bis 3. Oktober in Aussicht
genommen. Voraussichtlich werden die Zusammenkünfte in der Sorbonne
(Paris) staltfinden. Sämtliche Anmeldungen für Vorträge oder auch £ür den
Besuch des Kongresses sind in Deutschland zu richten an Herrn Dr. Freiherrn
von Schrenck-Notzing, München, Max Josefstr. 3.
Dem Deutschen Nationalkomitee gehören an: Professor Dr. Hans Driesch,
Leipzig; Professor Dr. Karl Gruber, München; Professor Dr. Oesterreich,
Tübingen; Dr. Walther Kröner, Berlin; Dr. Freiherr >on Schrenck-Notzing,
München.
Es ist unzulässig für Teilnehmer nicht französischer Herkunft, sich an das
Zentralkomitee in Paris zu wenden. Das Arbeitsgebiet des Kongresses wurde
bereits in Nummer 7 des Jahrg. 1926 dieser Zeitschrift bekannt gegeben.
Von deutscher Seite wurden bis jetzt folgende Vorträge angemeldet: Dr. Hans
Driesch, o. Prof. d. Philos. an der Univ. Leipzig: „Biologie et Meta-
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