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Kleine Mitteilungen
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Interesse: Lehrer S. in M., Gerichtsreferendar Joachim W. in M., Rittergutsbesitzer
P. in Neu-K..., Graf zu £... in B., Gräfin zu C. auf D., Graf zu S. auf D., Gutsbesitzer
D. in T ..., Oberamtmann B. in K. bei M.
Die Verteidigung der Angeklagten lag in der Hand des Rechtsanwaltes Schandau
in Insterburg.
Parapsychologische Medienforschung.
Im „Neuen Grazer Tageblatt" lesen wir: *
Im Monat April hatten die G r a z e r Okkultisten sozusagen Großkampftage.
Im Aerzteverein war zum ersten Male der Versuch unternommen worden, das Für
und Wider in sachlicher Aussprache zu klären und die Okkultisten hatten einen der
besten Kenner des Tatsachengebietes, den Münchner Arzt Dr. Rudolf Tischner
, ins Treffen geschickt. Die Urania hatte nun den Vorteil wahrgenommen und
den angesehenen Gast auch für einen Vortrag im Rittersaal gewonnen.
An Dr. Tischner besticht vor allem der sachliche, leidenschaftslose Ton; jeder
Unvoreingenommene muß den starken Eindruck bekommen, sich einem ehrlichen,
und gründlichen Wahrheitssucher gegenüberzusehen, dessen Urteil Gewicht hat,
weil es auf persönlicher Erfahrung, reichstem Wissen und dabei kritischer Besonnenheit
beruht.
Der Redner ging von dem sogenannten Zweifrontenkrieg der Parapsychologie
aus, die sich sowohl gegen die starre Zweifelsucht der Betrugshypothetiker, als
auch gegen die Uebertreibungen und die Phantastereien des volkstümlichen Okkultismus
zu wehren habe. Von dem simplen, weitverbreiteten Tischrücken ausgehend,
zeigte er, wie sich hier schon parapsychische Erscheinungen, wie Telepathie und
Hellsehen, als auch paraphysische, wie die Bewegungsphänomene, studieren lassen.
An einigen näher besprochenen Experimenten, die der eigenen Erfahrung entstammen
, zeigte er dann, was man darunter zu verstehen habe. Das besondere
Interesse der Zuhörer wandte sich zwei Tischrücksitzutigen mit Frau S i 1 b e r t
zu, worin unter schärfsten Sicherungen überzeugende Phänomene beobachtet
werden konnten. Die nachfolgenden Ausführungen beschäftigten sich mit den Erklärungsversuchen
der sogenannten Negativgläubigen, die bei den okkultistischen
Beobachtern durchwegs Selbsttäuschung annehmen, verursacht durch Halluzination
, Fremd- und Autosuggestion und bei den Medien betrügerische Absicht und
abgefeimte Trickkünste; — ein bedauerliches Unternehmen, wobei vielfach ehrsame
Menschen mit Schmutz beworfen werden, genau so, wie es den Vorkämpfern
des Hypnotismus widerfuhr. Was beispielsweise der Grazer Forscher K r a f f t -
Ebing und seine Versuchspersonen m Hohn und Verfolgung erdulden mußten,
spotte jeder Beschreibung. Universitätsprofessor Benedikt (Wien) bezeichnete ihn
damals als schwachsinnigen Gelehrten und Harlekin, der sein betrügerisches Medium
zur „Alten" nehmen solle. Ein Kronzeuge der Betrugshypothetiker sei jener
Danziger Technikprofessor, von dem selbst extreme Kritiker, wie Professor Dessoir,
KlinckowstrÖm und Dingwall abrücken und der gläubig die Behauptung eines angeblichen
Entlarvers schluckt, wonach das Teleplasma aus einem Chiffon bestehe,
das von dem betrügerischen Medium in einem hohlen Zahn verborgen werde.
Wie leicht man schweres Unrecht tun könne, lehre das Beispiel Virchows, des berühmten
medizinischen Forschers, der die Nonne L a t e a u des Betruges zieh,
weil sie die blutenden Wundmale Christi autwies, was heute als die Wirkung autosuggestiver
Glaubensinbrunst erkannt wurde. Prof. Benndorf, jener Grazer
Physiker, der die gesamte Parapsychologie als den Faschingsspaß des zwanzigsten
Jahrhunderts bezeichnet habe, nehme die Sache doch zu leicht.
Der uns zur Verfügung stehende Raum verbietet es uns leider, auf Dr. Tischners
vorsichtige Deutungsversuche einzugehen, die den Okkultismus vornehmlich
als ein Problem der Wissenschaft vom Leben hinstellen, wobei das Seelische
immer mehr als das Vorherrschende erkannt werde. Warmer Beifall dankte dem
gehaltvollen Vortrag, der uns einen Blick in das Ringen einer werdenden Wissenschaft
tun ließ. D. W.
Auch eine Levitation.
Das angehende Christentum empfand die Notwendigkeit zu seiner Jesusgestalt
einen Doppelgänger zu schaffen und so entstand die Figur Johannes des Täufers.
Daß es sicn um eine bewußte Verdopplung handelt, erweist der Abstand ihrer Feste
um genau Halbjahrslänge.
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