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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0388
V

372 Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1927.)

Diese Tatsache vermehrt tatsächlich die Schwierigkeiten des Verständnisses zwischen
Wissenschaft und psychischer Forschung."

Nun, die zwei Monate der Experimentalforschung mit Willi verliefen ohne
eine erfolgreiche Sitzung. Das Komitee löste sich auf und sein negatives Verdikt
wurde sicher von den Gegnern der psychischen Forschung als eines der Dokumente
aufgenommen, welche die Echtheit der psychischen Phänomene wiederlegen. „Indessen
", bemerkt T h i r r i n g , „dieses Verdikt verliert sein Gewicht mit Hinsicht
auf die Umstände, unter welchen es gegeben ist. Es wurde durch Majoritätsbeschluß
erzielt und stimmt nicht mit der Meinung jener Komiteemitglieder überein
, welche wirklich die Forschung geleitet haben."

Die von Prof. T h i r r i n g selbständig fortgeführten Versuche mit Willi waren
von Erfolg begleitet unter einwandfreien Bedingungen. Der Gelehrte schloß seine
Ausführungen mit dem Hinweis, daß er nicht beabsichtige, Skeptiker zu bekehren,
sondern die Mißgriffe aufzuzeigen, welche von beiden Seiten gemacht werden.

Prof. T h i r r i n g erinnert daran, daß die Sitzungen mit Willi erfolgreich
waren, wenn die Atmosphäre in der Teilnehmerschaft dem Medium gegenüber
wohlwollend und freundlich war, daß aber eben diese Tatsachen von den Kollegen
als verdächtig angesehen wurde. „Ich kann nicht helfen," sagt Prof. T h i r r i n g ,
„diesen Standpunkt als falsch anzusehen. Denn wenn — wie schon der Name
sagt — die Phänomene in Zusammenhang stehen mit des Mediums psychologischer
Leistung, dann können wir nicht erwarten, sie unabhängig von seinem mentalen
Zustand zu erhalten. Es ist deshalb einer der Irrtümer der Gelehrten, des Mediums
Gefühle nicht zu beachten. Sie behandeln das Medium als einen angeklagten Verbrecher
anstatt als das menschliche Objekt einer sehr delikaten Forschung."
Einen noch schwereren Vorwurf hat Prof. T h i r r i n g den Gelehrten zu machen
wegen der oberflächlichen Art und Weise, in welcher sie die Dinge behandeln.

„Während der Tätigkeit unseres Komitees," bemerkt Prof. T h i r r i n g, „hätte
ich meinen Kollegen die lächerlichsten Lügen über sog. Tricks des Mediums sagen
können, sie hätten dieselben wie ein Evangelium als Wahrheit angenommen und
hätten ein offizielles Urteil darauf basiert, ohne irgendwie meine Behauptungen
zu prüfen. Da aber meine Beobachtungen für das Medium günstig lauteten, bezweifelten
meine Kollegen nicht nur dieselben, sondern sie wollten meine Argumente
gar nicht hören. Mit anderen Worten, sie gingen mit einem Vorurteil an
die Forschung. Die Erklärung für diese Haltung (welche als äußerst unvereinbar
mit wissenschaftlichen Methoden erscheint) liegt in der anscheinenden Absurdität
und physikalischen Unmöglichkeit der Phänomene. Jedes Argument gegen dieselben
scheint vernünftig und wird ohne Zögern angenommen. Jedes Zeugnis
zugunsten der Echtheit derselben wird mit größtem Argwöhn behandelt..."

Prof. T h i r r i n g sagt zum Schluß u. a., daß ein modus vivendi zwischen den
Gegnern gefunden werden muß. Die Gelehrten müssen lernen, daß der moderne
psychische Forscher so wenig ein abergläubischer Tor ist, als ein Chemiker ein
Alchemisfc oder ein Astronom ein Astrologe. General Peter, München.

^Quarterly Transactions of the British College of Psychic Science. Vol. V. Nr. 4.
Januar 1927.

Dr. Eugen Osty, der bekanntlich streng vom Experiment ausgehende Forscher
, faßt in einem interessanten Aufsatz seine jahrelangen Untersuchungen auf
dem Gebiete übernormalen Erkennens in lebendiger knappster Form zusammen
(vgl. sein nicht verdientermaßen beachtetes Werk „La connaissance supranormale"
1923 und die zahlreichen trefflichsten Versuche in der „Revue Metapsychique").
Der Aufsatz heißt: „Die menschliche Persönlichkeit, wie sie heute dargestellt wird
a) von der offiziellen Wissenschaft, b) von der metapsychischen Wissenschaft."
Eine Vorlesung im Metapsychischen Institut, Paris. Eigens übersetzt und für das
British College of Psychic Science vom Verfasser durchgesehen.

O. gibt eine knappe Uebersicht über das, was der heutige Biologe, Physiologe,
Physiker und Psychologe zum menschlichen Psychismus zu sagen weiß. Es ist,
wie wir alle wissen, herzlich wenig. Sie alle können einfach auf Grund der bisher
offiziell beigebrachten Daten nicht anders urteilen, als daß zwischen der vegetativen
und psychischen Tätigkeit im Menschen nur ein Zweckunterschied bestehe,
und daß die menschliche Persönlichkeit zwischen der Befruchtung des Eis und dem
Körpertode beschlossen sei.


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