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uns durch mehrjährige persönliche und schriftliche Be/iehungen befreundet
fühlen durften.
Seinem edlen Optimismus, der es als hitlere Zurückselzung empfand,
auf dem Naturforscherkongreß in Düsseldorf im Jahre 19**0 nicht zum Worle
kommen zu dürfen, da man sich über die Zuweisung seines angekündigten Vortrages
über die Bedeutung der Parapsychologie in eine bestimmte* Disziplin nicht
einigen konnte — diesem Optimismus gegenüber \ersagle auch anfänglich
glücklicherweise die Erkenntnis von der Rettungslosigkeil seines Zuslandes.
Er mochte wohl instinkti\ fühlen, daß er noch so viel für die parapsychologische
Forschung und deren wissenschaftliche Anerkennung leisten könne und
müsse! Immer wieder betonte er bis in die letz'e Zeit, daß die Rekonvaleszenz
nur langsame Fortschritte mache, und daß er, viel Schm rzen leidend, nur
schwer arbeiten könne. Aber er arbeitete bis zuletzt für uns und unsere
Sache! Ein unerbittliches Geschick zwang ihn schließlich, die Feder aus der
Hand zu legen und, schon entkräftet, sich als besiegt zu geb3n. So ging er
dahin, als der Treuesten, und Emsigsten einer, und als Philosoph, der um die
Geheimnisse des Daseins sich bemühte, durchschritt er auf der Höhe des Leb >ns
die dunkle Pforte des Todes. Sein Andenken bleibt mit unserer Zeitschrift
aufs innigste verbunden!
Im Namen \on Redaktion und Verlag: Dr. Suniicr.
Professor Dr. med. et phil. Karl Gruber.
(Gest. am 18. Juni 1927,)
Sein Werdegang und Lebenswerk.
Ton Dr. A. Freiherrn \ on Schrenck-Notzing.
Karl Gruber entstammte einer Gelehrtenfamilie und wurde am 8. Oktober
188t als Sohn des Zoologieprofessors August Gruber in Freiburg (Breisgau)
geboren. Der Anatom Wiedersheim, der Zoologe Wasmann, der Gynaekologe
Hegar gehörten zu seinen nächsten Verwandten. Unter Naturforschern, in
wohlhabenden bürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen, zeigte er schon als
Knabt Interesse für die Natur und ihre Gesetzmäßigkeit, so daß er nach Ab-
sohierung des Gymnasiums sich für das Studium der Medizin entschied, um
auf diese Weise sich eine allgemeine naturwissenschaftliche Bildung anzueignen.
1900 promovierte Gruber und bekleidete dann zwei Jahre hindurch unter
Geheimrat Bollinger die Assistentenstelle am pathologisch-anatomischen Institut
in München. Damals erschienen als erste Früchte seiner wissenschaftlichen
Tätigkeit einige kleinere Aufsätze aus seinem \rbeitsgebiet. Grabers Jlan«? zur
experimentellen induktiven Forschung und zum S'udium der allgemeinen Zusammenhänge
einerseits, und seine materielle Unabhängigkeit andererseits bestimmten
ihn, unter Verzicht auf praktische ärztliche Tätigkeit, sich ganz der
Biologie zu widmen. So finden wir ihn 1908 bis 191a als Schüler des Zoologen
, Geheimrat Hertwig, in dessen Institut mit experimentellen Arbeiten über
die Kleinlebewesen des Südwassers beschäftigt, sowie über Vererbungserscheinungen
. Die Früchte dieser Bestrebungen sind wiederum in einer Reihe von
Spezialaufsätzen in Fachzeitschriften veröffentlicht. 1912 habilitierte sich
Gruber als Dozent für Biologie und Zoologie am Polytechnikum in München
und wurde 1921 zum a. o. Professor ernannt. Seine "\ orlesungen betrafen die
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