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Zeitschrift für Parapsychologie. 7. Heft. (Juli 1927.)
zweiten Serie von Sitzungen mit Willy, sowie hei den gelegen Iiichen Versuchen
mit Willys Bruder Rudi funktionierte er hauptsächlich als Kontrollperson,
was ihn in die Lage versetzte, fortlaufend werlvolle Beobachtungen über die
Psychologie des mediumistischen Tranceznstandes und die Genese der lelekine-
tischen Phänomene zu machen. Durch Beobachtungen an >erschiedenen Versuchspersonen
, ohne Anwesenheit des Verfassers, in seiner eigenen Wohnung,
unter seinen eigenen Versuchsbedingungen, wurde Gruber in die Lage verselzt,
die Richtigkeit der Feststellungen in meinem Laboratorium unabhängig nachzuprüfen
.
Neben seiner praktischen Tätigkeit auf dem Gebiet der Paraphysik vernachlässigte
unser Gelehrter keineswegs das Gebiet des psychischen Transferts und
der Psychometrie. Er berichtete hierüber wiederholt in der Gesellschaft für
metapsychische Forschung in München. Seine letzte größere Veröffentlichung
erschien im August 1926 in der Zeitschrift für Parapsychologie mit der Aufschrift
„Ein Beitrag zum Problem des Hellsehens", und betrifft kryptästhetische
Experimente mit dem Architekten 0. IL Strohmeyer. Auch die Zeitschrift
„Erde" (Leipzig) brachte mehrfach wissenschaftliche Beiträge aus seiner Feder,
so 1925 einen Aufsatz „Kosmobiologische Zusammenhänge" und 1926 eine
Studie „Telepathie bei Mutter und Kind", die mehrfach nachgedruckt wurde.
Die Beschäftigung mit der Parapsychologie bedeutete für Gruber eine
wesentliche Bereicherang seines Lebensinhaltes. Sein beweglicher Geist, sein
aus Anlage und naturwissenschaftlicher Erziehung entstandener Trieb, die ein-
drucks>ollen Erlebnisse auch begrifflich zu verarbeiten, d. h. Zusammenhänge
und Beziehungen okkulter Phänomene, z. B. zu bekannten Tatsachen der
Biologie zu finden, führten ihn dazu, in einem überschaulichen Gesamtbild
seine persönlichen Erfahrungen zusammenzufassen.
So entstand 1920 das Werk „Parapsychologische Erkenntnisse" (Drei-
maskenverlag, München;. In der Einleitung hierzu lehnt Gruber es ab. um
die Gunst der Schulwissenschaft zu buhlen, ihre Gnade zu erbetteln, sondern
er will lediglich seinem Drang nach Wahrheit und Erkenntnis folgen, unbeirrt
durch aktive Angriffe und passive Resistenz. Er will das Bestehen und Wirken
eines in allen Menschen \orhandenen Naturgeschehens zeigen, das, sich nur sparsam
nach außen hin zu erkennen gebend, die parapsychologische Erscheinungs-
^velt hervorruft. Denn dieses Problem führt immer wieder zur kardinal frage
der Menschheit: nach dem Ursprung und Wesen des Lebens.
Nach einem geschichtlichen Ueberblick behandelt unser Autor die Grenzgebiete
Unterbewußtsein, Suggeslionslehre, die Aulomatismen und die Spaltung
der Persönlichkeit. Dann folgt ein Abschnitt über die parapsychischen und
paraphysischen Erscheinungen. Der Schluß enthält Deutungen und Folgerungen,
Zusammenhänge und Ausblicke. Bei Besprechung der spiritistischen Hypothese
gibt Grub >r zu erkennen, daß er, seinem ganzen naturwissenschaftlichen Werdegang
entsprechend, zur animistischen Auffassung neige. Die Tatsachen der
parapsychologischen Erscheinungswelt lassen sich trotz etwa möglicher Fehlerquellen
in der experimentellen Forschung und Beobachtung \on Spontanphäno
menen nicht mehr zerstören. S *ine Anschauung über die Genes° der Materiali-
sationsphänomene, über die Rolle der Imagination und ldeoplastie, über die
Beziehungen zwischen Mediuniismus und Magie decken sich mit denen des Referenten
, so daß ein weiteres Eingehen darauf nicht no,wendig erscheint
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