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Ca/zamalli: Ueber die Kritiken von Tischner, Driesch und Glogau. 397
Kohren wir zu den kritischen Bemerkungen zurück. Tischner bringt, und
zwar in Uebereinstinnimng mil "Rene Sudre, an zweiter Stelle seiner Kritik
den Zweifel zum Ausdruck, daß die elektromagnetischen Schwingungen vom
Gehirn ausgingen, sie könnten gerade so gut vom Herzen, vom Rückenmark
und von den Muskeln ausgehen; daß ferner bei den psychischen und parapsychischen
Phänomenen hinsichtlich der Strahlungen der Ernolionsfaklor dem
Vorslellungsfaktor überwiegend sei. daß sich infolgedessen die Ausstrahlung auf
die Erregung zurückführen lasse als eines Zuslandes des Körpers und nicht des
Geistes.
Bei Bewegungen von Anwesenden in der Isolierkammer und besonders bei
Muskeltätigkeit und Kräften ist der Ausschluß leicht. Während der jüngsten
angeführten exporimentalen Gegenbeweise wurden trotz der Unterhaltungen
und der lebhaften Bewegungen, selbstverständlich nicht im Rücken der Apparate,
diese letzteren durchaus nicht beeinflußt. Betreffs der Rolle, welche die Gemütsbewegung
bei der Hervorrufung \on Strahlungen für die physiologischen
Beziehungen der Eingeweide spielen könnten, die sie begleiten, ist es angebracht,
wenn auch kurz, so doch ein wenig weiter ausholend, darauf einzugehen,.
Dennoch hat &ie somal^che Theorie von den Emotionen eines Lange-Iames,
wenn ihr auch das große Verdienst nicht abzustreiten ist, wieder das Studium
des Produktions- und Entwirklungsmechanismus auf rein physiologischem Gebiete
zur Geltung zu bringen, wobei sie weite Ausblicke gewährt — riesenhaft,
wie dies stets bei glücklichen Theorien de^ Fall ist, auf das Gemüt des Psychologen
eingewirkt, so daß diesen die beiden Ausdrücke: emotionales Phänomen
und Eingeweidereaktionen un/er trenn] ich werden. Ich kann mich der Sudre-
schen Synthese gegenüber: ,,Gest par les visceres qu'on est emu", der sich
Tischner anzuschließen scheint, nicht reserviert genug verhalten, insofern die
äußeren Phänomene der Gemütsbewegungen von größerer Bedeutung sind als
der Exzeß. Anderseits kann die Schlußfolgerung, die er >on \bramoschio über
das psychogalvanischc Experiment anführt: „G est une mesure dordre corporel
et nou d ordre spirituel", nicht im geraden Gegensatz zu der Deutung meiner
Resultate gesetzt werden, wie wir im uaehtoigenden sehen weiden.
Nur zu häufig ist der Ausgangspunkt der Gemütsbewegung — als das sine
qua nou unbeachtet geblieben, daß es jener psychosensorielle, zerebrale
ist. Nun ist in einem Gehirnlosen, ich rede nicht >on einem dekortikaten
Sensorial-Sensitiven, die Emotion unmöglich: anderseits hätten wir den Fall zu
setzen, daß alle Sinne ausgeschaltet seien und auch der Weg zu Anregungen
verschlossen wäre, die allein die Emotionen zu bestimmen vermöchten. Im
zweiten Fall aber würden noch die nmemonischen emotionalen Revibrationen
möglich sein und diese in bezug auf die Eingeweideanreizungen.
Es liegt also ein Moment vor, wobei die Emotion auf die sinnliche Empfindung
, die Perzeption. zurückführbar ist, d. h. sie ist in einem Ynfangs-
stadium vorzugsweise sensoriell. Infolgedessen breitet sich der Nervenslrom,
selb.sf wenn in dem Zeitmaße alles als gleichzeitig erscheint, aus, indem er das
gan/e Gefäßeingeweide und endokrine Orchester zur Mitwirkung heranzieht und
durch den Sympathikus die erweiterten Motive empfängt und so fort.
Anderseits ist es eine allgemeine psychobiologische Erkenntnis, daß die
somatische Teilnahme größer oder kleiner sein kann je nach den Subjekten und
in demselben Subjekt je noch den Momenten.
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