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Zeitschrift für Parapsychologie. 7. Heft. (Juli 1927.)
Es liegen also Bewußlseinsbedingungen vor. die entweder \or dem emolio-
nalen Antrieb vorhanden sind oder von demselben durch ihre ungeheure Heftigkeit
bestimmt werden, welche die somalische Mitwirkung seitens der Eingeweide,
wie sie sich aus den äußeren Manifestationen herleiten kann, gleichsam auf den
Nullpunkt zurückführen. Es würden diese Tatsachen einer leichte i pvvcho-
biologischen Kontrolle genügen (wer iie neurologische Kriegserfahrung gehabt
hat, wird sich zehn solcher klinischen Beispiele erinnern), um sich schlüssig /u
werden, daß es an der Zeit ist, sich von den exklusiven Fällen der somalischen
Vorstellung der Emotion loszusagen. Diese Erscheinung wird zweifellos neue
Aufklärungspunkte aus den Forschungen über die Gehirnausstrahlungen bieten.
Tischner und Sudre sind also in betreff der ersten Experimente meines Berichtes
der Ansicht, daß diese zu beweisen scheinen, daß die Entsendung dieser
Wellen sich nicht vollzieht, wenn ein Gedanke vorhanden ist, sondern wenn eine
Emotion vorliegt.
Bezüglich des Fräulein Maggi nun ist es durchaus nicht erfindlich, ob eine
Oberherrschaft des emotionalen Faktors über jenen rein intellektuellen vorliegt
(wobei ich bemerke, daß die laufende Terminologie wegen ihres vereinfachenden
Schematismus weit entfernt ist von dem harmonischen Inbegriff des
biologischen Phänomens). Sogar im genausten Sinne muß ich sagen, daß,
wenn es — selbstverständlich immer cum grano salis — psychisch fast anemo-
tivische gibt, so sind es wahrscheinlich jene des spontanen Trances, des Zu-
standes der Hypnose der Maggi. Uebrigens geht das nicht emotive Stadium
als ein somatischer Reflex, — und sie vermag uns allein zu dienen, um den
emotiven Faktor des sensitiven Mediums wahrzunehmen und zu bestimmen
während seiner Vision (dem halluzinatorischen Zustande) klar aus der \on mir
beschriebenen Phase hervor: „das Gesicht ohne jeglichen Vusdruck'*.
Und dies bezieht sich auch auf die Zustände des spontanen Trances mit
originellen Bildungen und der automalischen Schrift. Unter gleichen Bedingungen
befand sich auch das Subjekt 7, als es den beschriebenen halluzinatorisch
hypnotischen Zustand darbot.
\i^lleicht kann aus einem Ausdruck von mir sich eine Zweideutigkeit gebildet
haben, wodurch ich dem kritischen, scharfen \ erstände eines Sudre und
Tischner den betreffenden Satz suggeriert habv\ Da war z. B. der Aufdruck
4„wenn die sensoriellen Erscheinungen des Subjekts (halluzinatorische Gesichte
von einer tiefen Leidenschaftlichkeit beeindruckt) stärker werden, so hörte man
in dem Hörer ein Pfeifen usw.''. Hierbei muß ich indes erklären, diß betreffs
der leidenschaftlichen Färbung gewisser provozierter Halluzinationen e* nicht
in meiner Absicht lag. ein » emotionale gleichzeitige Manifestation zu behaupten.
Was gewiß nicht ausgeschlossen sein kann, das ist ein Zustand von affektiver
Belastung oder von emotivem Potential. Aber dieser Zustand gewinnt
durch di" nämliche sensorielle Tätigkeit des Gehirns.
Und (s geht noch weiter. Di" Versuch'1 mit d<m Subjekten 8 und 9 (im
akuten Stadium halluzinierend 8 - . im chronischen 9 — ) haben, wie es
im Bericht gesagt wurde, positive Resultate gezeitigt. ISunmehr erklärte ich be-
trefls des Subjektes 9 ausdrücklich, daß „die psycho>ensoriellen Unruhen noch
außerordentlich lebhaft waren, obgleich gewohnheitsgemäß der
emotiven Reaktion beraubt4'
Zum Schlüsse möchte ich noch aui' ein Experiment hinweisen. \on dem ich
hoffe, daß es Tischner und Sudre überzeugen wird, von der Emotivhypothese
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