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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0419
Caz/amalli: lieber die Kritiken von Tischner, Driesch und Glogau. 403

verpflichtet, ihn zu verleidigen, wie ich auch niemals zu ihm meine Zuflucht genommen
, noch ihn mit meinen Experimenten in Zusammenhang gebracht habe.

Doch kann ich mich nicht enthalten, Herrn Driesch zu bemerken, daß sein
eben angeführtes Beispiel, womit er indirekt (nämlich auf Grund der Kritik zu
der parallelistischen Theorie) glaubt, ein dialektisches Hindernis der Feststellung
von Gehirnstrahlen entgegenzusetzen, nicht nur nichts gegen meine Experi-
menlalresultate besagt, sondern nicht einmal von Werl ist für die gegnerische
These einer telepathischen Deutung.

Kurz, das Beispiel erfaßt das wahrhaft halluzinatorische Phänomen durchaus
nicht in seinem ganzen Wesen, aber als tote Hülle zu unserer posthumen Beobachtung
, und gelangt in ganz subjektiver und empirischer Wreise wieder zum
Leben, zum Gebrauch und zur Verwendung unseres beobachtenden Ichs. Wie
kann uns Driesch versichern, ,,daß der sich in Gefahr befindende nicht seine
eigene Erscheinung wahrnimmt," wenn das psychische Phänomen des kinemato-
graphischen Gedächtnisses bei den im Sterben liegenden Personen — soweit aus
den Berichten der wieder ins Leben gerufenen hervorgeht — gerade ein wahrhafter
Traum, der bedeutungsvollste Augenblick des eigenen Lebens ist, dessen
Mittelpunkt das physische und psychische Ich bildet, und zwar in derselbe»
Lebhaftigkeit, wie wir selbst während des gewöhnlichen Traumes in Tätigkeit
treten?

Nun betrifft aber die telepathische Vision im allgemeinen Subjekte, welche
durch Eindruck mit dem „Phantom4, der Person verbunden sind, deren Tod
in der Folge bekannt und bestätigt wird. In diesem Falle würde es absurd
sein — und hier gehen wir betreffs der Unzulänglichkeit des psychomecha-
nischen Parallelismus einig — die Frage durch dialektisch-künstlich gewählte
Beispiele lösen zu wollen.

Da die Tatsache voi liegt, so ist meiner Ansicht nach eine Erklärung vor
allem auf Grund der Kenntnisse zu suchen, die wir vom zerebralen psycho-
phvsischen Mechanismus haben, ehe Inan seine Zuflucht zu biopsychologischen
oder gar philosophischen Hypothesen nimmt.

Wenn nun das vereinfachende Mechanisierenwollen der psychischen oder
metapsychischen Phänomene auf einem Irrtum beruht, eine derartige Auffassung
also eine Täuschung (und in dem guten Kampfe gegen den mechanistischen Absolutismus
ist Driesch ja Meister), würde es ebenso ein noch größerer Irrtum
sein, jene Daten einer wissenschaftlichen Beobachtung, welche mit der Entstehungsart
bestimmter Phänomene enger verknüpft sind, außer acht zu lassen
und von dem biophilosophischen Antrieb fortgerissen, sich ins Weite zu verlitten
. Ist hier vielleicht zu bedenken geboten (wie Driesch es den Verfechtern
d(S elektromagnetischen Gedankens der zerebralen Tätigkeit auferlegen möchte),
daß damit ein biologisches Phänomen eintrete, eine Zone der zerebralen Hirnhaut
des Agenten das eigene Bild unter der Gestalt von Schwingungen hervorbringen
müsse, welche darauf ausgehen, in der homogenen (gleichartigen) Zone
der Hirnrinde des Perzipienten eine ähnliche Bewegung mit Wiedergabe des
Bildes des Agenten zu bestimmen.3

Aber wenn uns unsere gewöhnliche psychologische Beobachtung zeigt, wie
der geringst bestimmte und beschränkteste Sinneseindruck (eine
Geruchsempfindung zum Beispiel) ein Gefolge von Bildern erwecken kann, das
ein ganzes mnemonisches psychosensorielles Panorama bestimmt? Und dann.

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