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Bei dieser Gelegenheit muß ich mich auch den Kritikern zuwenden, die behaupten
, daß in meinem ersten Berieht jene allgemeine These ausgesprochen sei,
wonach die Gehirnwellen teilnehmen an „einer Reihe >on elektromagnetischen
Schwingungen verschiedener Natur, die unter bestimmten Bedingungen ^om
Gehirn ausstrahlen, und zwar in Verbindung mit den her\orzurufenden Wirkungen
/'
Wenn aber während eines bestimmten physichen oder metaphysischen Phänomens
es sehr wahrscheinlich wird, daß das menschliche Gehirn Strahlungen
von verschiedener Wellenlänge entsendet, so gestatten die \on meinen Apparaten
hierüber gemachten Aufzeichnungen dennoch die Behauptung, daß während der
Entwickelung jenes Phänomens strahlende Schwingungen von Rezeptoren festgehalten
wurden \on beispielsweise Wellen >on 10 Meter, ohne daß damit
irgendeine andere Möglichkeit ausgeschlossen sei, welche besagter Apparat nicht
zu registrieren vermochte/ Während der hypothetischen radioaktiven Gehirnausstrahlung
noch nicht eine anerkannte Radioakthität der Nervensubstanz
oder anderer Organe des menschlichen Körpers zur Seite steht, ist dagegen der
Reaktionsmechanismus des Zellenproloplasmas im allgemeinen und das der
Nerven im besondern nunmehr klai festgelegt als bioeleklrischer Natur (Sh*~
rrington, Bechterew, Kappers usw.).
Von der Entdeckung Gahanis bis zu den Forschungen über die Geschwindig-
keit der Nervenleitung eines Helmholtz, bis zu den jüngsten Studien von Alha-
nassin im Laboratorium \on Richet über die in den Nerven zirkulierende Ener-
gie, von den Experunentalversuchen eines Newton, Kaller, Matteucci, Tlelm-
hoitz, Pawlow über die Jonentheorie der Ner\en- und Muskelerregung, wonach
die Nervenzentren periodisch funktionieren in Beziehung zu periodischen
Aktionen, die sich in den Nervenzellen zutragen — bis zu den Forschungen \on
Ostwaid und Kistijakowski, wonach solche Aktionen von periodischen Variationen
der elektromotorischen Kraft begleitet werden, bis schließlich zu den Experimenten
von Fröhlich, welche zu der Theorie von der Aussendung elektromagnetischer
Wellen aus den funktionierenden Nerv enzeilen führte, und zu
Lasa^eff, der experimentell die allgemeinen periodischen Ströme aus den in
Aktion befindlichen Ner^enzentren kontrolliert hat, konnte auf indirektem
4 Wege die Theorie von der Aussendung elektromagnetischer Schwingungen au<
den Nervenzellen ihre vollgültige Bestätigung finden. Es ist das alles eine lange
Reihe von Forschungen, Studien und Experimenten von ungeheurer Wichtigkeit
, welche uns bedeutend der Kenntnis des innern (bioelektrischen und eleklro-
magne tischen j Mechanismus der Neivcn — und mithin also auch der zerebralen
Funktion näher bringen. \on diesen auf biologischem Gebiete erhärteten Tatsachen
darf man nicht abstrahieren, wenn es sich um die Deutung physischer
Phänomene auf dem Gebiete der biophysischen Forschungen handelt.
Auch darf nicht außer acht gelassen werden, daß Lasareff, wie ich in
meinem ersten Bericht ausgeführt habe, betreffs der Ausstrahlung von elektromagnetischen
Wellen aus den in Aktion befindlichen Nervenzeniren geschlossen
hat, daß deren charakteristische Länge nach seinen Berechnungen 3ooo km
sein müßte.
Wie man sieht, sind wir betreffs der Wellenlänge der Gehirnausslrahlungen
gerade zu dem entgegengesetzten Pol der oben dargelegten Anschauungen gelangt
.
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