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der inneren Oberfläche der röhrenartigen Verlängerungen und der Anionen aul!
der innern Oberfläche der protoplasmischcn Verlängerungen sowie des Zellen-
körpers.
Während die äußeren Oberflächen eine entgegengesetzte Ladung haben würden
, könnten die Kationen eventuell zu anderen Neuronen übergehen und die
funktionelle Tätigkeit dürfte dazu dienen, beständig die elektrische Polarisation
aufrechtzuerhalten.
Nun muß man aber auch die Daten, die wir besitzen über die Prozesse der
Reaktivität, des lebenden Protoplasmas im allgemeinen sowie jenes der Nerven
im besonderen richtig einschätzen und in Erinnerung bringen, daß diese durchaus
für einen bioelektrischen und elektromagnetischen Mechanismus der Nerven-
tätigkeit sprechen.
Onimus hat nur zu recht, wenn er behauptet, daß ,,es kein Leben ohne,
chemische Aktion gibt, noch eine chemische Vklion ohne Erzeugung von elektrischen
Strömen4'. Und ebenso hat Brugia recht, wenn er sich auf die Lehre
Mendelssohns beruft, die auf dem \on der reinen Physik anerkannten Prinzip
beruht, daß jede Kollision, jede Störung des Gleichgewichtes, jede materielle
Bewegung molekülare Spaltungen und Befreiung der Jone mit sich bringt, daß
die Jonen von entgegengesetzten Zeichen sich befinden und in verschiedenen ^ er-
mählungen neue Moleküle bilden, daß die anderen \erbliebenen oder zurückgekehrten
in freiem Zustande sich mit (negativer) Elektrizität laden gleich
Elektronen oder elektrischen Atomen und eine statische Energie hervorrufen,
wenn sie unbeweglich sind, eine magnetische oder \on Dauerstrom bei
gleichförmigem Fluß; elektromagnetische, wenn sie sich ohne Gleichförmigkeit
oder Periodizität bewegen. So daß nach .Mendelssohn die elektromotorischen
Kräfte des organischen Lebens gerade der Jonisierung d?r Kolloid-
clektrolyse zu \erdanken seien, was auch ^on den Ladungen der kolloiclaljoneu
mit hohem Potential gilt. Ein Begriff, der jenen widerspiegelt von den Konzen
trationssäulen eines Nernst und die Ruffini mit der richtigen Wahrnehmung
ergänzt, daß die Nervenströme den Gesetzen der Nenenpolarität folgen müssen
— wie es bei den Nährströmen, den anabolischen und katabolischen, der Fall
ist —, indem sie um sich herum ein magnetisches Feld schaffen oder auch echte
und eigene elektromagnetische Ströme, wie es bei jedem unbegrenzten Potential
geschieht, und ohne Aufwand von geringster Schnelligkeit, da es sich ja um
Part:zellen bar jedes Druckimpulses oder Intensität handelt. Nach diesen Prinzipien
würde die Leistungsfähigkeit der Ner>enaxe abhängen nicht etwa >on einem
homogenen Prozesse, sondern ^on einer Reihe von Piozessen ('mechanischen oder
chemischen Aktionen) der Jonisierung von Kolloiden, Differenzierungen und
Poterizialstürzungen sowie der Bildung >on mikropsychischen Strömungen, die
wie aufeinanderfolgende Phasen eines komplexrven dynamischen Phänomens die
Erregung zur Reaktion gelangen ließen. Und das geschieht nun in einer Fülle,\on
Harmonie, ebenso mit einer Langsamkeit der Nervenumselzung, daß, da sie ^on
Hclmholtz unzureichende Erklärung fand, er selbst zum Gegner der Elektro-
biologie wurde.
Eine solche Bewegung von Jonen in Begleitung von bioelektrischen
Variationen nebst mitfolgenden elektromagnetischen Schwingungen erscheint als
die sicherste Grundlage für die Fernwirkungen — nicht der humoralen, sondern
der elektrischen — seitens der Ner\enelemente.
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