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Ca77amaIIi: Ueber die Kritiken \on Tischner, Driesch und Glogau.
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Lud das ist, was auch die histologische Wirklichkeit sein mag, oh sie in dem
am lang reichen Netz eines Golgi oder in der neuronischen Annäherung eines
Cajal zu suchen ist. da ja irgendwie immerhin das endozellulare Gewebe
Donaggios die Erklärung hierfür zu erleichtern scheint.
So findet sich also ein Grund für das Vorhandensein eines ansehnlichen
i mfangs vieler INeneneleniente auf der einen Seite und die unermeßliche Zahl
(über fünfeinhalb Milliarden) \on Cortikalzellen auf der anderen Seite, welche
in Wahrheil einen Ersatz bieten für die psychologische Notwendigkeit, viele
Elektronen aufzunehmen und zu erhalten, und zwar nach dem physischen Gesetz,
daß die elektrische Kapazität (Kraft) sich im proportionalen Verhältnis zu der
Menge aufgelösten Stoffes verhält.
Lidiglich ein solcher phantastischer Reichtum von harmonisch operierenden
Elementen vermag die wunderbare Ausarbeitung von unzähligen, verschiedenen,
ausgedehnten und unergründlichen psychischen Dynamismen verstehen zu lassen.
„Es ist Tatsache,'* schreibt Bechterew, „daß jedes Zerebralzentrum ein
Energieakkumulator ist, der ihm erlaubt, inaktiv zu bleiben, bis diese letzteren
einen gewissen Grad von Spannung erreicht haben: er nimmt einfach den Strom
nieder auf, der ihm beständig zufließt/*
Warum soll also nun im Gehirn nicht jeder elektrische Strom gleich jeder
elektrischen Strömung auftreten, um sich herum ein magnetisches Feld herrichtend
, unter Induzierung der untätigen diaslaltischen Bogen?
Lasareff erklärt auf Grund der Theorie von der elektromagnetischen
Irradiation die Wieder\erstärkung der Gehörsensationen im Falle einer gleichzeitigen
Reizung des Ohres. Diese Verstärkung wurde von Urbanlschilsch entdeckt
und \on ihm weiter ausgebaut.
Ich ersehe für gewisse Phänomene wie die des Farbenhörens keine andere
deutliche Erklärung. Als besonders geeignet, wenigstens als Prämisse, erscheinen
mir die Worte von Loeb betreffs des assoziativen Gedächtnisses, d.h. die Prozesse
der sensoriellen Resonanz: ,,Es gibt heute eine Richtung, das anatomische
und histologische Studium des Gehirns zu erfassen, als dei am meisten für die*
Analyse dieser Funktion versprechende W eg. \\ ollte man dem Mechanismus des
assoziativen Gedächtnisses vermittels der histologischen oder morphologischen
Methoden auf die Spur kommen, so dünkt mir das genau so, als wenn man
dadurch zur Erklärung clor Dynamik der elektrischen Phänomene zu gelangen
vermeint, daß man den Telegraphendraht senkrecht durchschneidet und ihn
mikroskopisch untersucht, oder sich mit der Aufzählung und der örtlichen
Boschreibung des Telephonnetzes einer großen Stadt abgibt.
In der Tat verbindet schon seit Zeiten das Experiment die Reflexe mit
dem sensoriellen Triebwerk und unter diesen und den expressiven Instrumenten
erscheint die Konduktivilät als eine gegnerische Verbindungseigenschaft, wohingegen
die Koordination das Gedächtnis, die Assoziation keine Bedeutung von
partikularen Wesenheiten annehmen, sondern sich in Verbindung von Kräften
lortpflanzen. \\ enn die Erregung der Sinnesorgane in zellulipetaler Richtung
entlang den Projeklionswinclungen zur sensoriellen Hirnrinde fortschreiten,
rbenso wenn sie von der motorischen Gehirnrinde zu den Bewegungs- oder
Drüsonorganen in zellulifugaler Richtung entlangschreiten, läßt sich die dabei
auftretende Energie nicht als spezifisch oder mechanisch-humoraler INalur auffassen
, wie man gezwungen wieder zum Ausgangspunkt der reinen Anatomie,
indes einer spezifischen und einer solchen elektrischen und eleklro-
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