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Frhr. v. Droste zu Hülshoff: Fernsehen

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Endlich wäre die dritte Erklärung die, daß Linardatos selbst ein Mediuni
wäre (was er aber selbst nicht weiß) und in diesem Moment sich in einem Zustand
der „Geistesabwesenheit" oder eines leichten Trance befand. Er konnte
dabei unbewußt das ektoplasmatische Kind gebildet haben, das ähnlich dem
kleinen Chris tos erschien, da er doch von allen als die Ursache der Phänomene
angesehen wurde. Es ist gerade dieser Zustand der „Geistesabwesenheit", welcher
die Ursache dafür wäre, daß er weder das Rind gesehen noch das Gespräch
gehört hat.

Fernsehen.

\ on II e i n r i c h F r e i h e r r D r o s l e z u II ü 1 s h o f i , Münster i. W.

Mit dem Probleme des Fernsehens beschäftigt sich heutzutage ein großer
Teil unserer Fachleute und ein gewisses Fernsehen soll ja auch schon mit Hilfe
komplizierter und teurer Apparate gelungen sein. Und doch läge nichts näher,
als wenn man der im einzelnen Individuum latenten Gabe des Fernsehens^
die unabhängig ist von allen Antennen und schwer zu bedienenden Apparaten
einmal naher treten und sie zur weiteren Entwicklung bringen würde. Wenn
ich im folgenden meine eigenen diesbezüglichen Erlebnisse schildere, so möchte
ich vorab bemerken, daß ich für deren Richtigkeit in jeder A\ eise eintrete und
als außerordentlich ruhiger und nervenstarker Mensch bekannt bin.

Mein Vater lebte in Meersburg am Bodensee, wohin er vor ca. 12 Jahren
gezogen war. Ich persönlich war in Münster i. W. Meinen Yater hatte ich in
der ganzen Zeit nie wiedergesehen und kannte auch das Haus nicht, das er bewohnte
. Durch einen Brief wußte ich, daß er erkrankt war, weiter nichts. Nachmittags
gegen zweieinhalb Uhr saß ich in meinem Zimmer und dachte daran,
wie es ihm jetzt wohl ginge. Plötzlich erfaßte mich ein beklemmendes Gefühl
und eine dunkle Ahnung, als wenn etwas Furchtbares bevorstände. Der Druck
auf das Herz wurde immer stärker und ich bekam die Empfindung, als ob
jemand mir eine flehentliche Bitte vortrüge. Nach wenigen Minuten trat bei
mir ein Zustand ein, den ich als transzendental bezeichnen möchte. Ich hatte
das GpfühJ, aus meiner bisherigen Umgebung \öllig losgelöst zu sein und gewissermaßen
im Aether zu schweben. Ich sah ein mir bis dahin völlig unbekanntes
Zimmer bis in alle kleinsten Einzelheiten. Mein Yater, den ich all die
Jahre nicht gesehen hatte, lag mit völlig verändertem, weißen, Barte regungslos
auf dem Sterbebette. Rechts neben dem Bette befand sich eine halb offen
stehende Tür, die auf einen Balkon hinausführte, dessen Boden ganz mit einem
sonst noch nie gesehenen Lattenrost belegt war. Um drei Uhr hörte die Yision
sowie der Herzdruck und das beklemmende Gefühl plötzlich auf. Ich kehrte in
die rauhe Wirklichkeit mit dem Bewußtsein zurück, daß mein Yater endgültig
tot war und mir s?ine letzte Bitte vorgetragen hatte. Nach kurzer Zeit kam
auch wirklich die telegraphische Todesanzeige. Erschüttert betrat ich nach
einigen Tagen das Sterbezimmer. Bis in die kleinsten Details sah ich mein
Fernsehen bestätigt! Auch die Tür mit dem Balkon und dem eigenartigen!
Lattenroste war \orhanden. Nach der offiziellen Feststellung des Arztes war
der Tod meines Vaters um zweieinhalb Uhr definitiv eingetreten. Meine transzendentale
Vision aber hatte von zweieinhalb Uhr bis genau drei Uhr gedauert.
Als sie plötzlich abbrach, versuchte ich durch Konzentration aller meiner Gedanken
vergeblich das Bild von neuem zu sehen. Die Funktionen des Gehirns


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