http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0432
416
müssen unbedingt noch etwa eine halbe Stunde über den offiziellen Tod hinaus
fortbestehen und imstande sein, die allerletzten Wünsche eines Sterbenden
zu übermitteln.
Ich habe dann in der Folge Versuche mit lebenden Personen angestellt.
Wenn zwei räumlich weit entfernte Bekannte alle Gedanken aufeinander konzentrieren
, so tritt sehr leicht der oben geschilderte transzendentale Zustand ein.
Der eine sieht, was der andere macht, ja er sieht auch den Raum, in dem sich
der andere aufhält. Die Weite der Entfernung spielt hierbei gar keine Rolle, es
genügt an den anderen zu denken. Die beiderseitigen Antennen, wenn ich so
das Gehirn nennen darf, müssen lediglich auf den gegenseitigen Empfang eingestellt
sein. Es gelang mir bisweilen auch den anderen zu sehen, wenn er auch
nicht an mich gedacht hatte, also nur durch Konzentration der Gedanken gewissermaßen
einseitig einen Erfolg zu ?izielen Diese Versuche habe ich
später abgebrochen, da sie direkt unangenehm wurden. Ich brauchte schließlich
nur an irgend jemanden zu denken, schon sah ich ihn und seine nähere Umgebung
>or meinen geistigen Augen.
„Drahtlos" und ohne Antenne in die Ferne zu sehen ist gar nicht so schwer,
wie manche Leute denken. Man versuche es nur einmal!
Weltanschauliches und Theoretisches.
Sind Spiritismus oder Animismus „legitime" Hypothesen?
Ton Dr. Willi. Platz 7, Gießen.
Im vorjährigen Oktoberheft der Zeilschrift füi Parapsychologie such!
Prof. Dennert zu erweisen, daß die Erklärung okkulter Tatsachen durch die
bekannten Annahmen de« .,Spiritismus'* nicht als ,,legitime" Hypothesen äugest
hen werden können. Er beruft sich hierbei wesentlich auf die Grundsätze,
die bezüglich der Hypothesen Newton in seiner Philosophiae naturalis prineipia
aufgestellt hat. Ich beabsichtige nun nicht etwa ein Plädoyer für den Spiritismus
zu führen; ich gehöre bis jetzt nicht zu dessen Anhängern und halle den
Animismus \orerst füi wesentlich begründeter, glaube aber doch, daß dem Spiritismus
der Charaktei einer legitimen Hypothese nicht abzusprechen ist. Zu einer
endgültigen Entscheidung zwischen diesen beiden Erklärungsversuchen scheint
mir die Zeit noch nicht gekommen, das Lntersnchungsmalerial noch zu um oll
ständig, die Bedingungen des Eintritts okkulter Phänomene noch \iel zu ungeklärt
. \ielleicht stellen sich auch beide Hypothesen nur als ,, Vrbeits-Hypo-
thesen" heraus, die nur zur Regelung und Erleichterung der Forschung dienen
und keine endgültige Auffassung der Wirklichkeit bringen: ja. ich denke an die
Möglichkeit, daß in beiden Hypothesen ein Wahrheits-kern sich finden wird.
Zunächst aber möchte ich die Frage der „Legitimität" nochmals zur Diskussion
stellen — indes ohne Berufung auf irgendwelche Vutorilät, sei es auch
Newton oder Kant, wie ich mich auch nicht auf die Autorität Drieschs stützen
will, der in seiner Bede bei Antritt der Präsidentschaft der Londoner Society Cor
Psychical Research (S. 617 der zit. Oktobernlimmer) den Spiritismus als „sicherlich
legitime, d. h. eine logisch mögliche Hypothese" bezeichnet. Dennert beruf!
sich darauf, nach Newton müsse die in einer Hypothese als Ursache aufgestellte
Erklärung eine „causa >era" sein; darunter versteht er aber nicht nur eine
„wahre", sondern auch eine ..bekannte" Ursache. Wenn man zur Erklärung
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0432