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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0434
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Zeitschrift für Parapsychologie. 7. Heft. (Juli 1927.)

Das von D. zur Illustration seiner Ansicht angeführte Beispiel einer „illegitimen
" Hypothese scheint mir wenig glücklich: Die mittelalterliche Annahme
eines horror vacui ist keine wirkliche Hypothese, denn sie supponiert gar keine
eigentliche Ursache für die zu erklärenden Naturerscheinungen, sondern ist eine
mehr gleichnisähnliche — fast mythologisierende Umschreibung der Tatsachen,
die sie aus der naturwissenschaftlichen Sphäre in die des Gefühls-Lebens verschiebt
; so ist ja die griechische Auffassung, daß Helios den Sonnen wagen lenkt,
keine astronomische „Hypothese" sondern ein Mythos: Es hat allerdings Zeiten
gegeben, wo die Grenze zwischen Mythos und Wissenschaft recht fließend war.

Wenn D. für die Legitimität des Animismus im Gegensatz zum Spiritismus
anführt, daß ersterer eine causa vera (im Sinne von D.) habe, weil der Geist
lebender Menschen auch sonst schon als wirkende Kraft genügsam bekannt sei,
so ist zu sagen: Auch die animistische Annahme, daß der Geist oder die Seele
Lebender eine formbildende Fernwirkung (wie sie bei manchen okkulten Tatsachen
zu Tage tritt) auszuüben vermöge, ist „ein ganz neues elementares Ur-
phänomen" (Driesch a. a. 0. S. 612). Auch der Animismus muß also der sogenannten
Seele bisher unbekannte Fähigkeiten (Ursachen) beilegen. Der Spiritismus
nimmt die bisher unbekannte (wenigstens bestrittene und unbewiesene')
Existenz und Wirksamkeit >on „Geistern 4 Verstorbener an. Ein Unterschied zugunsten
des Animismus liegt nur insofern vor, als die Existenz eines selbständigen
Wesens „SeeJe" (nicht aber ihre supponierte Wirkungsfähigkeit) allgemeiner
angenommen ist, als die Existenz von „Geistern"; die spezifisch okkulte
Wirkungsfähigkeit ist bei beiden in annähernd gleicher Weise hypothetisch.

Es ist. zweifellos interessant und verdienstlich, daß D. die vorliegende Frage
wissenschaftlich und ruhig erörtert hat, aber leider kann ich seinen Ergebnissen
nicht beipflichten und glaube — ganz ohne „Spiritist4" zu sein, dem Spiritismus
die Qualität einer legitimen Hypothese nicht absprechen zu sollen (gleich
Driesch). Ob diese Hypothese richtig ist, ist eine ganz andere, von der Zukunft
zu lösende Frage. Auch D. anerkennt, daß eine legitime Hypothese sich
als falsch und eine illegitime sich als richtig erweisen kann. Die ganze Unterscheidung
dürfte mehr formalistischen und terminologischen als materialen Wert
haben.

Kritik und Methodik.

Die Experimente mit Eusapia Paladino und ihr Kritiker

Rosenbusch1).

Von Rudolf Lambert.

Gegen die Darstellung, die Dr. Rosenbusch in dem bekannten „Dreimännerbuch
" Eusapia Paladino widmete, hatte ich im Nov. 1920 in den Psych. Studien
und 1926 in meiner Eusapiamonographie im „Siebenmännerbuch" die schwersten
Bedenken erhoben. Im April 1927 hat sich jetzt Dr. Rosenbusch gegen
meine Vorwürfe in der Zeitschrift für kritischen Okkultismus zu verteidigen
gesucht; es ist daher nötig, hier nochmals auf Eusapia zurückzukommen.

0 Rosenbuschs Arbeiten finden sich im „Dreimännerbuch", „Der Physikalische
Mediumismusa S. 160—240 (P. M.), sowie in der „Zeitschrift für kritischen
Okkultismus" 2. Bd S. 213-232 (K. O); meine eigenen Arbeiten ü, er Eusapia in


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