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Lambert: Die Expenm. m. Eusapia Paladino u. ihr Kritiker Rosenbusch. 423
angegeben wird, ohne daß sich diese Angabe auch auf frühere Phänomene beziehen
würde.
Daß Eusapia auch nur die weiße Masse über ihrem Kopf vortäuschte, indem
sie einfach ihre von Feilding kontrollierte Hand erhob, ist sehr unwahrscheinlich
, da nicht nur Eusapias Hände sichtbar auf dem Tisch lagen, sondern
außerdem noch links und rechts von Eusapia Baggally und Carrington neben
den Kontrollpersonen R. und Feilding standen (Pr. 23, 495), so daß Eusapia
gerade besonders scharf bewacht war; und die Beleuchtung (III) war so, daß
man die einzelnen Finger Eusapias auf dem Tisch noch aus zwei Fuß Entfernung
sehen konnte (Pr. 469). Ueber den von Rosenbusch vergessenen Transport
des Tons schreibt Garrington (Pr. 23,5o3): „da ich zufällig den Vorhang
gerade scharf bewachte, sah ich die Bewegungen des Tons sehr deutlich; er erschien
zuerst an der Vorhangöffnung ganz links neben den weißen Fenstervorhängen
und mindestens drei Fuß von Eusapias Stuhl entfernt .., von da ging
er langsam auf den Sitzungstisch." Da der Ton anfangs auf dem kleinen Tisch,
im Kabinett stand, hätte Eusapia zunächst mit ihrer unbemerkt befreiten sichtbaren
linken Hand ins Kabinett greifen und den Ton hinter dem linken Vorhang
an dessen äußerstes Ende bringen müssen. Um ihn von da vor dem Vorhang mit
ihrem durch letzteren gedeckten linken Arm langsam auf den Tisch zu bringen,
mußte sie den Vorhang stark bewegen. Aber Garrington, der den Vorhang scharf
ins Auge faßte, sagt: „ich sah deutlich, daß der linke Vorhang sich nicht bewegte
und bin deshalb sicher, daß ihr linker Arm den Ton nicht auf den Tisch getragen
haben kann (Pr. 23,5o3)", und die rechte Hand kommt nicht in Betracht,
da sie nach dem Protokoll während dieses von Rosenbusch weggelassenen Phänomens
dauernd in Feildings Hand lag (Pr. 23,496), ganz abgesehen davon,
daß das Phänomen fast einen Meter links von Eusapia begann.
Interessant ist, daß möglicherweise wenigstens Rosenbuschs Unterbewußtsein
ahnte, daß seine Darstellung des Falls nicht stimmt, denn als Rosenbusch
in seiner Entgegnung auf Prof. Oesterreichs Arbeit letzteren auf die Kritik
dieses Falls (des einzigen, den er genauer [!] analysierte) aufmerksam machen
wollte, verwies er ihn auf Seite 2o5 statt 207 seines Textes (vgl. K. 0. 63).
Rosenbuschs unbewußte erlaubte Auswahl, die Uebelwollende auch anders
benennen könnten, wird immer ärger. In seiner ersten Darstellung der zwei
Geschehnisse (Erscheinen der weißen Masse und Tontransport), erwähnte er auch
letzteren (P. M. 207), obgleich er schon dort fälschlicherweise die Kontrollangabe
nach diesem Phänomen auf das vorhergehende bezog; heute läßt er den Tontransport
ganz weg, wodurch der angebliche Widerspruch Feildings allerdings
kraß wird, aber was kann Feilding dafür, daß in Wahrheit Rosenbuschs „Zerstreutheit
" immer krasser wird?
Dieselbe Willkür in der Deutung der Berichte zeigt Rosenbusch fast überall
. Auf der gleichen Seite (K. O. 224) sagt er: „die vorzügliche Fassung des
Berichts erlaubt an günstigen Stellen zu zeigen, daß die Taschenspieler in Fällen,
die sie für gut halten, getäuscht wurden. Z.B. erklärt Feilding ausdrücklich
die Benutzung von Eusapias Fuß für ausgeschlossen, während Carrington
seinen Irrtum durch Augenschein feststellt" (vgl. auch P. M. 201). In Wirklichkeit
verhält es sich so: In der 9. Sitzung, etwa um n Uhr, bemerkte Garrington
eine Verschlechterung der Fußkontrolle, und fand, als er 11.06 Uhr unter den
Tisch tastete, daß Eusapia ihre gjebundenen Füße gekreuzt hatte (Pr. 23,
522/23 und 5i3) Man muß nun nach Rosenbusch meinen, etwa zu dieser Zeit
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