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Zeitschrift für Parapsycholqgie. 7. Heft. (Juli 1927.)
hätte Feilding die Benützung von Eusapias Füßen für ausgeschlossen erklärt;
dies ist keineswegs der Fall, Feilding spricht über Bewegungen eines kleinen
Stuhls (vor io47 Uhr bzw. nach ii.?j5 Uhr) und eines Tamburins (nach
i*?/j(3 Uhr): dabei benützt nach Feilding Eusapia ihre Füße nicht, weil ,,das
Tamburin und der kleine Stuhl von ihr getrennt waren, es bestand ein deutlich
sichtbarer Zwischenraum zwischen ihr und diesen Gegenständen, während sie
sich bewegten" (Pr. 020); auch wurde nach Fäden während einiger der Bewegungen
getastet (5i4). Rosenbusch nimmt also wieder („erlaubte Auswahl"?)
zwei Bemerkungen zusammen, die nichts miteinander zu tun haben. Wir wollen
aber Rosenbusch zu Gefallen annehmen, Eusapia hätte auch während der Bewegungen
des Stuhls und des Tamburins unbemerkt ihre gebundenen Füße
unter dem Tisch gekreuzt; wie konnte sie selbst dann mit einem gebundenen
Fuß den 21/2 Fuß (76 cm) von ihr entfernten kleinen Stuhl „in sehr gutem
Licht" erreichen, ohne daß drei auf den Stuhl gerichtete Augenpaare den Fuß
sahen? (Pr. 23, 5i4/i5.) Ich weiß nicht, warum Rosenbusch glaubt, man
könne mit gekreuzten ^gebundenen) Füßen leichter unbemerkt ins Helle greifen
als mit ungekreuzten. Auch hier zeigt Rosenbusch, wie bei Courtiers Gueridon-
> ersuchen eine bedenkliche Unfähigkeit, verschiedene Experimente auseinanderzuhalten
. Er verwechselt alles; wodurch die Berichte in der Tat sinnlos werden,
wie er sie für seine „unbewußten" Zwecke braucht. Zu betonen ist, daß auch
während der (nach dem Bericht nur wenige Minuten dauernden) Kreuzung der
gebundenen Füße keinerlei Betrug nachgewiesen wurde. Auch ist durchaus
nicht sicher, daß Garrington um 11 Uhr fälschlich diktiert hatte, „ihr
rechter Fuß deutlich auf meinem linken Fuß", wie Rosenbusch meint (P. M.
201); denn nach Carringtons Angaben (Pr. 23, 523) erfolgte die Kreuzung der
gebundenen Füße wahrscheinlich erst kurz darauf. So \erschwinden die von
Rosenbusch in dem Protokoll der Taschenspieler mühsam konstruierter) Widersprüche
; selbst wenn er jedoch in dem langen Protokoll von über 200 (nach
Rosenbusch sogar über 3oo) Seiten einen Widerspruch gefunden hätte, was
würde dies bedeuten neben den zahllosen vorzüglichen Schilderangen dieses
grandiosen Protokolls? (Vgl. Gr. M. 60—65, 75—76, 80—86, 94—96.)
Soeben las ich lleirn Rosenbuschs köstliche Berichterstattung über das
Taschenspielerprotokoll nochmals, in der Hoffnung, auch etwas Lobenswertes
darin zu finden; zu meiner Betrübnis fand ich einige weitere Verzerrungen des
^riginals, die ich hier anfüge, mit dem Bemerken, daß Rosenbuschs unerschöpfliche
Fundgrube sicher noch eine erkleckliche Zahl solcher Perlen kritischer
Analyse birgt. Seite 2o3 (P.M.) schreibt er: Der Taschenspieler „unbewußte
Abneigung gegen eine Anerkennung -son Betrugsbeweisen geht so weit,
daß z. B. Feilding von der ungeschickten Produktion eines materialisierten
Kopfes erklärt (Pr. 23, 543): „Dies muß eine Gesichtstäuschung gewesen sein.
Ich kann mich nicht dafür verbürgen. Das Medium mußte gewußt haben, daß
sein Kopf für mich sichtbar war." Der Vorgang war tatsächlich der: Eusapia
hatte ihren Kopf in den Vorhangspalt zurückgezogen, während ihre beiden Hände
sichtbar auf den beiden Ecken des Sitzungstisches in den Händen der Kontrollpersonen
lagen. Feilding hält es für möglich, daß sie die Absicht hatte, ihren
Kopf, den er deutlich sah, von Bagally, der auf dem Tisch stand, als „Geisterkopf
" ansehen zu lassen. Da erlebte Feilding den seltsamen, auch von anderen
gelegentlich berichteten Eindruck, als verlängere sich plötzlich Eusapias Hals.
Di^se \on Rosenbusch übersehene scheinbare oder wirkliche Verlängerung von
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