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Lambert: Die Experim. m. Eusapia Paladino u. ihr Kritiker Rosenbusch. 427
diese Kontrolle ausgeübt wurde. Uebrigens meint Antoniadi, Rosenbuschs Ansicht
entgegen, daß er Eusapia nach einiger Uebung sogar mit dem Tastsinn
allein hätte kontrollieren können (Fl. 97).
Wenn Rosenbusch (K. O. 217) mir ferner vorwirft, ich hätte gesagt, ein
Medium betrüge unter Umständen, weil sein Untersucher an Betrug denkt, so
übersieht er wieder, daß es bei mir heißt, „vielleicht" könne ein Medium
durch Gedanken der Experimentatoren zu Betrug veranlaßt werden (0. T. 2/1).
Da sich Rosenbusch — was er allerdings vergessen haben könnte — selbst für
die Annahme der Telepathie eingesetzt hat (vgl. K. 0. 57), müßte er logischerweise
meinen vorsichtig formulierten Satz unterschreiben; statt dessen übersieht
er das „vielleicht", wohl unter demselben seelischen Zwang, der ihn verhinderlo,
den dritten Gueridon auf Courtiers Photographie 12 zu sehen.
Was Rosenbusch (K. 0. 11-—1§) über meine Stellungnahme zur psychologischen
Seite des Betrugs der Medien schreibt, bedarf keinerlei längerer Erörterung
; nur soviel ist zu sagen: Ich habe nie behauptet, daß die Medien und
speziell Eusapia nur unbewußt betrügen, obwohl es sieber vorkommt, daß ein
Medium in der Autohypnose einen Gegenstand mit seiner Hand bewegt und sich
einbildet, ein Geist bewege ihn. Solchen Betrug hatte ich unbewußt genannt. Da
Eusapia. wie die sie kennenden Psychiater betonen, häufig in tiefem Trance war.
mußte in diesem Zustand ihre Verantwortlichkeit stark herabgesetzt sein: auch
im Trance konnte sie bei schlechtem Licht die Hände zuweilen geschickt verlauschen
, wie mancher Nachtwandler sehr geschickte und zweckmäßige Bewegungen
ausführt. Nie habe ich gesagt, Eusapias Betrug sei stets in diesem
Sinn unbewußt, vielmehr schrieb ich z.B. (gr. M. S. 5o): „Offenbar kam
Eusapia in Cambridge nie recht in Trance und ließ dafür ihre kümmerlichen
hysterischen Betrugstalente spielen." Derlei Betrug halte selbstverständlich auch
ich nicht für unbewußt, obgleich ich glaube, daß er infolge Eusapias Hysteri©
relativ mild zu beurteilen ist. Leber all diese Fragen habe ich mich in meiner
Schrift „Die Okkulten Tatsachen" (1925) ausführlich ausgesprochen (z. B.
0. T. S. 3i); kein aufmerksamer Eeser konnte meine Ausführungen mißverstehen
.
Herr Rosenbusch hat den bewundernswerten Mut, eine für ihn sehr peinliche
Sache wieder aufzuwärmen, die ich, mild wie ich bin, diesmal übergangen hätte.
Gourtiers Bericht sagt (C. 509): „Es scheint, daß Eusapia zweimal — es sei denn
in einem Augenblick (ä moins d'un instant) der Erschlaffung oder Unaufmerksamkeit
der Kontrolleure — das Elektroskop ohne Kontakt völlig entladen hal."
Rosenbusoh findet (K. O. 215), daß ich ihn unnötigerweise belehrte, wenn ich
ihm (Ps. St. 6/J8) sagte, daß ä moins d'un instant nicht „vielleicht in einem
Augenblick'* heißt, wie er es neuerdings (P. M. 223) übersetzt, wenn auch
unter Beifügung des französischen Textes, wodurch er seine nicht wörtliche
Uebersetzung ausdrücklich gekennzeichnet haben will. Daß diese Kennzeichnung
wegen der relativen Seltenheit des Ausdrucks unzureichend ist, sollte Herr Rosenbusch
selbst am besten wissen, da, wie ich an anderer Stelle (Ps. St. 6^8) mil-
leilte, seine ursprüngliche Uebersetzung in den mir übersandten Korrekturfahnen
lautete: „Es scheint, daß Eusapia zweimal — in einem Augenblick (ä moins
d un instant) der Erschlaffung oder Unaufmerksamkeit der Kontrolleure — das
Elektroskop ohne Kontrolle völlig entladen hat.** Sollte schon damals seine
„nicht wörtliche'* Uebersetzung durch den beigefügten französischen Text als
solche gekennzeichnet werden? Oder war er nicht recht froh, als ich ihn — auch
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