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Lambert: Die Experim. m. Eusapia Paladino u. ihr Kritiker Rosenbusch. 429
nehmen, daß immer wieder bei gutem Licht, das oft kleinen Druck zu lesen
gestattet, Eusapias — selbst „unbemerkt" befreite — Glieder an den sich hin
und her bewegenden Gegenständen übersehen worden wären (vgl. das oben über
Courtiers Gueridonversuche gesagte;. Rosenbusch kritisiert die von mir zitierten
Berichte in erstaunlicher Weise (K. 0.221). Er findet wertlos den Bericht
Flammarions (gr. M. 56), wo sich der Tisch, um den alle stehend Kette bilden,
bei vollem Licht 5o cm hoch erhebt (die Hände aller Teilnehmer liegen leicht
auf dem Tisch). Hier wie in zahlreichen anderen Fällen mußte es doch möglich
sein, zu sehen, ob Eusapia den Tisch von unten hob! Auch bei Courtiers
Bericht über einet Tischerhebung am 3. April 1906 scheint es Rosenbusch bedeutungslos
zu finden, daß Bergson, der außerhalb der Kette ist, Eusapias
Knie „sehr gut" sieht (gr. M. 09). In dem Protokoll von l'Agnelas (gr. M. 69/
findet er es gar lächerlich, wenn es heißt, „Eusapias Hände gesehen und gut
gehalten4'; er zitiert eben die Stelle allein (K. 0. 221) und wähnt offenbar den
Bericht dadurch entwertet zu haben. Wäre es ihm denn lieber, wenn man die
Hände nicht durch zwei Sinne kontrollierte, sondern nur durch einen, oder
wenn man sie weder sehen noch halten würde? Er glaubt anscheinend alle solchen
Berichte durch einen sehr schlechten Bericht Le Bons (auf den ich
später eingehe) widerlegt, obwohl bei Le Bon nicht davon die Rede ist, daß man
die Hände Eusapias sieht und eben darauf kommt es an, da es sich in seineim
Fall nicht um die Telekinese eines bei Licht deutlich von Eusapia getrennten
Gegenstandes handelt. Ebenso beanstandet Rosenbusch, daß Professor Bottazzi
sagt (gr. M. 7^4): „Wir können versichern", daß die von der darüber hängenden
Lampe gut beleuchtete (am Boden liegende) Mandoline nicht von Eusapias
(mindestens 60 cm entfernten) sichtbaren Händen berührt wurde, sondern sieh
mehrere Minuten lang von selbst bewegte. Rosenbusch beschränkt sich darauf,
von dem ganzen Bericht Bottazzis kommentarlos nur die drei Worte „Wir
können \ ersichern" abzudrucken und glaubt damit, irgend etwas geleistet
zu haben. Es kommt doch darauf an, was man versichert. Wenn Bottazzi
etwa versichern würde, er hätte lange Zeit Eusapias Hand im Dunkeln gehalten,
so wären Rosenbuschs Zweifel vielleicht berechtigt; wenn Bottazzi aber sagt, sie
hätten in gutem Licht einen von Eusapia isolierten Gegenstand sich mehrere
Minuten lang ohne Berührung bewegen sehen, so ist das eine sehr bedeutsame
Tatsache und man greift sich an die Stirn vor Staunen, daß Rosenbusch es in
einer ernsten Zeitschrift wagen kann, einen solchen Bericht, ohne ihn wiederzugeben
, durch bloße Zitierung der drei Worte „Wir können versichern" zu
bestreiten (K. 0. 221). Solche Berichte sind unwiderleglich. Kein Taschenspieler
der Welt kann in fremdem Zimmer bei gutem Licht ganz >on ihm isolierte
größere Gegenstände in verschiedenen Richtungen bewegen, vollends wenn man
noch zugleich nach verbindenden Fäden fahndet [vgl. dazu z. B. gr. M. 7,3
(Courtier)) und 70/76 (Taschenspielerbericht)].
In der gleichen Verblendung findet Rosenbusch schlecht einen Bericht
Schrenck-Notzings, auf den ich kurz hinwies (gr. M. 80). Hier brennen drei
elektrische Lampen (Weißlicht); ein ziemlich breiter Lichtstreifen fällt zwischen
der Rückenlehne von Eusapias Stuhl und dem 5o cm entfernten Vorhang auf
den Boden. Der Vorhang bläht sich etwa zwanzigmal auf, und zwar bis zu
25 Sekunden. Man kann den Vorhang berühren, aufheben, die Kommunikationslinie
von Eusapia xmd Vorhang durchschneiden. Entsprechende ebenso gute Berichte
über das Vorhangwehen enthält der Taschenspielerbericht (gr. M. 80/81),
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