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Lambert: Die Experim. m. Eusapia Paladino u. ihr Kritiker Rosenbusch. 433
Porro und Morselli. Das Licht wird verstärkt . . . Alle sahen die Vorhänge sich
vom Fenster entfernen, zu beiden Seiten Eusapias anschwellen und gegen mi6h
und Porro vorgehen, wie wenn hinter ihnen zwei lebende Personen gewiesen
wären. In den Vorhängen bildeten sich sichtbar die Vorsprünge, die jeder
Stoff zeigt, hinter dem sich jemand verbirg!: wir erblickten die Wölbungen der
zwei Körper, der Köpfe und Arme, die sich gegen uns bewegten, uns berührten
und sich berühren und fassen ließen. Ich hatte alle Berührungs-, Muskel- und
Grsichtsempfindungen, die eine \erborgene erwachsene Person hätte vermitteln
können. Porro empfand eine zarte kleine Person; die anderen bestätigten mit
dem Auge unsere Empfindungen. Dreimal betastete ich mit meiner aus der
Kette befreiten Rechten (mit der Linken kontrollierte er Eusapia) jene Anschwellungen
des Vorhangs und fühlte, daß auf der anderen Seite ein offenbar
lebendiger Körper war. Dreimal drückte ich eine feuchte mittelgroße Hand;
aber hinter dem Stoff war niemand; zwischen den Vorhängen, die beim Vorgehen
auseinandergingen, entstand ein Spalt, durch den wir neugierige Blicke
ins Kabinett warfen: es war leer.*' Ich weiß nicht, ob Hosenbusch im Ernst die
Erklärung vorschlagen will, daß sich Eusapia vor den Augen von sechs Beobachtern
unberierkt hinler den Vorhang schob und nun dort sehr rasch bald nach
rechts, bald nach links warf, so daß Porro und Morselli gleichzeitig, der erste
eine kleine, der zweite eine erwachsene Person zu fühlen und im Vorhang abgedrückt
zu sehen glaubten, was die Augen der übrigen Teilnehmer bestätigten,
ohne daß sie vor dem Vorhang Eusapia vermißten, die sogar unsichtbar blieb,
wenn man zu beiden Seiten hinter den Vorhang blickte. Das ist eine absurde
Annahme. Vielleicht will Rosenbusch, um seine Erklärung weniger lächerlich zu
machen, nur annehmen, daß Eusapia selbst zwar \or dem Vorhang sitzen blieb,
aber ihre beiden bei Licht unbemerkt" aus der Kontrolle befreiten Arme hinter
die Vorhänge warf und damit für Gesichts- und Tastsinn rechts eine erwachsene,
links eine zarte kleine Person vortäuschte, die auch die ferner Sitzenden sich
im Vorhang abdrücken sahen; das alles wiederum, ohne daß man beiderseits
hinter den Vorhang blickend irgend etwas sah und während die zwei Kontrollpersonen
Eusapias Arme zu halten glaubten. Auch diese Erklärung ist sinnlos
und Herr Rosenbusch, der sich der Illusion hingibt, er habe die „weniger
hübsche als einfache" Aufgabe, eine natürliche Deutung dieser Phänomene zu
finden, in zufriedenstellender Weise gelöst (K. 0. 23i), sollte nochmals über
die Lösung des Problems nachdenken; nur dürfte er dabei nicht voraussetzen,
daß es viele Gelehrte gibt, die nicht auf drei zählen können und Gleichungen
aufstellen wie 9 -f 5 — 12 =1!
Vermutlich wird Rosenbusch diese und ähnliche Beobachtungen (gr. M. 90
bis 92) wieder für ungenügend beschrieben erklären und damit für erledigt
halten. Wäre es nicht ehrlicher, einfach Morselli einen Schwindler zu nennen?
Auch Frau Professor Sidgwick, auf die sich Rosenbusch beruft, sieht ein (Pr. 21,
5^3), daß in solchen Fällen — sie erwähnt den von mir auf S. 87 (gr. M.)
zitierten —, Eusipia sich den Kontrollpersonen ganz hätte entziehen und hinter
die Vorhänge hätte treten müssen; aber das mußte in unserem Beispiel geschehen
, ohne daß die vor dem Vorhang gehaltene Eusapia bei einer Beleuchtung
, die hinter den Vorhang zu blicken gestattete, vor diesem vermißt wurde.
Leider muß ich wieder auf eine offenkundige „erlaubte Auswahl" Rosenbuschs
hinweisen. Ich hatte die oben besprochenen und andere von mir nach Morselli
berichteten Materialisationen „unwiderleglich" genannt; flugs behauptet er
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