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Lambert: Die Experim. m. Eusapia Paladino u. ihr Kritiker Rosenbusch. 435
weis, daß diese materialisierten Hände einfach die natürlichen Eusapias waren,
die sich der Kontrolle der Beobachter entzogen hatten." Rosenbusch folgert
daraus: „Wenn man dies kritisch überdenkt, so müßte man sich doch nun mit
kritisch Denkenden darüber einigen können, daß die unkontrollierbaren Versicherungen
in den von Lambert abgedruckten Berichten, man habe Eusapias
Hand oder Fuß vorübergehend oder dauernd bei gutem Licht gesehen oder bei
schlechtem gefühlt, nicht im mindesten den entscheidenden Wert haben, den
Lambert ihnen beimißt.** Ich habe diesen Bericht kritisch überdacht und kam
zu einem anderen Resultat als Rosenbusch; der Bericht kann Stenogramme, in
donen protokollarisch festgelegt ist, daß man Eusapias Glieder während der
Phänomene sah, deshalb nicht widerlegen, weil er in keiner Weise behauptet,
daß Eusapias Hände zu irgendeiner Zeit sichtbar gewesen seien und wenn sie
dies nicht waren — vielleicht befanden sie sich auf Eusapias Rücken —, mag
sich eine derselben aus lässiger Kontrolle befreit und hinter den Vorhang be-
* geben haben. Der Bericht Le Bons ist unbrauchbar, da er über den entscheidenden
Punkt eben die Sichtbarkeit oder Unsichtbarkeit der Hände Eusapias
nichts mitteilt. In einem Brief Le Bons an Flammarion fehlt gleichfalls diese
entscheidende Angabe, dagegen sagt er hier, daß der .eine VorhangfJjiigel
Eusapia teilweise bedeckte (Fl. 90), d. h. daß vermutlich Eusapias Hände von
Anfang an unsichtbar waren. Wie sollte also dieser vage Bericht Stenogramme
widerlegen, die ausdrücklich betonen, daß Eusapias Hände und Füße dauernd
gehalten wurden und sichtbar waren. Hätte Le Bon „bei fast vollem Tageslicht
" Eusapias Hände sichtbar auf dem Tisch gehalten, so hätte nicht eine von
ihnen über ihrem Kopf erscheinen können, ohne daß er sofort gesehen hätte,
daß die eine Hand nicht mehr auf dem Tisch lag; dazu hätte es keiner Beleuchtung
von hinten bedurft. Wenn Le Bon wirklich sichtbar auf dem Tisch
liegende und von ihm berührte Hände hätte entwischen, auf Eusapias Kopf erscheinen
und dann wieder auf den Tisch zurückkehren lassen, ohne dies zu
sehen, so ist nicht zu verstehen, wie Hie Beleuchtung von hinten entsprechende
Vorgänge hinter dem Vorhang zu beobachten erlauben konnte, während offenbar
keinerlei Kontrolle Eusapias unter diesen Annahmen möglich war. Ich
bin daher überzeugt, daß bei Le Bon Eusapias Hände von Anfang an unsichtbar
waren und es ist sogar möglich, daß die Beobachter die Cambridger Methode
anwandten und Eusapias Hand bewußt entwischen ließen. Sollte Rosenbusch
nach wie vor annehmen, daß Eusapias Hände ursprünglich „bei fast vollem
Tageslicht" sichtbar waren, wozu ihn nichts in Le Bons Bericht ermächtigt, so
zeige er mir einen Taschenspieler, der seine bei fast vollem Tageslicht sichtbaren
und von mir berührten Hände auf seinem Kopf erscheinen läßt, ohne
daß ich, der „unerlaubt naive", merke, daß jetzt seine vorher sichtbare Hand
nicht mehr sichtbar ist und nicht mehr von mir berührt wird. Solange das nicht
geschehen ist, kann Le Bons sehr schlecht formulierter Bericht, die vorzüglichen
Berichte, die ich zitierte, in keiner Hinsicht entkräften. Gerade Le Bon gibt zu,
daß er für das Aufheben des sehr leichten Tisches, der vor Eusapia stand und
von dem sie ihre Hand kaum wegnahm, keine entscheidende Erklärung finden
konnte (Fl. 90). Hier waren vermutlich ihre Hände sichtbar, gleich versagen
Le Bons Erklärungskünste und es gibt Hunderte solcher Phänomene, die sich
in einer guten Sitzung zu Dutzenden einstellten. Daß Rosenbusch Le Bons
offenkundig unzureichenden Bericht für entscheidend hält, beweist, daß seine
angebliche Kritik zusammenbricht, sowie es sich um gegnerische Berichte han-
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