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Zeitschrift für Parapsychologie. 7. Heft. (Juli 1927.)

beweis liefern, wie dies auch bei den parapsychologischen und letzten Endes bei
jeder Naturerscheinung der Fall ist. Der mathematische Physiker Poincare bestätigt
dies mit den Worten: t,Keines unserer 'Naturgesetze wird jemals anders
als angenähert und wahrscheinlich sein (Wert der Wissenschaft 1910, 188).
Ich kann nie beweisen, daß die Taschenspieler — wenn sie auch nur sehr
gute Amateurtaschenspieler waren —, trotz ihrer großen Erfahrung mit betrügerischen
Medien bei den Dutzenden von Tischerhebungen bei gutem Licht
(gr. M. 60—65) es nicht immer wieder übersahen, daß Eusapias Hände und
Füße den Tisch hoben, obwohl bei jeder solchen Hebung, die eine gewisse Dauer
hat, der etwaige Trick während des Phänomens, also zur Zeit der größten Aufmerksamkeilsanspannung
der Beobachter, angewendet werden mußte. Diese Annahme
, die zugleich für Dutzende anderer Beobachter gelten müßte, ist nur
höchst unwahrscheinlich. Nicht einmal durch dauernde kinematographische
Aufnahmen könnte die Voraussetzung Rosenbuschs, daß Betrug >orlag, einwandfrei
widerlegt werden, da auf diesen Aufnahmen vielleicht die von Pro
fessor Hans Henning angeblich bei telekinetischen Experimenten beobachteten —
nach Dingwall wahrscheinlich von Henning erdichteten (Pr. 34, 327) —, ,,fast
mikroskopisch kleinen Behelfe" unsichtbar bleiben könnten. Man kann für jedes
den Sinnen dargebotene Phänomen stets beliebig viele erklärende Ursachen ersinnen
, von denen nur eine eben die wahrscheinlichste ist; man kann daher,
wie Poincare richtig bemerkt, sogar die Rotation der Erde nicht „beweisen"
(Wissenschaft und Hypothese, S. 118). Die Ptolemäische Hypothese, daß die
Erde sich nicht dreht, hätte aufrecht erhalten werden können, wenn man sich
nicht gescheut hätte, immer neue komplizierte Hilfshypothesen einzuführen: ^o
läßt sich auch die Realität der paraphysikalischen Erscheinungen bei Eusapia
bestreiten, wenn man sich nicht scheut, allen an Eusapias guten Si'zmigen beteiligten
Gelehrten eine ungeheure Stupidität zuzuschreiben und immer neuo
nicht vorstellbare Tricks, die kein Taschenspieler vor oder nach Eusapia kannte,
für ihre verschiedenen Phänomene (Telekinesen und Yorhangwehen bei gutem
Licht, Materialisationen unter bester Kontrolle) anzunehmen, obschon sie höchstwahrscheinlich
nur über den einen Trick verfügte, bei schlechtem Licht ihre
Hände oder Füße ziencilich geschickt zu befreien, was aber nicht dazu dienen
konnte, von ihr isolierte Möbel in vollem Licht in die Luft zu erheben oder in
den verschiedensten Richtungen zu bewegen. So wenig man die Behauptung
widerlegen könnte, daß jeder chemische Prozeß nur erfolgt, wenn eine kata-
lytische Substanz — sei es auch in kaum nachweisbaren Mengen — vorhanden
ist, so wenig kann man die Behauptung widerlegen, daß man mit mikroskopischen
Behelfen, die vielleicht unbekannte Kraftstrahlen aussenden, unbemerkt
unberührte Tische und Möbel in vollem Licht mehrere Sekunden lang in die
Höhe heben kann. In beiden Fällen aber muß man von dem, der eine solche
Behauptung vertritt, fordern, daß er den Nachweis für seine Behauptung führt:
denn man kann nicht beweisen, daß bei einem chemischen Vorgang keine kata-
lytische Substanz in kaum meßbaren Mengen beteiligt war, oder daß nicht ein
iäteelhafter Trick immer wieder einen Tisch in vollem Licht in meinem
Zimmer einen halben Meter hochzuheben erlaubt; wohl aber müßte man schließlich
die Anwesenheit der katarvtischen Substanz durch stets verfeinerte Me-
thoden, bzw. die Möglichkeit des angenommenen Tricks durch fortgesetzte
taschenspielerische Versuche nachweisen können. Dem, der die Anwesenheit
eines seiner allgemeinen Art nach schon bekannten \gen* behauptet, liegt dor


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