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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0457
Kleine Mitteilungen.

44!

Noch verdächtiger erscheinen auf den ersten Blick bereits die „Formalien",
die bei der Fragestellung zu beachten waren. Wir lesen:

„Hauptbedingung ist genaue Fragestellung und müssen für die Beispiele angegeben
werden: 1.) Ort und Stadt (bei unbekannten Orten Angabe des Landes oder
Weltteil); 2.) Straße und Hausnummer, oder bei freier Landstraße Kilometerzahl;
3.) Etage des Hauses, 4.) Jahreszahl; 5 Monat und Tag; 6) Genaue Zeitspanne
oder Stunde, wann der Vorfall sich zugetragen hat."

Ich bemerkte nun folgendes. Mein Nachbar zur Rechten hatte sehr gut lesbar
und sorgfältig die 6 Punkte aufgeschrieben. Der „Gehilfe" der Dagma tat so,
als ob er nicht alles genau entziffern könnte und fragte schließlich: „Um was
für ein krasses Ereignis handelt es sich?" Der Nachbar sagte: „Um einen Selbstmordversuch
meines Vaters." Nachdem nun der Gehilfe das erfahren hatte, sagte
nach einigem hin und her zwischen den beiden „exakt wissenschaftlich Arbeitenden
" Frau Dagma: „Ich sehe einen Mann — nervös. Der hat so etwas, wie zum
Schießen. Ich glaube, er will sich was antun. Ich meine: Selbstmordversuch."
Der Nachbar sagte zu mir: „Das ist ja unerhört, so etwas vorzumachen; ich habe -
das ja alles gesagt, bzw. den Ort (Etage) aufgeschrieben."

Schon vorher hatte ich mich mit einer Aufgabe gemeldet, aber kein Glück
gehabt; denn der Gehilfe traute mir wohl nicht. Ich ging ihm aber nicht vom
Leibe, verließ meinen Platz und forderte wiederholt die Beantwortung auch meiner
Frage. Meine Angaben lauteten:

1.) Berlin SO 36, 2) Reichenberger Straße 07, 3.) II Etage, 4.) 1919, 5.) G.Juli
6.) 1 Uhr nachts.

Der Gehilfe sagte: „Handelt sich's um eine Geburt? Oder was ist es sonst?"
Ich sagte: „Die Dagma weiß und sieht doch alles genau. Ich verweigere Ihnen
die Auskunft." Darauf steckte der Gehilfe meine Karte mit den Angaben ein und
lief etwa 15 m quer durch den Theatersaal zu einem harmloseren Besucher.

Alle ernsthaft arbeitenden Parapsychologen sollten sich mit vermehrter Energie
gegen den Geschäftsokkultismus wehren und mithelfen, das Arbeitsfeld zu bereinigen
.

Anmerkung der Redaktion. Wir haben den temperamentvollen Ausführungen
unseres Mitarbeiters Raum gegeben, ohne uns diesen jedoch im Einzelnen
anzuschließen. Gewiß muß eine öffentlich und zu gewinnbringenden
Zwecken ausgeübte Hellsehfähigkeit zu größter Vorsicht Veranlassung geben. Im
vorliegenden Falle gebietet es die Gerechtigkeit, zu bemerken, daß D. in den
letzten Tagen des Juni sich einer privaten Untersuchung in geladenem Kreise
unterzog, bei der die Beteiligten, unter ihnen mehrere Aerzte der Berliner ärztl.
Gesellschaft für parapsychische Forschung übereinstimmend der Ansicht waren, daß
die angestellten Experimente ausnahmslos in befriedigender Weise gelangen,
irgendwelche Verständigung durch Zeichengebung oder auch eine solche auditiver
Art mit ihrer Begleitung fand nicht statt. Frau D. hatte die Augen zwecks völliger
Konzentration verbunden und die Aufgabenerteilung erfolgte direkt vom Untersucher
ohne Benutzung einer Mittelsperson. Bedauerlicherweise konnten weitere
Veranstaltungen in engerem Kreise wegen Abreise der Frau D. von Berlin nicht
mehr angestellt werden, die endgültige Lösung der Frage bleibt daher offen, doch
ist zu wünschen, daß D. sich bald streng wissenschaftlicher Forschung zur Verfügung
stellen möge! S.

Prof. Dr. Eugen Bleuler feierte am 33. April 1927 seinen 70. Geburtstag.
Damit steht auch der baldige Abschluß seiner Tätigkeit als Direktor der
Irrenansta't des Kantons Zürich, dem über die Grenzen der Schweiz hinaus bekannten
„Burghölzli", bevor. Aber die geistige Frische und die Lebhaftigkeit und
Intensität, mit denen Bleuler an allen Fragen des Lebens und der Wissenschaft teilnimmt
, lassen mit Freuden erkennen«, daß dieser Abschluß für ihn nur einen Formwechsel
der Tätigkeit bedeutet.

Bleuler ist ein Mann des praktischen Lebens. Als Leiter der Irrenanstalt Rheinau
(Kanton Zürich) begann er seine Laufbahn. Mit klarem Blick ordnete er die Fülle
der sich ihm darbietenden Krankheitsbilder unter neue Begriffsformen. Und doch
war es ihm dabei weniger um wissenschaftlichen Ruhm zu tun, als um warme
menschliche Hilfsbereitschaft. Aus diesem Gesichtswinkel heraus muß auch seine
unbedingte Stellungnahme im Kampfe gegen den Alkoholismus verstanden werden,


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