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Zeitschrift für Parapsychologie. 7. Heft. (Juli 1927.)
heiten seien noch erwähnt der Apport eiaes Gegenstandes aus dem verschlossenen
Schrank in einer entfernten Wohnung. Mirabelli schwebt in einem Sessel während
zwei Minuten in einer Höhe von zwei Metern. Des Morgens um 9 Uhr in vollem
Licht hört man eine Stimme, die ein Arzt als die seines verstorbenen Kindes erkennt
. Dann erscheint das Kind, der Vater umarmt es, er erkennt die Kleidungsstücke
, in denen es beerdigt wurde, man fühlt dem Phantom den Puls und spricht
mit ihm. Darauf photographiert man es und nach 36 Minuten erhebt es sich in die
Luft und verschwindet. Unter den Anwesenden waren 20 Aerzte. Der schon oben
erwähnte Bischof war bei einem Schiffbruch umgekommen, er bildete sich samt
seinem Barett vor den Augen der Anwesenden. Ein Arzt stellte das Vorhandensein
von Zähnen. Speichel Gaument Herzschlag und Darmgeräuschen fest. Portugiesisch
sprechend zeigt er dann sein Verschwinden an, er verkleinert sich bis aui
30 cm und verschwindet. Auch das Medium selbst verschwand vor den Augen der
Beobachter in einem Sessel sitzend. Man sucht ihn überall, schließlich findet man
es nach Oeffnung der versiegelten Türen auf einem Ruhebett hinten in der Wohnung
. Ein Araber, der nach der Untersuchung zu urteilen,', auch ein vollständiges
Lebewesen war, sprach arabisch mit den Anwesenden.
Hoffentlich finden sich Geldgeber, damit man auch in Europa dies Phänomen
studieren kann. Gäbe es eine bessere Gelegenheit, die Negativen zu überzeugen, als
wenn der Bischof samt Barett vor uns sich entwickelte und wieder verschwände!?
Hoffen wir, daß es ihm gelingt, alle Skepsis zum Schweigen zu bringen! Tischner.
Buchbesprechungen.
Ernesto Bozzano, A propos de PIntroduction ä la metapsychique humaine. Refutation
du livre de Rene Sudre. Verlag Jean Meyer, Paris 1926.
Das von mir in der Z f. P. 1926 (S. 318—320) besprochene Werk Rene Sudres
„Introduction ä la metapsychique humaine", in dem Sudre die spiritistische Hypothese
, wenigstens soweit sie ein bewußtes Auftreten jenseitiger Geister vertritt,
energisch bekämpft, hat die französischen Spiritisten sehr erregt, und so haben sie
den bedeutendsten und kenntnisreichsten lebenden Spiritisten Ernesto Bozzano
(siehe über ihn Z. f. P. 1926, S. 443) gebeten, vorliegende Widerlegung des Sudre-
schen Buches zu schreiben, die zum Teil in der Revue Spirite erschienen ist. Bozzano
führt den Kampf mit derselben Erbitterung, die wir etwa gegen die Verfasser des
„Dreimännerbuchs" empfinden. Dies ist erstaunlich, da Bozzano und Sudre darin
einig sind, daß sie — vielleicht allzu uneingeschränkt — sämtliche Gattungen
okkulter Tatsachen anerkennen, auch kommt Sudre der spiritistischen Hypothese
weit entgegen, indem er annimmt, daß das Gedächtnis der Toten weiterlebt, wenn
auch ohne zusammenfassende lebendige Persönlichkeit. Sicher würde weder Richet
noch irgendeiner der anderen führenden französischen Antispiritisten Sudre so weit
folgen, da hiermit die spiritistische Hypothese, wenn auch in sehr gemäßigter Form,
anerkannt ist. Ich habe schon in meiner Besprechung von Sudres Buch erklärt, daß
ich seine Hypothese kaum für richtig halten kann, denn wenn das Gedächtnis den
Tod überdauern sollte, dann ist es sehr wahrscheinlich, daß auch die Persönlichkeit
, der das Gedächtnis angehörte, mit diesem weiterlebt. Hier ist Bozzano sicher
im Recht; dagegen glaube ich, daß Sudre, soweit er den reinen Animismus vertritt,
nicht restlos besiegt wurde, gewiß ist die Gesamtheit all der Fälle, die Bozzanc
anführt, nicht leicht rein animistisch zu erklären, aber bei keinem scheint mir diese
Erklärung unmöglich, wenn man die Aufstellung gewagter Hilfshypothesen nicht
scheut; gelegentlich zieht Bozzano Fälle heran, deren Echtheit mir sehr problematisch
ist, wie z. B. di>e Experimente Appleyards (vgl. Z. f. P. 1926, S. 445). Das
stärkste Argument zugunsten der spiritistischen Hypothese wäre die von Bozzano
behauptete Tatsache, daß Sterbende stets nur Phantome von Personen sehen, die
schon gestorben sind. Gewiß ist es verständlich, daß die Gedanken Sterbender sich
vorwiegend auf di,e richten, die ihnen auf dem Weg in das Rätselland des Todes
vorangegangen sind und doch müßte gelegentlich auch das Phantom eines noch
Lebenden, nach dem sich der Sterbende sehnt, am Totenbett auftreten; nach
Bozzano ist dies nie der Fall. Auch wenn das Phantom allen Anwesenden sichtbar
wird — Bozzano gibt dafür eine Menge von Beispielen in seiner Monographie „Des
Apparitions des defunts au lit de mort" —, handelt es sich stets um Verstorbene, zu
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