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Buchbesprechungen

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weilen sogar um solche, von deren Tod keiner der Anwesenden unterrichtet ist.
Wenn dies, wie Bozzano sagt, wirklich ganz allgemein gelten sollte, so wüßte ich
nicht, wie man das Auftreten dieser Phantome sollte erklären können ohne die Annahme
, daß die schon gestorbenen Angehörigen des Sterbenden diesen in ihrem
Reich empfangen wollen; denn wären diese Phantome rein animistische Materialisationen
oder telepathisch vom Sterbenden weitergegebene Halluzinationen, so
müßten sich darunter auch Phantome Lebender befinden, die der Sterbende herbeisehnt
. Wer Sterbende zu beobachten Gelegenheit hat, sollte darauf achten, ob Gestalten
, die der Sterbende zu sehen behauptet, oder die gar von allen Anwesenden
gesehen werden, wirklich stets Verstorbene darstellen, denn dieser Punkt scheint
mir von entscheidender Bedeutung.

Jeder, der sich für die spiritistische Hypothese interessiert, muß Bozzanos Werk
studieren, das die Beweisgründe gut zusammenstellt. Rudolf Lambert.

Ernst Benkhard. Das ewige Antlitz. Eine Sammlung von Totenmasken.
Mit einem Geleitwort von Georg Kolbe. Frankfurter Verlags-Anstalt, Berlin!,
1927. Preis br. 12.—M.

Wenn in dem Geleitwort der Bildhauer Kolbe mahnt, mit der Herstellung von
Totenmasken nicht zu lange zu warten, damit jener erhabene Moment^ in dem
das Antlitz des Toten sich für wenige Stunden verklärt, nicht verabsäumt werde,
dann *ist es in der Tat der Eindruck einer V e r k l ä r u n g , einer tiefen friedvollen
Ruhe, den der Betrachter all dieser Originalmasken empfängt, die auf 122 ganzseitigen
Tafeln in Autotypien zu einem stattlichen Bande vereinigt sind. Vom
15. Jahrhundert bis zur neuesten Zeit sind aus allen europäischen Ländern und aus
Amerika Köpfe wiedergegeben, an deren Namen sich größtes Geschehen der Weltgeschichte
und der Kulturentwicklung anknüpft. Erschütternd wirkt es oft, wie
in der festgehaltenen Form der vergänglichen Züge das ernste Wesen jenseits alles
Individuellen sich ausprägt, nachdem die Spannung des Lebens gewichen ist. Könige
und Fürsten, Staatsmänner und Gelehrte, Bildhauer und Maler, Musiker und Dichter
aus vielen Jahrhunderten bieten dem Rassen- und Charakterforscher wie dem
Psychologen Material dar.

Vor dem Auge des Betrachters entsteht das ganze Werk und das reiche Leben
jener Persönlichkeiten, deren innerster Wesenskern diese Gesichtszüge der sterblichen
Hülle überschattet, die in der Stunde festgehalten wurden, als jene Großen
der Erde ins Reich der Schatten eingingen.

Erhabenheit liegt auf Napoleons Antlitz, vornehmer Stolz des einsamen Philosophen
auf dem Friedrichs des Großen. «Wie ein edler Römerkopf wirkt Hellmuth
von Moltke, überstandenes Leid liegt auf dem Antlitz von Beethoven und von Kainzy
Lächeln auf dem von Richard Wagner und Wedekind. Namen aufzuzählen ist fast
unmöglich, wir nennen nur einige: George Washington, Martin Luther, Cromwell,
Pascal, Shakespeare,, Goethe, Schiller, Lessing, Scharnhorst, Königin Luise, Lenau,
Heine, Unland, Nietzsche, Björnson,~Menzef, Tolstoi, DehmSI.

So wird uns in diesem interessanten Werk eine Geschichte der Totenmaske
gegeben, die uns einen Ueberblick über den Bestand dessen zu geben versucht, was
von so zahlreichen berühmten Häuptern, noch auf uns Epigonen nachwirkend^
verblieben ist. S ü n n e r.

Der alte Kant« Hasses Schrift: Letzte Aeußerungen Kants und persönliche Notizen
aus dem opus postumnm. Herausgegeben von Artur Buchenau und
Gerhard Lehmann. Mit einem Bildnis und einem Faksimile. Berlin, Verlag
Walter de Gruyter & Co., 1925.

Es handelt sich um Beobachtungen über das letzte Lebensjahr Kants von der
Hand seines langjährigen Freundes und Tischgenossen Hasse. Das Greisenalter
hat die Aufmerksamkeit der Psychologie bisher nicht in höherem Maße auf sich
gezogen, und die Biographien hervorragender Persönlichkeiten pflegen die Periode
der Senilität mit einigen kurzen mehr verschweigenden als enthüllenden Sätzen
abzutun. Erst im vorigen Jahre hat der amerikanische Psychologe Hall die erste
Monographie, ein Buch Senescence geschrieben, das allerdings das Thema wesentlich
weiter faßt und die ganze zweite Hälfte des Lebens zum Gegenstand hat. —

In der vorliegenden kleinen Schrift wird ein ausführliches Bild des immer dementer
werdenden Kant geboten, bereichert durch Abdruck mancher, von seinerHand
vorhandenen, bisher noch nie veröffentlichten Notizen, die er sich über seinen


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