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Biese ganze Kontroverse war psychisch äußert interessant. Es war natürlich
möglich, daß durch das Durchziehen des Bandes das mediale Glied, das das
Medium in Schwebe hielt und für dessen Herstellung auch das obenerwähnte
Abrücken der Stühle erforderlich war, talsächlich lädiert werden könne. Etwas
Aehnliches hat ja bei seinen Versuchen Crawford beobachtet. Aber ebensogut
komite man annehmen, daß es ein rein psychischer Widerstand war, indem der
Begriff des ,,Durchschneidens" diese Widerstände hervorrief. Ja, ich neige
mehr letzterer Auffassung zu, nachdem das Medium sich trotzdem schließlich
bereit erklärt hatte, das Experiment vorzunehmen. Diese Vermutung wurde, wie
wir später sehen werden, bestätigt.
Die in dieser Sitzung vorkommende Levitation brachte nichts wesentlich
Neues, verstärkte nur unser aller Eindruck, daß man es tatsächlich mit einem
okkulten Phänomen zu tun habe.
In der Zwischenzeit zwischen dieser und der folgenden SiUung faßte ich
den Plan, den Versuch etwas abzuändern, um der Ps\che des Mediums entgegenzukommen
. Ich wollte das leuchtende Band in der Höhe der Sessellehne wagerecht
hinter dem Medium anbringen, um durch Beobachten des Bundes und der
Leuchtblättchen sich besser darüber orientieren zu können, was vor sich geht.
Nun war zu "Beginn der nächsten am 18. Mai stattfindenden Sitzung eine »etwas
erregte Aussprache darüber gewesen, daß einige vorübergehende Teilnehmer, von
denen man es nicht erwartet hatte, an der Echtheit einiger Phänomene von
Trou I. zweifelten. Ich glaubte, daß infolge dieser Kontroverse überhaupt keine
Sitzung zustande kommen würde. Das Medium fiel aber sehr bald in Trance,
und teilte der Schutzgeist mit, daß er schon heute, gerade um den Verdächtigungen
zu begegnen, das Experiment des Durchziehens des Leuchtbandes
durchführen wolle, obgleich es für später geplant worden war, und daß er dieses
Mal die Versuche selbst leiten werde. Diese Wendung war für mich sehr bedeutungsvoll
, da es die Zweckmäßigkeit meiner Methode psychologisch begründete,
wie es besser nicht sein konnte. Ich muß jedoch gestehen, daß mir die Sache
nicht ganz gemütlich war. Das Medium hatte zuweilen, wenn es in Trance versuchte
, die mit Leuchtblättchen angefüllte Pappschachtel zu transportieren, diese
fallen gelassen. Daher fürchtete ich, daß auch beim Experiment des Durchziehens
ein psychisch verständliches und gewissermaßen durch Bedenken vorbereitetes
Versagen zum Schaden des Mediums eintreten könnte. Das Medium
muß diese meine Zweifel erfühlt haben, denn als es zur Levitation kam, wurde
ich zwei Plätze weiter geschickt, was mir übrigens nicht unangenehm war, da
ich von weitem besser die Blättchen und das Leuchtband beobachten konnte.
Für das Durchziehen des Bandes wählte das Medium Frau B—ad und an meiner
Stelle eine zweite Dame, „die auch wie Frau ß. das Medium liebe", Frau Tr.
Frau B—ad beschreibt den ganzen Vorgang wie folgt: ,.Ich war vom in Trance
befindlichen Medium auf den Platz links hinter der Lehne gestellt worden. Frau
Tr. links vor dem Lehnstuhl. Jede von uns hielt ein Ende des Leuchtbandes in
der Höhe der Seitenlehne des Lehnstuhles, auf welchem da« Medium saß. Als
sich das Medium erhob, zogen wir das Leuchtband von der linken Seite des
Mediums nach der rechten durch. Es war kein Widerstand da. Das Medium
blieb so lange in der Luft, daß wir noch mehrere Male das Band hätten durchziehen
können. Ich erinnere mich noch ganz genau des Gedankens: Wann wird
das Medium von oben herunterkommen?44 Soweit Frau B—ad. Meine diesbezüglichen
Notizen lauteten: Ich sah von meinem Platz aus folgendes: ,,Die
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