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Renz: Ein Astralgesicht oder was sonst?

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Ich muß nunmehr meinen Lesern überlassen, darüber zu urteilen, ob ich
einer Sinnestäuschung unterworfen war infolge des Grams, des Herzeleids und
der Ermattung, oder ob nicht doch ein Schimmer jener geistigen Welt mit
ihrer Schönheit, Glückseligkeit, Ruhe und Frieden meinen sterblichen Augen
vergönnt war*).

II. Nachwort des behandelnden Arztes Dr. G. Renz.

Zu dem vorstehenden Berichte möchte ich noch einige Worte hinzufügen.
Mir ist dieser Herr, der eine so lebhafte und realistische Beschreibung eines
Erlebnisses am Sterbebett seiner Gemahlin gibt, persönlich lang genug bekannt,
um von vornherein jede mögliche Anlage zu irgendwelcher Art Geistesstörung
von der Hand zu weisen. In seinem Freundes- und Gesellschaftskreise gilt er
als ein äußerst ruhiger, gleichmütiger und energischer Geschäftsmann. Niemals
wurden bei ihm irgendwie Illusionen oder Halluzinationserscheinungen
beobachtet, niemals trat eine Sinnestäuschung in irgendwelcher Art auf während
seines an Aufregungen und Wechselfallen so reichen geschäftlichen wie häuslichen
Lebens. Nach meinen Beobachtungen kann ich ganz bestimmt einen
vorübergehenden akuten Zustand halluzinatorischen Irrsinns während der Zeit
der oben geschilderten Vision für ausgeschlossen erachten.

Mit Herrn G. war ich während des langen Krankseins seiner Gemahlin so
oft zusammen. Wir haben so viele Tage und Nächte miteinander zugebracht,
wodurch ich genug Gelegenheit hatte, ihn hinsichtlich seines Gefühlslebens sowie
seiner Denkweise kennenzulernen. Dabei konnte ich in Erfahrung bringen, daß
Herr G. niemals etwas über okkulte Dinge gelesen hatte, daß alles und jedes,
das bei ihm nicht als eine positive Tatsache für erwiesen galt, mit seinem
nüchternen Sinn für die Wirklichkeit unvereinbar war. So fragte er mich öfter
während seines Gesichts — wovon ich damals ja keine Ahnung hatte —, ob ich
dächte, daß er irrsinnig werden könnte.

Genau eine Woche vor dem Tode seiner Frau, als sie schon derart entkräftet
war, daß ich jeden Augenblick ihr Ende erwartete, gab Herr G. nicht
im mindesten Veranlassung, hinsichtlich seines Geisteszustandes irgendwelche
Befürchtung zu hegen. Zu jeder Zeit hatte Herr G. auch noch nicht die Hoff-
nung bezüglich der Genesung seiner Gattin aufgegeben, obschon vom medizinischen
Standpunkte aus sich dieselbe schon in extremis befand. Als nun
Frau G. verschieden war, erhob sich ihr Gemahl, .der nahezu volle se,ct$>
Stunden hindurch fast regungslos an ihrem Lager verweilt hatte, und traf
derart gelassen und geschäftsmäßig die notwendigen Anordnungen, daß er damit
alle Anwesenden in Erstaunen setzte. Wäre er einer (psycho-pathologischen)
Halluzination ausgesetzt gewesen, so wäre sein Geist plötzlich nicht so klar
gewesen, als es der Fall war. Es sind nunmehr zwei und eine halbe Woche nach
dem Ableben der Frau G. vergangen und seit dem Zeitpunkt jener Vision.

*) Anmerkung des Uebersetzers: Die Spiritisten behaupten, daß es sich bei
dergleichen unzähligen in der spiritistischen Literatur sich vorfindenden Erscheinungen
um die sogen „abholenden Geister" handle, die auch auf die Tierweit
(Hunde, Pferde und Katzen) einen erschreckenden Eindruck hinterlassen Man
bringt das Hundeheulen bei Sterbefällen damit in Zusammenhang. Mehrere, vielleicht
auch mit der Gabe des Hellsehens ausgestattete Aerzte wie Nonnen erklärten mir,
zumal bei Epidemien, diese „Eskorte" wahrgenommen zu haben. Für den Nachweis
der Objektivität wäre wohl der photographische Apparat verwendbar.


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