Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0499
Driesch1: Die Methoden der parapsychologischen Theorienbildung. 483

Wie steht es nun mit der sogenannten Psychometrie, dem größten Rätsel
unserer Wissenschaft? Ein Gegenstand, dem Medium in die Hände gegeben, er-
weckt in ihm übernormale Fähigkeiten. Die Hauptsache ist hier die Notwendig-
keit eben dieses Gegenstandes. Etwas „an" ihm, etwas, das zu ihm in
Beziehung steht, muß von Bedeutung sein. Denn ohne ihn geht es nicht. Was
ist nun „an" ihm? Sicherlich handelt es sich nicht um seine materielle Natur im
Sinne der Physik und Chemie, denn diese ist eine bestimmte Anordnung letzter
Elemente und weiter nichts. Die Wissenschaft vom Unbelebten kennt nichts von
„Geschichte", aber das Medium erzählt uns Geschichte in Verbindung mit einem
Gegenstand. Was befähigt diesen bestimmten Gegenstand, dem Medium
seine Geschichte zu offenbaren? Ist etwa eine seelische Energie „an" ihm? Das
gewiß nicht, denn seelische Energie ist ein Widerspruch in sich; Energie nämlich
ist ein bloßes Maß von Ursächlichkeit. Ist etwa das Produkt* irgendeiner
Materialisation „an" dem Gegenstand und bringt etwa dieses Produkt das
Medium in Beziehung zu einer anderen Seele? Das könnte ja sein, wenn nur
immer jene andere Seele da wäre, aber recht viele dieser Seelen sind — tot.

Was ist denn nun die Lösung? Ich weiß es nicht und gebe gar nicht vor, es
zu wissen. Sollte ja doch mein Beispiel nur ein Beispiel dafür sein, wie wir
meiner Meinung nach bei unseren theoretischen Erwägungen vorgehen müssen.
Diese Arbeit handelt ja doch nur von Methodologie. —

Einige sehr wichtige Grundsätze endlich dürfen nie vergessen werden, wenn
auf irgendeinem wissenschaftlichen Gebiete eine Theorie aufgestellt werden soll.
Wir pflegen zu sagen, daß eine Hypothese „bewiesen" ist, wenn eine ihrer
Folgen sich bewahrheitet hat, und unsere Tageszeitungen z. B. haben oft gesagt,
daß Einsteins sogenannte allgemeine Relativitätstheorie durch gewisse astronomische
Beobachtungen „bewiesen * sei. Das ist vom logischen Standpunkt aus
falsch. Denn eine Theorie ist zwar wider legt, wenn eine ihrer Folgen
nicht verwirklicht ist, aber sie ist nicht „bewiesen", sondern nur möglich oder
allenfalls wahrscheinlich gemacht, wenn ihre Folgen sich bewahrheiten.

Wir müssen daher, wenn wir uns eine allgemeine parapsychologische Theorie
zurechtmachen, welche natürlich notwendigerweise stets hypothetisch sein wird,
sehr sorgfältig alle ihre Folgen studieren. Gewisse dieser Folgen kennen wir ja,
nämlich jene Tatsachen, von welchen die Hypothese ausging, auf daß sie „erklärt
" wären. „Erklären" heißt nämlich zeigen, daß etwas die Folge von etwas
anderem ist, daß das Zweite in das Erste eingeschlossen ist. Andere Folgen
kennen wir noch nicht als Tatsachen, aber wir können sie aus unserer Hypothese
ableiten. Und nun müssen wir eben versuchen festzustellen, ob diese Folgen
auch Tatsachen sind oder nicht. Wenn sie es sind, so mögen wir unsere Hypo-
these auch ferner vertreten; wenn nicht, so müssen wir sie kurzerhand aufgeben
oder wenigstens erheblich verändern.

II.

Die Hypothese des Spiritismus.

Am Schlüsse dieser Arbeit möchte ich das Ergebnis unserer methodologischen
Untersuchung und zumal ihrer letzten Abschnitte auf diejenige parapsychologische
Hypothese anwenden, welche unter den Namen des Spiritismus
bekannt ist.

31*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0499