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Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1927.)

lebende; und das Medium steht gleichsam zwischen ihnen. Die Hauptsache ist,
daß eben der verstorbene Geist auch eine Person ist, obschon ein© solche,
welche höhere Fähigkeiten besitzt als in ihrem vergangenen irdischen Leben, und
welche unter uns völlig unerkennbaren Bedingungen existiert. Was wir über -
normale oder parapsychische Fähigkeiten nennen, sind normale Fähigkeiten
für ihn. Aber da er eben eine Person ist, und zwar dieselbe Person
, die er im Leben war, so ist er eine begrenzte Person, begrenzt zumal
mit Rücksicht auf seine erworbenen Erfahrungen. Er mag viel mehr
wissen oder wenigstens wissen können, als wir wissen und als er wußte, als er
noch lebte, aber der Betrag seiner persönlichen Erfahrungen bildet doch immer
den eigentlichen Kern seines Wissens.

Was folgt nun aus einem solchen Spiritismus? Zunächst jedenfalls, daß
die Beschränkung des Geistes sich in den Aussagen eines Mediums zeigen muß.
Und gerade das ist ja der Fall. Man hat gelegentlich gesagt, ein
Medium, das von einem Geiste besessen sei, müßte „alles** wissen. Nein, sage
ich, es müßte nicht alles wissen; vielmehr ist gerade die Gebundenheit
durch frühere Erfahrung das, was wir hier erwarten sollten, wenn wirklich ein
früherer lebendig gewesener Geist sich durch das Medium äußert. So spricht
also die wohlgesicherte Beschränkung des Wissens eines Mediums und dazu
seine „auswählende" Tätigkeit gerade zugunsten des Spiritismus, ja, ist eine
notwendige Folge dieser Lehre, denn die Beschränktheit des Mediums ist ja im
letzten Grunde die Beschränkung eines persönlichen Geistes1).

Jetzt kommen wir zu den Book and newspaper tests. Hellsehen im
allgemeinen mag als normale Fähigkeit eines verstorbenen Geistes gelten, als ebenso
normal für ihn, wie die Fähigkeit, in einem Buche zu lesen, normal für uns
ist. Aber ebenso, wie wir zwar jedes beliebige Buch lesen können, aber
tatsächlich doch nur eine kleine Zahl aller vorhandenen Bücher lesen, müssen
wir nun auch annehmen, daß der Geist, ofcwohl er jedes Buch und jede Zeitung
durch Hellsehen lesen kann, sich tatsächlich nur die Kenntnis solcher Bücher
oder Zeitungen erwirbt, welche ihn aus irgendeinem Grunde interessieren.
Unter diesen Gründen aber mag der sein, daß er eben beabsichtigt, sich auf der
Grundlage seiner im Leben erworbenen Erfahrungen mit Hilfe eines Mediums
einem Lebenden mitzuteilen und insbesondere seine Identität zu erweisen
. Sicherlich aber hat er ja im Leben gewisse Bücher gekannt und andere
nicht.

So dürfen wir also sagen, daß alle Book tests auf der Grundlage des
Spiritismus gerade in der Form vorhanden sein sollten, in welcher sie vorhanden
sind. Es ist eine Konsequenz der spiritistischen Hypothese, daß
diese Erscheinungen gerade so auftreten, wie es der Fall ist, aber nicht in
einer unbeschränkten Form. —

Ich habe in diesem methodologischen Aufsatze nicht viel über physische
Erscheinungen gesprochen. Aber daß, wenn es Geister gäbe, alle Materialisationen
ohne Zusammenhang mit dem Leibe eines Mediums, welche, wie wir
gesehen haben, für einen bloßen Uebervitalismus unerklärbar sind, daß alle
Spukerscheinungen, Stimmen, Apporte usw., falls wir sie als Tatsachen annehmen
, jetzt auch ihre Erklärung finden würden, ist kaum zweifelhaft.

x) Das Werk von WalterPrince,TheCaseofPatienceWorth,
Boston 1927, bietet reiches Material, das sich in diesem Sinne verwerten läßt.


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