Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0503
I

I

Driesch: Die Methoden der parapsychologischen Theorienbildung. 487

Sagen wir noch ein paar Worte über unser großes Rätsel: Psychometrie.
Wir haben gesagt, daß da etwas „an" dem in Rede stehenden Gegenstande sein
müsse, und daß das vielleicht von der Art einer Materialisation sein möchte,
welche die Seele des Mediums mit einer anderen Seele verknüpft. Nun lag aber
eine große Schwierigkeit darin, daß so viele dieser vermuteten anderen Seelen
tot waren. Sobald nun aber „tot sein" nichts anderes heißt als in einer neuen
Form existieren und Fähigkeiten, welche wir gewöhnt sind, als abnorm zu
bezeichnen, als normale Fähigkeiten besitzen, verschwinden all diese Schwierigkeiten
sofort. So dürfen wir denn also sagen: Psychometrie, wie sie z.B. in den
schönen Versuchen Dr. Pagenstechers sich zeigt, gehört auch zu den Dingen
, die man erwarten darf, wenn der Spiritismus berechtigt ist. Oder, in
anderen Worten: Psychometrie wäre auch eine Folge der spiritistischen
Hypothese.

Der Spiritismus ist also eine berechtigte Hypothese.

Das experimentum crucis steht jedoch noch aus: Ein Mensch, der sich dem
Tode nahe fühlt, muß etwas niederschreiben, das keinem lebenden Wesen bekannt
ist, und das muß dann auf weite Entfernung hin von einem Medium ausgefunden
werden. Das ist bis jetzt noch nicht gelungen. Sollte es eines Tages
geschehen, so würden die radikalen Zweifler freilich sagen, daß das Hellsehen
des Mediums hier eine Rolle gespielt habe. Das könnten wir natürlich nicht
widerlegen , und der Spiritismus wäre also noch nicht „bewiesen".

Aber auf alle Fälle wäre er sehr wahrscheinlich ^gemacht. Im Gebiete der
empirischen Wissenschaft kann ja niemals eine Hypothese in derselben Weise
„bewiesen** werden wie ein geometrischer Lehrsatz. Das liegt im Begriff der
empirischen Wissenschaft, für welche stets Tatsachen das erste sind und nicht
Prinzipien oder Axiome von absoluter Sicherheit. Wir dürfen nie das unmögliche
erwarten und dürfen es nie zum Maßstab des Wertes einer Wissenschaft
machen. Rationale Induktion, nicht aber Deduktion, ist die .einzige
Methode, welche es für alle empirischen Wissenschaften und daher auch für die
Parapsychologie gibt. Das zu zeigen, war die Hauptaufgabe dieses methodo-
logischen Aufsatzes. —

Ich schließe diese Arbeit mit einer sehr allgemeinen,Bemerkung: Es gibt,
zumal unter den sogenannten deutschen idealistischen Philosophen, Leute, die
uns sagen, es sei das Problem der Unsterblichkeit ,dem Bereiche der Wissenschaft
, ja, dem Vermögen unserer Vernunft durchaus entrückt.

Ich kann dem nicht beistimmen. Sehr wohl weiß ich natürlich seihst, daß
alles, was wir unmittelbar erforschen können, Phänomene oder „Erscheinungen**
sind, und zwar zunächst sogar »nur „meine** Erscheinungen, und daß alle Tat-
Sachen der Parapsychologie daher auch Erscheinungen in diesem Sinne sind.
Aber niemand hält diese „solipsistische** Stellungnahme als letztes Wort aufrecht
. Jeder gibt schließlich doch zu, daß irgend etwas existiert, unabhängig
von seinem bewußten Erfaßtwerden. Jeder also ist in diesem Sinne
ein Metaphysiker, und die Verschiedenheiten der Meinungen betreffen nur
immer die Frage, was wir denn über das, was wirklich existiert, wissen können.

Wenn man nun zugibt, daß die unbelebte Welt als „Erscheinung" eine
gewisse Seite des Wirklichen zu ihrer letzten Grundlage hat, und ebenso die
lebendige und die normale seelische Welt, kurz, daß alle Erscheinungen ihre
metaphysischen Korrelate haben, so muß man das auch für die parapsychischen
Erscheinungen zugeben. Wenn nun aber diese Erscheinungen von solcher Art


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0503