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Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1927.)
tigkeit anzugeben weiß. Jede Farbe und Form hat für ihn eine symbolische
Bedeutung."
Bemerkenswert ist, daß Frau Reimpell ähnliche, aber doch wiederum
charakteristisch verschiedene Sichtgebilde bei musikalischen und anderen Eindrücken
erhält. „Es entrollen sich, schreibt Professor Anschütz S. 26 von ihr,
Szenen von solcher Gefühlsbetontheit, daß sie den Versuch abbrechen oder
den Konzertsaal verlassen muß. Weiter lokalisiert sie Geräusche, Begriffe,
Gefühle, wie z. B. religiöses Gefühl usw. in sichtbaren Formen an gan|z beistimmten
Stellen ihres Körpers. Ueber 200 Beispiele bat sie teils in Protokollen
, teils in Stickereien, teils in Malereien niedergelegt." Ich selbst hatte
Gelegenheit, die meisten dieser künstlerisch eigenartigen Gebilde zu sehen und
nähere Erklärungen der merkwürdigen Phänomene, die Frau Reimpell schon
von ihrem zwölften Jahre an sah, ohne sie sich anfangs im geringsten erklären
zu können, zu erhalten. Professor Anschütz, der an der Hamburger Universität
Dozent der Psychologie ist, hat seit 1925 dort Versuche mü Herrn und Frau
Reimpell angestellt, wobei er auch gelegentlich beide dasselbe Sichtgebilde getrennt
beschreiben ließ, etwa noch unter Hinzuziehung einer dritten Versuchs*-
person, und dabei völlige Uebereinstimmung der getrennt abgegebenen
Aussagen konstatierte. Professor Anschütz hat bereits ein größeres mit farbigen
Abbildungen versehenes Werk über Eduard Reimpell geschrieben, das in
absehbarer Zeit erscheinen soll. Kürzlich erschien von ihm das Werk „Farbton
-Forschungen" (XIV, 432 Seiten mit 02 Abbildungen und 24 farbigen
Tafeln. M. 16.—, geb. M. 18.—), worin von einer Reihe anderer Versuchspersonen
, die bei Tieren Farben sehen, die Rede ist.
Professor Anschütz beschäftigt sich jetzt auch intensiv mit okkulten Problemen
, die er bereits in seiner „Kurzen Einführung in die Farbtonr
forschung" S. 25 (unter Beziehung auf Leadbeater) und S. 28 (unter Erwähnung
von „Visionen", „Ahnen" und „Hellsehen") berührt. Auch auf dem
Kongreß für Farbton-Forschung wurde wiederholt das Problem des
Okkulten erwähnt, auch ein Aurabild aus Leadbeaters Werk, „Der sichtbare
und unsichtbare Mensch" („Die Aura des Meisters") als Lichtbild von Professor
Anschütz vorgeführt. 1
Da Eduard Reimpell in einer etwa zweijährigen Reihe exakter Versuche
von einem Universitätsgelehrten beobachtet worden ist, der seine Beobach-
* tungen in einem demnächst erscheinenden größeren Werk, das ausschließlich
Herrn Reimpell gewidmet ist, niedergelegt hat, so geht es nicht mehr an,
an der ein wirkliches Phänomen darstellenden Persönlichkeit Reimpells vorüberzugehen
, zumal eine gründlichere Untersuchung eines Teilproblems (seiner
musikalischen Synopsis), nach dem Erscheinen des Werkes von Professor An-
schütz möglich sein wird.
Herr Reimpell ist nicht nur „Synoptiker", wie die das „Farbenhören",
die „audition coloree" darstellenden Persönlichkeiten in der heutigen Psychologie
ja genannt werden (s. auch „Untersuchungen zur Analyse musikalischer
Photismen." Von G. Anschütz, Hamburg. Mit 38 Figuren im Text. Somder-
abdruck aus dem Archiv f. d. gesamte Psychologie, Bd. 5i, Heft 1/2, 1925.
Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H. in Leipzig), er ist nicht nur Odsen-
sitiver oder Auramedium im weitesten Sinne, er ist auch als ausübender Künstler
ein Phänomen, wie sich jeder, der seine fabelhafte Technik des Violinr
und Klavierspiels einmal beobachtet hat, überzeugen konnte. Sodann ist er
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