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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0529
Neuntes Heft.

September 1927

Weltanschauliches und Theoretisches.

Methodologische Probleme des Okkultismus.

i.

Die Beweisführung in der Paraphysik.

Von Dr. A. Freiherrn von Schrenck-Notzing.

In neuerer Zeit hat man mehrfach versucht, die bisherige Beweisführung für
die Existenz okkulter Phänomene erkenntniskritisch anzugreifen. So hält
z. B. der bekannte Berliner Forscher Dr. R. Baerwald den Beweis dafür,
daß alles Schwindel sei, noch für unerbringlicher als den für die Echtheit der
Phänomene. Nach seiner Auffassung entscheiden die negativen Momente alles,
die positiven dagegen gar nichts. Dieselben können ebensogut real, wie halluzinatorisch
, wie taschenspielerisch erzeugt sein, beweisen also gar nichts;
außerdem hat ihre Häufigkeit und Vielgestaltigkeit keinen Wert. Dagegen
ermöglichen die negativen Momente, nach Baerwald, wirklich Urteil und Fortschritt
. ,,Sie haben zur Entlarvung etlicher ausgesprochener Schwindler geführt
; sie lehrten einen großen Teil der Tricks kennen, sie entwickelten die
Kunst der Kontrolle ... Ein einziges negatives Moment, das den Verdacht vorliegender
Tricks erweckt, zerstört natürlich sämtliche positiven, so wie in der
Multiplikation zahlreicher Faktoren ein einziger negativer das ganze Produkt
negativ macht." „Die Tricks, die nur einzelnen bekannt sind, bilden ein ganz
unmeßbares Gebiet und darum stellen die kategorischen Aussagen'', dies ist
taschenspielerisch nicht nachzuahmen, „die Inanspruchnahme eines Wissens
dar, das niemand besitzt.'*

„Auf diesem Gebiet (besonders auch in bezug auf die Taschenspielerei)
gibt es keine Autorität. Ich erkannte, daß wir hier allemal gleiche Ignoranten
sind." i)

Wie aus dem Vorstehenden ersichtlich, überträgt Baerwald die Hegeln der
physikalisch-mathematischen Beweisführung theoretisch auf die Beobachtung
lebendigen Geschehens, auf die Feststellung von Realitäten und stellt sie denen
des empirischen Beweises gleich. In diesem Sinne sollen ja Beobachtung und

!) Anm. d. Verf.: Die Zitate sind einem Schreiben Baerwalds an den Verf.
vom 28. 1. 1926 entnommen.

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