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v. Schrenck-Notzing: Die Beweisführung in der Paraphysik. 519

überflüssig erscheinen lassen, während der Salonmagie eine fast göttliche Allmacht
und Ueberlegenheit zugeschrieben werden müßte, deren Künsten, Kniffen
und Pfiffen auch der erfahrenste und geriebenste Experimentator erliegen, müßte»
liier sind wir zu jenem Punkt gelangt, an welchem der Abgrund zwischen den
Vertretern der Paraphysik und ihren Gegnern unüberbrückbar geworden ist.

Der äußere Anschein eines okkulten Geschehens kann unter Umständen
einem taschenspielerischen Effekt täuschend ähnlich sehen, wie z. B. in Fällen
von Apport, von Durchdringung der Materie usw. Auch das Materialisationsprodukt
hat oft die größte Aehnlichkeit mit den stofflichen Erzeugnissen
unserer irdischen Erfahrung, die Unwahrscheinlichkeit in der Form und das
oft kitschige Aussehen desselben reizt zu heftigstem Widerspruch. Aber aus
äußerer Aehnlichkeit zweier Endeffekte, eines materialisierten und
artifiziellen Erzeugnisses, sofort eine Wesensidentität zu folgern, ist
unzulässig.

Twrdy sagt mit Recht: „Wenn man diesen Grundsatz auf ein anderes
Fachgebiet übertragen würde, so wäre man gezwungen, Gold für Messing, Zink
für Silber, Alkohol für Wasser zu halten usw."

Auch die Nachahmungsmöglichkeit eines Phänomens beweist nichts mehr
und nichts weniger, als daß die Versuchsbedingungen ungenügend waren. Jede
Imitation paraphysiseher Manifestationen muß unter den Kontrollmaßregeln
des Originalversuches stattfinden, um nicht völlig wertlos zu sein. Die bloße
Ilervorrufung eines äußerlich gleichen Bildes mit ganz anderen Mitteln (man
erinnere sich an die gelegentlich der Sitzungen mit Rudi Schneider in Wien
inszenierte Entlarvungskomödie des Professors Przibram, bei welcher einer
seiner Kollegen den Helfershelfer spielte) hat mit einer Realitätsbewertung der
okkulten Erscheinungsformen nichts zu tun. Auch die Photographie allein beweist
nicht viel; sie ist nur dann eine wertvolle objektive Ergänzung der Untersuchung
, sobald das Protokoll alle Einzelheiten über ihr Zustandekommen enthält
. Dasselbe gilt für alle Arten automatischer Registrierung, die auch nur erst
ergänzt durch die protokollierten Zeugnisse und Sinnes wahr nehmungen ein
wertvolles Forschungsmittel werden.

Aber sogar mit den Utensilien des Laboratoriums lassen sich Betrügereien
ausführen durch heimliche Verschraubung und Verstellung des Mechanismus
solcher Apparate zum Zwecke des erwarteten Resultats.

Die praktische Widerlegung sämtlicher Täuschungsmöglichkeiten ist zwar
schwierig, aber doch vielfach gelungen. Nun sind allerdings, worin ich
wiederum Twrdy beistimme, die eigenen Augenblicksbeobachtungen der Versuchsleiter
von ihren persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten sowie von
ihrer wissenschaftlichen Stellung abhängig. Als Durchführungsmängel in der
okkulten Experimentalforschung bei den Beobachtern bezeichnet Twrdy: „Unaufmerksamkeit
, mangelnder wissenschaftlicher Ernst, Voreingenommenheit für
die Sache, übergroßes Vertrauen gegen Medium und Sitzungsteilnehmer, Kritikunfähigkeit
, physische Gebrechen wie Kurz- oder Weitsichtigkeit, Schwerhörigkeit
usw."

Diesen Eigenschaften möchte ich noch hinzufügen: geistige Präpotenz, Un-
aufrichtigkeit, schwankendes Wesen, Angstzustände usw.

Die Eignung zum paraphysischen Experiment ist grundverschieden, kann
aber durch Schulung und Teilnahme an zahlreichen Sitzungen erlernt werden.


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