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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0536
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Zeitschrift für Parapsychologie. 9. Heft. (September 1927.)

Um Fehlerquellen und irrtümliche Deutungen nach Möglichkeit auszuschließen,
erscheint eine Zusammenarbeit mehrerer sachkundiger Gelehrter, die ihre Wahrnehmungen
vergleichen und in Einklang zu bringen suchen, zweckmäßig. Während
der Sitzungen sollte, wie es bei den Untersuchungen des Verfassers seit
Jahren üblich ist, fortlaufend ein Protokoll über den Tatbestand diktiert werden
, dessen Abschrift an einem der folgenden Tage den Mitbeobachtern zur
Durchsicht, Ergänzung und eventuellen Abänderung sowie zur Unterschrift
zugeht.

Jedenfalls ist dieses an sich unvollkommene Feststellungsverfahren relativ
die beste Form, das Erlebte festzuhalten. Man darf aber dabei nicht vergessen,
daß Protokolle auch nur die Ergebnisse in Bruchstück form wiedergeben und
niemals das Wirklichkeitserlebnis zu ersetzen vermögen, auch wenn sie noch
so genau und gewissenhaft angefertigt sind.

Das Wesentlichste in solchen Berichten ist es, den Leser darüber zu informieren
, ob nach Maßgabe der Versuchsanordnung Tauschungsakte möglich
waren oder nicht. Dieser Punkt ist sozusagen das ABC der Protokollierung.

Aber wenn wirklich bei unvollkommener Kontrolle die Möglichkeit zu
Täuschungsakten vorlag, so folgt daraus noch lange nicht die wirkliche Vortäuschung
der paraphysischen Effekte. Es könnte z. B. auch im Willen der
Versuchsleitung liegen, das Medium nicht zu stark auf Kosten seiner Leistungsfähigkeit
durch eine schikanös wirkende Beaufsichtigung zu irritieren, um auf
diese Weise eine bessere und freiere Entwicklung der medialen Fähigkeit zu
erzielen. Ein solches Vorgehen, das allerdings eine größere Zahl von Phänomenen
als nicht beweiskräftig preisgeben muß, kann schließlich belohnt werden
durch Leistungen, deren Charakter und Stärke jenseits der Betrugsmöglichkeit
liegen, wie z. B. horizontale Rörperlevitation bis zum Plafond, Flattern und
Schleudern der wie von einem Sturm gepeitschten schweren Kabinettvorhänge,
Auftreten von Telekinesen und Materialisationen, starkes Pochen an Türen
außerhalb der körperlichen Reichweite des Mediums, ferner Bildung von Phantomen
bei gleichzeitig sichtbarer und an den Händen gehaltener Versuchsperson
usw.

Die Experimentalmethodik wird also immer individuell sich der jeweiligen
Situation und dem speziellen Können der Agenten anzupassen haben. Sie ist
eine ganz andere bei Eva C, die irn Kabinett sitzend, bei gehaltenen Händen,
regelmäßig Verkörperungen hervorrief, wieder eine andere bei Stanislawa
'fomczyk, welche durch Annäherung ihrer Hände im Rotlicht kleinere auf dem
Tisch liegende Objekte in Bewegung setzte, und endlich wieder eine andere
bei den Brüdern Willy und Rudi Schneider, die außerhalb des Kabinetts sitzend,
von ein bis zwei Personen gehalten, ihre Telekinesen unter den verschiedensten
Versuchsanordnungen und Kontrollmaßregem zustande bringen. Man kann
also nur von Fall zu Fall entscheiden und es ist unmöglich, allgemein gültige
Regeln für die Beaufsichtigung der Agenten sowie für die Versuchsanordnung
feststellen zu wollen.

Das Streben des Experimentators soll also darauf bedacht sein, die Versuche
so anzuordnen, daß das Medium der Verantwortlichkeit durch jede
Eigenhandlung während der Sitzung enthoben ist, so daß keine Substitutionsakte
während der paraphysischen Leistungen ausgeübt werden können.

In der täuschenden Hervorbringung physikalischer Phänomene des Mediumismus
sind zwei Klassen zu unterscheiden:


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