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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0546
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Zeitschrift für Parapsychologie. 9. Heft. (September 1927.)

Selbstverständlich ist der Nachweis des Vorhandenseins eines Experimental-
effektes an sich nur der Beginn der wissenschaftlichen Untersuchung, welche
die Geneso der Erscheinung aufdecken und zeigen muß, wie der Experimental-
effekt zustande kommt. Deswegen ist das vergleichende Studium der Wesensgleichheit
und Gesetzlichkeit dieses Naturgeschehens zunächst bei denselben Personen
durch unablässige Wiederholung der Experimente unter veränderten Ver-
suchsbedirigungen — und dann bei verschiedenen Individuen mit analoger Begabung
erforderlich. Auf Grund des sich von Jahr zu Jahr inehrenden Beob«
achtungsmaterials und der immer neuen Bestätigungen dürfen heute schon der
mechanische Charakter der telekinetischen Kraftäußerungen, die Lehre von den
ideoplastischen Effloreszenzen und materialisierten Teilbildungen, wie sie uns
bei jedem neuen Medium immer wiedei in derselben Gleichförmigkeit entgegentreten
, als erwiesen angesehen werden.

IL

Die Frage der Sicherheit in der Parapsychologie.

Von Prof. Hans Driesch.

Wisconsin 26. 10. 26.

Sehr geehrter Herr Baron!

Ihrem freundlichen Wunsche, die Aeußerungen Baerwalds zu beurteilen,
komme ich gern nach. Ich fasse dabei alles so kurz und präzis wie möglich.

1. Ein einziger sicherer positiver Fall schlägt überall im Gebiet empirischen
Wissens unbegrenzt \iele negative zu Boden. War auch nur ein
einziges Mal ein Jahrmarktluftballon, wie ihn die Kinder kaufen, in die
Höhe gestiegen, wenn man ihn los ließ, so war der Satz „alle losgelassenen
Körper fallen zur Erde" falsch.

2. Die Frage ist nur, was heißt „sicher". Herr Baerwald behauptet, absolute
Sicherheit gegen Betrug könne es auf unserem Gebiet gar nicht
geben.

Ich gebe ihm das zu, sage aber: das gilt von jedem Gebiet empirischer
Forschung, da sie von Menschen gemacht wird. Man wird sagen: überall könne
doch nachuntersucht werden, z. B. wenn ein Chemiker ein schwieriges Experiment
mit ganz verblüffend neuem Resultat ausgeführt hat. Der erste Chemiker
könnte bewußt oder unbewußt geschwindelt haben. Aber die Nachunler-
sucher? Ich sage: geschwindelt haben könnten auch sie! Der erste Chemiker
„konnte" 10 Kollegen bestochen haben, ebenso zu schwindeln wie er; sie publizieren
ihre „Nachuntersuchungen" natürlich nicht alle zugleich, sondern in
halbjährlichen Intervallen. Dann ist man trotz der Kettenschwindelei „überzeugt
".

Das könnte sein. Und insofern ist Sicherheit nie „absolut".

Aber, wer glaubt an solche Schwindeleien? Niemand, und daher haben wir
praktisch — absolute Sicherheit in der Chemie.

Ich erinnere hier übrigens an das, was Hume und J. St. Mill „uniformity
of the essence of nature" nennen, an die nur geglaubt werden könne. Die
Fallgesetze gelten für die Zukunft und unter der Voraussetzung,


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