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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0553
Walter: Eine Auseinandersetzung mit der extremkritischen Richtung. 537

Etliche ausgesprochene Schwindler wurden entlarvt, aber eine Legion von
Beobachtungsmöglichkeiten ging der Forschung verloren und ruht unter dem
Schutt der Betrugshypothese.

Diese Arbeitsweise verstopft auch1 noch eine andere Quell©, aus der uns
reiche Belehrung fließen könnte: das persönliche Erlebnis. Die mehrfachem
Umfragen über Selbst erlebtes würden viel ergiebiger spenden, wenn die
Leute nicht kopfscheu gemacht würden und die. Zivilcourage aufbrächten,
der Anzweiflung, die sich exakt wissenschaftlich gebärdet, Trotz zu bieten.

Auch ist die Kunst der Kontrolle teils ein Naturgewächs des Mediumismus
, teils ein Erzeugnis verdienstvoller okkultistischer Forscher wie Varley,
Schrenck-Notzing, Grunewald u. a. m., und nur zum geringsten Teile ein
Verdienst der extremen Skeptiker. Wenn ein üppig wuchernder Trieb die
Medien dazu angespornt hat, sich in manchmal geradezu genialer Weise auf
dem Gebiete der Sicherungen erfinderisch zu betätigen, so geschah dies nicht
aus dem Geiste der Skepsis heraus, sondern in dem Glauben an ihr vermeintliches
Wundertätertum. Die Fesselungen, die Zwangsjacke, das Einnähen
in Säcke, der Käfig, der Schaukelsitz, das Aufstreuen von Mehl, die
Münzen auf dem Handrücken, der Gebrauch von Heftpflaster, die Bildung der
Zelle, das sind alles Einfalle, die dem Geiste der Medien in Trancezuständen
entsprungen sind. Der stattfindende Meinungsaustausch regt dazu an, zu
einem Ueberblick über den Stand unserer Forschung in deutschen Landen
zu gelangen. Wir können ungefähr vier Richtungen unterscheiden:

1. den volkstümlichen Okkultismus und Spiritismus,
köhlergläubig und phantastisch auch dort, wo er sich scheinwissenschaftlich
gebärdet; durch Namen wie Friese, Pusch, Langsdorff, Reimers gekennzeichnet
;

2. den (wissenschaftlichen Spiritismus, wie er in Du Prel
verkörpert ist. Von heute lebende.* Forschern gehören ihm die Universitätsprofessoren
Ludwig, Hof mann, Messer-«und Yerweyen an. Diese Anhängerschaft
ist spiritualistisch und in ihrer Gläubigkeit weitergehend als

3. die parapsychologische Richtung mit Führern wie Schrenck-
Notzing, Driesch, Oesterreich, Tischner; sie ist animistisch und rationalistisch
, sucht aber zugleich im Irrationalen dasi Neue und trachtef ;n der
Kritik die rechte Mitte zu halten, und

4. die extremkritische Richtung mit Schattierungen, die durch die
Namen Moll, Dessoir, Baerwald und Klinckowstroem gekennzeichnet sind; sie
ist ausgesprochen animistisch und rationalistisch, skeptisch und überkritisch
mit Voranstellung der Betrugshypothese.

Davon sind also gewissermaßen zwei Flügel- und zwei Mittelparteien, wobei
es sich empfiehlt, die Analogie mit politischen und Weltanschauungsparteien
auch dadurch zum Ausdruck zu bringen, daß man die stärkst Positiv-
g/äubigen als die Rechte und die stärkst Negativgläubigen als die äußerste Linke
auffaßt. Wollte man diese Aufstellung nach links und rechts verlängern, so
stieße man auf der einen Seite auf den Aberglauben der breiten Masse und auf
der anderen Seite auf die absoluten Verneiner und Absprecher, die sich mit
grundsätzlicher Gegnerschaft erfüllt haben. Es sind Außenseiter der Forschung,
selbst wenn sie Vertreter der eruditae ignorantiae sind.

Ich glaube, in der Entwicklung der Dinge zu sehen, daß sich der Sieg
immer mehr der parapsychologischen Mittelpartei zuneigt. Es ist ein Zug von


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