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Zeitschrift für Parapsychologie. 9. Heft. (September 1927.)
Person vielleicht möglich gewesen wäre, den Ring unter dem Tisch hindurch-
zuschleudern, ohne daß ich es beachtete. Aber es gelang mir nicht, dieses Resultat
in zehn Experimenten unter den gleichen Bedingungen zu erzielen.
Sechsmal stieß der Ring an einen der vier Stühle (von denen man auf dem
Bild nur zwei sieht), die um den Tisch herumstehen und blieb an einer Stelle
liegen, die von derjenigen, an welcher wir ihn gefunden hatten, weit entfernt
war; und viermal berührte zwar der Ring die Stuhlbeine nichl, doch fiel er
keineswegs da auf, wo ich ihn das erstemal entdeckt halte. Immerhin, wenn
Eleonore schlau genug wäre, um mich zu täuschen, hätte sie den Ring mit einem
geschickten Wurf zur Türschwelle schleudern können. Aber weit ist er in meinen
Versuchen nicht gerollt. Wenn sie den Ring warf, mußte er unter den
Tisch gelangen, im anderen Fall hätte der Ring neben mir weggehen und
dann die Tür auf meiner Seite streifen müssen: wir aber fanden den Ring
bei der Tür der anderen Seite, auf der Schwelle. Dieses Phänomen wird
deswegen umständlich beschrieben, um die Schwierigkeiten klarzumachen,
die der exakten Erforschung der sogenannten Spukphänomene entgegenstehen;
ich kann im vorliegenden Fall nicht behaupten, ein einwandfreies Phänomen
beobachtet zu haben. Ein Punkt nur ist nachweisbar: der Ring wurde nicht
von einer außerhalb des Zimmers stehenden Person zur Tür her eingeworfen.
Fräulein Lucie Kay, unsere Sekretärin, saß im Bureau auf ihrem Stuhl
(Fig. i,K) und hatte einen freien Blick auf den Gang und die Laboratoriumtür.
Ich untersuchte aber trotzdem sofort alle übrigen Räume, ohne indes irgendeine
Erklärung des mysteriösen Vorgangs finden zu können. Die Gräfin befand
sich überhaupt nicht im Hause; Fräulein Kay, Eleonore und ich waren die einzigen
anwesenden Personen.
Der L - M a g n e t.
Bald nach dem Vorfall mit dem Ring kamen zwei oder drei Pressevertreter
zu mir. Einer davon, Herr E. Glephan Palmer, brachte dern Kind ein
großes Paket Spielsachen mit, eine wundervolle schwarze Katze mit Uhrwerk
und Augen, die Feuer, wenn nicht gar Schwefel spien: wie geschaffen für
Draku, den Teufel. Es war ein Vergnügen, das Gesicht der Kleinen zu beobachten
, während Sie das Paket öffnete. Als sie das Uhrwerk entdeckte,
funkelten ihre Augen mit denen der Katze um die Wette. Gleich zog sie sie
fuf und stellte sie auf den Boden. Ich befand mich in dem Winkel (Fig. 2,c)„
Herr Palmer rechts von mir. Die beiden anderen Journalisten standen an der
entgegengesetzten Seite des Tisches (Fig. 2, d, e) rechts \om Photographenapparat
, Eleonore wieder vor dem Instrument enschrank (Fig. 2,b) zwischen
dem langen Arbeitstisch und dem Mittel tisch. Wir amüsierten uns über
den Eifer, mit dem sie das Spielzeug handhabte und waren gespannt, wie das
Ding laufen würde. Eleonore zog die Feder auf, bückte sich und stellte die
Katze auf den Boden — im selben Augenblick fiel etwas auf ihren Kopf und
von dort auf den Boden (um 4.20 Uhr). Ich hob es schleunigst auf und fand
ein L-förmiges Stück Metall, weiß emailliert, i4:n,5 mm groß und 2f\ g
schwer. Ich meinte zuerst, es sei ein Stück von einem der Spielzeuge, die
Herr Palmer der Kleinen gebracht hatte, die nähere Betrachtung ergab aber,
daß es sich um einen Merkbuchstaben handelte, wie sie für Kartotheken gebraucht
werden. Ich erinnerte mich, eine solche in der Diele unten gesehen zu
haben, und zwar wurden dort eine Anzahl derartiger Lettern verwendet, welche
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