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Zeitschrift für Parapsychologie. 9. Heft. (September 1927.)
nehmen, würde einen Hilfsapparat voraussetzen, der nicht verborgen bleiben
könnte.
Nach diesen Manifestationen hielt ich die Kleine in strengster Bewachung bis
/|.3o Uhr, aber nichts Außergewöhnliches konnte mehr festgestellt werden.
Kapitän Seton-Karr erschien gegen 3.3o Uhr. Ich mußte um 4.3o Uhr weg.
Während meiner Abwesenheit beobachteten meine Freunde ein schönes und einwandfreies
Hautphänomen. Hardwick, ein Mitglied des Ausschusses unserer Gesellschaft
, war anwesend, ferner Robert Blair, Chlephan Palmer und die Sekretärin
Fräulein Kay. Die Male erschienen spontan und langsam, bedeckten Gesicht
, Arme und Handgelenke des Mediums. In seinem Bericht sagt Herr Palmer
(Daily News, 6. Oktober 1926): „Elenore saß am Tisch und räumte die Spielsachen
, die ich ihr gestern gebracht hatte, in die Schachtel, als sie plötzlich wie
in einem starken Schmerz zusammenzuckte. Bei Betrachtung ihres Gesichtes
bemerkten wir lange Kratzer, die allmählich weiße Quaddeln bildeten. Einige
Minuten später, als sie in der Nähe des Fensters in einer Ecke des Laboratoriums
stand, um photographiert zu werden, zuckte sie wieder zusammen und wies au£
ihren Arm. Wir sahen doppelreihige Zahneindrücke, die eine gewisse Aehnlich-
keit mit den Majuskeln B und 0 hatten. Im Verlauf der nächsten
Viertelstunde war Eleonore an Gesichtund Armenüber und
über tätowiert. Die sämtlichen Anwesenden bestätigen, daß kein Trick vorlag
. Kapitän Seton-Karr und Herr Robert Blair, beides unvoreingenommene
Forscher, behaupten, sie hätten, unabhängig voneinander, das Mädchen schär f-
stens beobachtet und äußerten ihre Befriedigung über das Resultat. Dieses
Stigma ereignete sich bemerkenswerterweise im hellen Tageslicht. Sicherlich
erschweren Dunkelheit oder schwaches Rotlicht die Beobachtung der meisten
physikalischen Phänomene außerordentlich."
Colonel Hardwick bemerkt in seinem Bericht über dieses Phänomen:
„Um 54o Uhr, nach dem Tee, als Eleonore eine Schachtel zuband, stieß
sie plötzlich einen Seufzer aus und zeigte mit ihrer rechten Hand auf ihr linkes
Gelenk — abgesetzte Zahnspuren erschienen darauf und zehn Risse oder Kratzer
traten an Unterarm, Schalter und Stirne auf. Kurz darauf bildeten sich auf
ihrem Unterarm ganze Serien von Kratzern, die die Form von großen Buchslaben
annahmen, zu weißen Striemen aufschwollen und nach drei oder vier
# Minuten wieder langsam verschwanden. Das Mädchen war unter strenger Kontrolle
und kann sich die Male auf natürlichem Wege nicht beigebracht haben."
Kapitän Seton-Karr schrieb mir unterm 18. Oktober 1926:
„Ich war am 5. Oktober 1926 anwesend, als bei Eleonore Zugun im Gesicht,
auf den Armen und der Stirne sogenannte ,Stigmata' auftraten, und zwar unter
Bedingungen, welche die Möglichkeit, Eleonore könnte sich die Male durch
Kratzen oder auf ähnliche natürliche Weise selbst beigebracht haben, vollkommen
ausschließen. Die Erscheinungen wurden in meiner Gegenwart photographiert
.
gez. H. W. Seton-Karr."
Im Lauf des Tages stellte ich im Silzungszimmer einen nicht ganz 2 m
hohen Gazeschirm auf. Derselbe ist auf der Skizze durch die gestrichelte Quer-
linie gekennzeichnet (Fig. 1). Ich wollte damit die Wand markieren, welche im
Zimmer der Gräfin das Schlafabteil abtrennt. Viele der telekinetischen Phänomene
, die ich in dem Zimmer in Wien gesehen hatte, vollzogen sich von dem
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