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550 Zeitschrift für Parapsychologie. 9. Heft. (September 1927.)
ob das Mädchen ganz in hypnotischen Trance fiel; ich meinerseits glaube auch,
daß die Anwesenheit so vieler Gelehrter die Kleine irritierte. Während diesem
teilweisen Trance suggerierte die Gräfin dem Mädchen, der Buchstabe „G" solle
zehn Minuten nach ihrem „Erwachen" auf dem rechten Unterarm Eleonorens
erscheinen. Nach einigen Minuten waren einige schwache Eindrücke zu sehen,
jedoch gehört schon eine bedeutende Phantasie dazu, diese als den suggerierten
Buchstaben anzusprechen.
Nach dem Versuch der Gräfin wollte Professor Mc Dougall seine Geschicklichkeit
im Hypnotisieren an der Kleinen zeigen — welche den Zweck der
Uebung vollkommen begriff. Eleonore setzte sich also wieder auf das Sofa
und während fünfzehn Minuten versuchte Professor Mc Dougall, das Kind einzuschläfern
. Das heißt, Eleonore wurde wohl sehr schläfrig, doch gelang es dem
Professor trotz aller Anstrengung nicht, sie in Trance zu bringen. Er suggerierte
ihr, daß sie fünf Minuten nach dem Erwachen den Buchstaben B auf ihrem Arm
tragen werde, aber nicht die Spur davon war nach der vorgesehenen Zeit zu bemerken
. Professor Mc Dougall erklärte, daß Eleonore ein recht schwieriges
Menschenkind sei, und daß eine beträchtliche Anzahl Versuche gemacht werden
müßten, bis sie sich seinem Einfluß ergebe. Diese posthypnotischen Experimente
waren interessant, jedoch nicht erfolgreich.
Dr. Tillyard beobachtete das Mädchen bis 6 3o Uhr, es wurde aber kein
Phänomen mehr notiert.
Gegen Wochenende bat Herr Dr. Alfred Eddowes, der bekannte Dermatologe
aus der Wimpole-Street, um die Erlaubnis, Eleonore prüfen zu dürfen, was
ihm natürlich ohne weiteres gewährt wurde. Ein glücklicher Zufall wollte, daß
Dr. Eddowes gerade an einem Nachmittag erschien, an dem es mir geglückt
war, zwei der Zahneindrücke zu photographieren, die an Eleonorens beiden
Händen erschienen waren. Dr. Eddowes untersuchte eingehend Eleonorens
Hände und sandte mir am 25. Oktober 1926 folgenden Brief:
23, Wimpole-Street, W.
Sie baten mich um einen Bericht über meine Beobachtungen der Hände des
Mädchens, das ich zufolge Ihrer gütigen Erlaubnis kennenlernen durfte.
Meine Beobachtungen und meine Meinung lassen sich kurz dahin zusammenfassen
:
1. Weiche Handrücken.
2. Große, geformte, ödömatöse Flecke (geschwollen, entsprechend der Ansammlung
von Blutwasser im Zellengewebe).
3. Etwas feucht bei sonst normaler Epidermis.
4. Abgesetzte Ränder der bläschenartig aufgelaufenen Flecke.
5. Eine sich nach beiden Seiten verbreiternde Reaktionsröte, die mit dem
Nachlassen des Druckes verblaßt.
6. Rasche Wiederkehr des normalen Zustandes.
Alle diese angeführten Punkte deuten darauf hin, daß der Mund als „Instrument
" benützt wird, d. h. durch Ansaugen mit dem Mund und Pressen der
Lippen.
Ihr ergebenster gez. Alfred Eddowes, M. D.
In meiner Antwort an Herrn Dr. Eddowes hob ich hervor, daß er nur eine
Art der „Stigmata" gesehen habe. Aber seine Theorie genügt nicht zur Er-
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