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Zeitschrift für Parapsychologie. 9. Heft. (September 1927.)

S. 67 f.), und sicher würden Valiantines „Stimmen" es verdienen, ernstlich
geprüft zu werden, aber dies kann nur durch Leute geschehen, die bei allem
Wohlwollen gegen das Medium doch danach trachten, eine ernste Kontrolle
durchzuführen, wie sie Yaliantine offenbar selbst gewünscht hat; wenn das großartige
Phänomen der direkten Stimme, wie die Telekinese und die Materialisation
wissenschaftlich nachgewiesen sein wird, haben wir einen weiteren großen
Schritt vorwärts getan. Noch auf eine andere bedenkliche Seite von Bradleys
Spiritismus, daß er nämlich allzu großes Vertrauen in die Geistermitteilungen
über allgemeine Probleme setzt, hatte ich schon früher hingewiesen. Leider
hat sich auch dies seitdem gesteigert, Bradley läßt sich von den Geistern übear
die Marsbewohner unterrichten (208, 312, 347), un(* s*cn ausgiebige

moralische Lehren von ihnen erteilen, so ermahnen sie ihr' und manche seiner
Freunde, alles zu tun, um künftige Kriege zu vermeiden, was nach den Geislern
nur durch Verbreitung der spiritistischen Lehren möglich ist (210). Bradley
befragt sie über beliebige Probleme, so über das Wesen und die moralische
Beurteilung sexueller Perversionen (391), über allerlei Krankheiten und die zu
ihrer Heilung geeigneten Mittel (Tuberkulose, Krebs und Syphilis 319—3i).
Da keiner der Teilnehmer an die seltsamen Heilrezepte dachte, hält sie Bradley
für einen Beweis gegen die telepathische Hypothese und "für den Spiritismus,
als ob nicht Valiantine selbst sich diese Rezepte ausgedacht haben könnte.
Nicht nur Bradleys Einstellung den angeblichen Geistern gegenüber ist allzu
unkritisch, vielmehr gilt dies für viele andere Teilnehmer, die zum Teil so
überreizt sind, daß sie bei Berührungen im Dunkeln entsetzt das Zimmer verlassen
müssen (338). Gelegentlich stellen sie höchst naive Fragen, die die Antwort
schon enthalten, und Mitteilungen, die jeder Beweiskraft entbehren, werden
als höchst beweisend für das Weiterleben angesehen (344).

Trotz diesen schweren Bedenken, die ich gegen Bradleys neue Forschungsmethode
habe, scheint mir sein Buch doch eine Reihe von Geistermitteilungen
zu enthalten, die für echte mediale Befähigung der beteiligten Medien
sprechen. Leider sind häufig wichtige Einzelheiten allzu flüchtig gestreift.
So sollen Valiantines Geister mit verschiedenen Besuchern in nur diesen bekannten
Sprachen gesprochen haben; die Geister sprechen z. B. Chinesisch (221),
Japanisch (276 und 3o5), Italienisch (368), Russisch und Französisch (389).
Man kann kaum annehmen, daß Valiantine in all diesen Sprachen ein wirkliches
Gespräch zu führen vermöchte; doch gibt Bradley nie den Text des Gespräches
, so daß man nicht weiß, ob das Gespräch sich nicht auf das Aussprechen
einiger eingelernter Redensarten und etlicher Ortsnamen beschränkte.
Für diese Auffassung spricht, daß Bradley auf S. 275 sagt, daß ein japanisch
sprechender Geist zunächst unverständlich war, dann Namen und Plätze erwähnte
und schließlich erklärte, er habe „Harakiri" ausgeübt; der Geist wurde von dem
betreffenden Sitzungsteilnehmer, einem japanischen Dichter, nicht erkannt.
Es ist sehr möglich, daß die anderen Gespräche in fremden Sprachen ernsleren
Charakter trugen, aber ein so außerordentliches Phänomen wie das Sprechen
von Sprachen, die dem Medium angeblich ganz unbekannt sind, kann nur
durch genaue von allen Beteiligten bezeugte Wiedergaben der Gespräche und
nicht durch bloße Erwähnung des Geschehnisses bewiesen werden. Auch \iele
andere Angaben Bradleys sind allzu allgemein gehalten, als daß man sich ein
Bild von der wirklichen Leistung des betreffenden Geistes machen könnte.


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