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Fachliteratur des Auslandes.
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könne, ein Schauspiel, das höchst melancholische Ueberlegungen wecke. Dingwall
meint, so unberechenbar sei die psychische Wirkung des Okkultismus* daß man
unmöglich voraussehen könne, wer seiner Faszination zum Opfer fallen wird. Er
geht dann im weiteren auf Ursachen ein, die das Studium okkulter Phänomene
zu einer so zerstörenden Kraft für den menschlichen Intellekt gestalten. Es erregt
einige Verwunderung, fast ohne Einschränkung Sätze zu lesen wie die folgenden:
„Per Okkultismus verändert den Geist so seltsam^ daß Klugheit und Vorsicht in
die Brüche gehen und der Patient von der Zwangsidee verfolgt wird, er habe die
Mission, „Zeugnis abzulegen und die Wahrheit zu verkünden." Und ferner:
„Ungleich anderen Wissenschaften besitzt der Okkultismus eine fast unheimliche
Macht, den Geist zu beeinflussen, und für dieses Gift hat sich bis jetzt kein sicheres
Gegengift finden lassen." In der Tat, Dingwall scheint höchst abschreckende Erfahrungen
bei seinen Landsleuten in England gemacht zu haben, denn daß er nur
von seiner Heimat spricht, geht auch aus seiner Unkenntnis deutscher Zustände
hervor: Wenn er sagt, daß „die melapsychische Forschung in unseren Universitäten
und wissenschaftlichen Instituten keine Rolle spielt" so trifft dies auf deutsche
Zustände nicht mehr zu. D. scheint noch nichts davon gehört zu haben, daß
die Professoren Driesch in Leipzig, Oesterreich in Tübingen, Messer in Gießen,
Verweyen in Bonn, Herbertz in Bern, usw., ihren Studenten Vorlesungen halten über
Parapsychologie! Wir wollen uns angesichts der merkwürdigen Ausführungen
Dingwalls mit der Erkenntnis trösten, daß Deutschland auch auf diesem Gebiete
führend in der Welt voranschreitet!
Der „kritische Okkultist" Hans Rosenbusch setzt seinen Kampf gegen den
physikalischen Mediumismus fort, indem er einen längeren Aufsatz mit der „gegen
Herrn Lambert nötigen Polemik" anfüllt, ein kühnes Unternehmen, auf das dieser
die gebührende Antwort nicht schuldig geblieben ist. Professor Max Dessoir veröffentlicht
aus der in Vorbereitung befindlichen neuen Ausgabe seines bekannten
Buches: ^Von Jenseits der Seele" das Kapitel über „Helene Schnelle", über deren
psychometrische Fähigkeiten unsere beiden Mitarbeiter Dr. Zahn und Dr Böhm
Publikationen gebracht haben. Aus dem weiteren Inhalt sei erwähnt eine Würdigung
des verstorbenen „berühmten Illusionisten" und „Feindes der Fakire und
Medien" Harry Houdini, von Dr. med. Frh. v. Schuler, ferner „Das Lebendigbegraben
der Fakire" von Paul Heuze, und eigene „Beobachtungen" von Alb. Hof-
mann, Mehlem. Dr. S ü n n e r.
Fachliteraiuf des Auslandes.
Quarterly Transactlons of the British College of Psychic Science. Vol. VI, Nr. 2.
Juli 1927.
Die wichtigsten Beiträge dieser Folge beschäftigen sich mit „Psychischer Heilung
" und „Uebernormaler Photographie", wobei als Arbeitshypothese ausschließlich
die spiritistische Erklärung verwendet wird. Helen C. Lambert beschreibt
auf Grund persönlicher Beobachtung — sie war Sekretärin des Arztes —
„Experimente in psychischer Heilung, angestellt von Dr. med. Titus Bull
in New York."
In dem Beitrag „Ein weiblicher Wunderdoktor in Oesterreich" berichtet Mrs.
M c K e n z i e über die dem Berichterstatter selbst wohlbekannte Tätigkeit der
Frau Jurach in Felling-Maria Trost bei Graz (Steiermark). Mrs. Mc K. gibt ihre
bei ihrem Besuch, Mai 1925, gemachten Beobachtungen: viermal wöchentlich Ordination
, im Monat über 1000 Personen, Diagnose ausschließlich — wie bei den
meisten dieser Wunderärzte, z. B. bei dem berühmten „Höllerhansl" in Stakiz
(Steiermark) — nach Urinprobe. Sie schüttelt das Fl äschchen — die betreffende
Person braucht nicht anwesend zu sein, es werden oft eine ganze Anzahl Fläsch-
chen Abwesender übergeben — und gibt augenblicklich die Diagnose. Mrs. Mc K.
will dabei eine gewisse momentane Abstraktion beobachtet haben. Nach dem
Wesen ihrer Macht befragt, erklärt Frau Jurach diese als eine „Gabe", die sich
in den weiblichen Mitgliedern der Familie vererbe. Sie verordnet ausschließlich
Kräuter- und Wurzeltees. Von den um ihre Praxis besorgten Aerzten scharf
verfolgt, wurde sie, der* Kurpfuscherei angeklagt, trotz eines Ansturmes begeisterter
geheilter Zeugen verurteilt, „weil sie vorgebe zu heilen." Soweit Mrs. Mc {K.
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