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Fachliteratur des Auslandes.
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Belichtung selbst heraus und brachte sie zur Entwicklung heim. Die Platten
wurden von Boursnellsüberhauptnie berührt. 14 von den 89 Bildern
sind in der bekannt einwandfreie« Weise der Zeitschrift auf 7 Tafeln wiedergegeben
, durchweg anscheinende Ganzmaterialisationen Verstorbener, aber auch
die eines Oel- und eines Pflastersteinbiildes. Angesichts der vielfach künstlich
gemacht oder hineinkopiert anmutenden Gestalten kann man nur De Braths Satz
anführen: „Es ist kaum eines dieser Lichtbilder, das nicht betrügerisch hervorgebracht
werden könnte, wenn — dem Medium — Zeit und Gelegenheit
zur Manipulation mit den Platten gegeben wa r." Dem aber
widerspricht die ausdrückliche Feststellung Woolleys. So scheidet denn De Brath
beim nun folgenden Ueberblick über die Erklärungsmöglichkeiten die Betrugshypothese
aus und bespricht 1, die objektive Methode: eine normalerweise unsichtbare
Person ist vor dem Apparat, und das Lichtbild kommt durch die von
diesem Körper reflektierten ultravioletten Strahlen zustande; 2. die Gedanken-
photographie-Theorie: das Bild ist ein aus dem Unbewußten des Mediums oder
der Sitzungsteilnehmer projektierter Gedanke,dies mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit
, da gewisse Formen, etwa eine Mütze, ein Stock, eine Flasche, schon
durch intensive Konzentration von 15 bis 20 Minuten Dauer hervorgebracht worden
sind. Doch ist hierbei nie ein Gesicht erschienen, während bei den Boursnell-
bildern bei ganz kurzer Belichtung Gesichter und Gestalten wechseln. 3. Die
Transparenz-Methode: das Bild wird nicht auf der Platte, sondern auf einem unsichtbaren
Film zwischen Linse und Platte hervorgerufen, und zwar fast sicher
so bei sogenannten Spiegelbildern. — Im Hinblick auf die nicht mehr abzuleugnende
Tatsache, daß einzelne Photographien oder vielmehr Skotographien
(Schattenbilder) ohne Belichtung in einer Kamera zustande gekommen sind —
die uneröffnete Plattenschachtel wird für kurze Zeit in der Hand des Mediums
gehalten —, ist es klar, daß eine Plattenbeeinflussung auch ohne normale Belichtung
zustande kommen kann. Allgemeine Schlußfolgerungen beschließen den
sachlichen Aufsatz des hochverdienten Forschers.
Daran reiht sich der Abdruck eines schon Dezember 1920 im „The Wide World
Magazine" erschienenen Artikels, „Wer war die „Gestalt", von Kapitän E. N. Bennett
, einem langjährigen Mitgliede der S. P. R. und des College. Der Artikel gibt
eine Sitzung zu Weihnachten 1901 in Gloucestershire mit Mrs. Corner, der früheren
Florence Cook, wieder. Die üblichen Sicherungen: Vorkontrolle des Mediums
durch ein Damenkomitee, es wird durch Kapitän Bennett in dem ihm vollkommen
fremden Hause in eine Art Riesenspin/ietz von Rohseidenbändern eingeschlossen
und überdies mit einer Stahlkette um die Mitte an den Sessel gefesselt. Unter
diesen Bedingungen erscheint etwa zehn Minuten, nachdem die Vorhänge des
im Salon improvisierten Kabinetts geschlossen worden sind, eine große, aber zart
gebaute Frau, die Züge siohtbar, aber teilweise durch einen Turban bedeckt. Die
Erscheinung spricht ein teilweises stark dialektisches Französisch, nennt sich Marie,
und gibt sich als ehemalige algerische Tänzerin aus. Sie reicht einem Herrn aus
dem Zirkel die Hand, zeigt Bennett auf sein Ersuchen ihren Fuß besonders deutlich
mit den schmeichelhaften Warten: Voyez, puce que vous etes. Nach etwa
zehn Minuten will ihr B. hinter den Vorhang folgen. Nach einer etwa eine halbe
Minute währenden, durch eine dringliche Zwischenfrage der Gastgeberin bedingten
Verzögerung, ob dies nicht den Vereinbarungen mit Mrs. Corner widerspreche,
geht B. tatsächlich ins Kabinett. Von „Marie" ist nichts zu sehen, die Fesselung
des Mediums ist unverändert. B. erörtert alle Einwände (Darstellung durch Mrs.
Corner, Helfershelfer, aufblasbare Riesengummipuppe, Massensuggestion) und
weist sie als unter den gegebenen Bedingungen unzutreffend zurück. — Jeder
Leser wird allerdings auch B.s eigene Worte unterstreichen: „Ich werde es immer
bedauern, meine Absicht, der verschwindenden Gestalt augenblicklich zu folgen,
nicht ausgeführt zu haben."
In dem Aufsatz „Eine persönliche Erfahrung mit einem Trancemedium. Wörtliche
Notizen", von S. De Brath, erfahren wir von einer Sitzung mit dem Medium
Mrs. Barkel am 10. Jänner 1927, das De Brath bis dahin nicht kannte. Er
war als alter Freund des Professors A. R. Wallace eingeladen worden, der sich
angeblich in einer früheren Sitzung gemeldet hatte. Sofort bei Beginn der Sitzung
gibt der „Weiße Falke" (die Kontrolle) an, daß Prof. Wallace De Brath liebkose.
Dann erfolgen eine Reihe nur De Brath bekannter Mitteilungen über sein Freund-
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