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Zeitschrift für Parapsychologie. 9. Heft. (September 1927.)
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sondern sogar wandelt. Denn der Geist ist über die Natur, er ist in souveräner
Autonomie der Natur überlegen. Aus Geist entstand die Welt und kehrt zurück
in Geist, Geist ist der Grund aus dem, in den zurück sie kreist. Natur ist werdender
Geist. Der natürliche Menschengeist aber wird in seinen Wirkungen auf das Außer-
und Untergeistige, auf Natur und Seele in ungeheurem Maße gestärkt und gesteigert
, wann er sich mit dem heiligen Gottesgeiste verbindet, d. h. sich mit Gott
selber in seiner heiligen Geistigkeit in innigsten Kontakt versetzt und damit sich
ins Pneumatische erhebt. Denn wahre Religion gedeiht nur in der Sphäre eines
Pneumatischen, das mit dem Heiligen in organischer Verbindung steht.
Verfasser erweist sich nicht nur als ein hervorragender Theologe, der die
kritische Sonde an den gesamten Wunderkomplex der Bibel anlegt, und so den
magischen, mythischen und mystischen Einschlag in den einzelnen Wundererzählungen
feststellt. Er erweist sich nicht minder als erfahrener Parapsychologe,
der die parapsychologischen Erkenntnisse energisch und erschöpfend zur Erklärung
und Aufklärung derselben verwendet. Letzteres geschieht meines Wissens in
seinem Buche zum ersten Male. Damit aber hat er — mag man auch in Einzelheiten
von seinen Erklärungen abweichen — sich ein unschätzbares Verdienst
erworben, und vielen Gebildeten, die an den sogenannten Wundern der Bibel Anstoß
nahmen, den Weg zu ihr im besonderen, und dem christlichen Glauben im
allgemeinen, von neuem freigemacht.
So bewahrheitet sich das Wort Schleiermachers, das Verfasser seinem Buche
als Motto vorangesetzt hat: Wunder ist nur der religiöse Name für Begebenheit,
d. h. für staunenerregende Begebenheit. Oder wie Verfasser selber sagt: „Wunder
ist durch den Geist erfaßte gesteigerte Wirklichkeit." „Der Geist der biblischen
Wunder ist das Wunder des Geistes selber, der zu seinem Eignen kommt
dadurch, daß er das Wunderbare seines Naturhaften enteignet und sich zueignet."
D. E i c h 1 e r, Berlin.
Eugene Osty, Une faculte' de connaissance supra-normale. Pascal Forthuny. Paris,
Felix Alcan, 1926, XI und 180 Seiten.
Die Versuche von Pascal Forthuny sind zum großen Teil in der Revue meta-
psychique erschienen und von mir m dieser Zeitschrift mehrfach ausführlich referiert
worden. In Rücksicht auf den Raum konnte das naturgemäß nur bruchstückweise
und auszugshaft erfolgen. Es bedeutet deshalb gerade für die deutsche Leserschaft
eine erfreuliche Erscheinung, daß nunmehr diese Berichte vollständig in
Buchform vorliegen, denn es verlohnt sich von diesem Phänomen ausführlich Kenntnis
zu nehmen.
Forthuny hat diese Fähigkeit zufällig als reifer Mann bei sich entdeckt und
dann bald in den Dienst der Wissenschaft gestellt. In den Sitzungen, die er in dem
Institut metapsychique in Paris gab, hat er viele Menschen von der Existenz übernormaler
Fähigkeiten überzeugt.
Osty hat das Verdienst, die Versuche vielfach sehr glücklich angestellt zu
^ haben, insbesondere in bezug auf zukünftige Ereignisse hat er dank der ausgezeichneten
Fähigkeiten Forthunys Experimente gemacht, die zu den verblüffendsten
gehören, die auf diesem Gebiete gemacht worden sind.
Den Schluß der Schrift bilden eindringende Darlegungen von Osty über die Art
der Begabung von Forthuny, sowie beachtenswerte Ueberlegungen über ihre philosophische
Bedeutung. Tischner.
Druckfehlerberichtigung.
In Heft 8, Seite 501, Zeile 16, von oben muß es heißen: Farbe-Ton-Forschung
statt Farbton-Forschung; Zeile 20 von oben, indem statt an dem; S. 502, Z. 24,
von oben: Tönen statt Tieren; Z. 39 von oben, Synopsie statt Synopsis. Seite 512,
Z. 17, von unten, Charles L a n c e I in statt Charles Laurelin.
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