Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0599
Zeller: Die Bedeutung der Parapsychologie für Drieschs Metaphysik. 581

Ich betone ausdrücklich, daß ich dabei die Frage nach der Bedeutung des Todes
noch gar nicht berühren will, sondern nur die Bedeutung der oft freilich zum
Tode führenden Krankheit; insonderheit ist es das lange Siechtum, das erst
ganz spät, nach einem gequälten tatenlosen Leben, zum Tode führt, welches
ich meine. Und bestehen bleibt natürlich, was immer wieder gesagt zu werden
verdient, auf jeden Fall der Dualismus der subjektiven Seite der Wirklichkeit
, in Form des Irrtums der Wissenssubjekte, so daß ,dask Wirkliche auch
dann noch dualistisch gebaut bliebe, wenn wir der dualistischen Züge dieser
objektiven Seite Herr werden könnten, was aber nicht der Fall ist (,Wirklich-
keitslehre', S. 267)/*

Könnte die Anerkennung der spiritistischen Hypothese, zumal in der Form
der Reinkarnationslehre, wie sie früher von Hellenbach und du Prel,
und in neuerer Zeit von Geley, Delanne und Bozzano, in Deutschland auch von
Max Kemmerich vertreten wird, hier nicht etwas zur Milderung der dualistischen
Auffassung, die sich dem Leser der „Wirklichkeitslehre'4 oft schwer aufs Gemüt
legt, so sehr auch der tiefernste Jenseitscharakter des ganzen Werkes emporhebend
wirken mag, beitragen? Man vergleiche mit diesen beinah schwermütigen
Äußerungen den sich über alle Leiden des Lebens emporschwingenden
Optimismus am Schluß von Geleys Werk, „Vom Unbewußtsein und Bewußtsein
", oder Bozzanos philosophisch-religiöses Bekenntnis am Schluß seines Werkes
„Les Manifestation Metapsychiques et les Animaux", wo er sich ähnlich
wie Geley zu Reinkaration und Emporentwicklung vom Niedersten zum Höchsten
durch unzählige Wieder Verkörperungen hindurch bekennt, wie ja auch
Lessing, Goethe und Schopenhauer teilweise ähnliches angenommen haben.

Sodann die Frage des Zufalls. Sind wir, wie dies noch Strauß in seinem
Werk, „Der alte und der neue Giaube*\ ausgeführt, wirklich dem blinden
Walten des Zufalls schutzlos preisgegeben? Immanuel Hermann Fichte, den
Österreich in seiner Neubearbeitung von Überwegs Grundriß der Geschichte
der Philosophie, Band IV (1923), wieder zu Ehren gebracht hat, weist in
einem langen Aufsatz in seinen „Vermischten Schriften" (1869) über individuelle
und universelle Vorsehung auf den Zusammenhang von sp'iritiia Iis tischen
Tatsachen und Vorsehung hin, ebenso in seinem leider vergriffenen Werk
„Der neuere Spiritualismus, sein Wert und seine Täuschungen" (Brockhaus,
Leipzig 1878) und seinem Aufsatz „Spiritualistische Memorabilien" in den
Psychischen Studien 1879. L H. Fichte ist nebenbei neben Franz HoCf-
mann (gest. 1881) der letzte deutsche Philosoph vor Driesch, der die spiritistische
Auffassung anerkannt und sie einem philosophischen System einverleibt hat.
Auch I. IL Fichte ist wie Driesch induktiver Metaphysiker, auch bei ihm bildet
das Okkulte die Fortsetzung einer vitalistisch begründeten Naturauffassung,
und beide gehen in ähnlicher Weise über Kant hinaus.

Gibt es Fälle von spiritistisch vermittelter Vorsehung? Diese Frage hat in
eingehender Weise Dt. Emil Mattiesen, der Verfasser des Werkes „Der jenseitige
Mensch" (1925), in einem März bis Juni 1926 im „Revalobund" erschienenen
längeren Aufsatz behandelt: „Über die Geisterwelt als Quelle wohlwollender und
moralisch-religiöser Führung." Sind die von ihm angeführten Fälle von wunderbarer
Rettung aus Not und Gefahr zutreffend, so ergibt sich für eine Weltbetrachtung
eine gewisse Einschränkung dualistischen Denkens, und der Leibnizsche
Ordnungsmonismus erscheint in günstigerem Licht als es bei Driesch der Fall
ist (vgl. dazu auch den Schluß meines in der Monatsschrift „Der Okkultismus"


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0599