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Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1927.)

Januar bis April 1926 erschienenen Aufsalzes, „Kant und Driesch. Eine Ver-
gleichung ihrer metaphysischen Grundgedanken vom parapsychologischen Standpunkt
aus'*).

Daß der spiritistische Gedanke sich in letzter Zeit mächtig ausgedehnt hat,
braucht nicht auslührlicher betont zu werden. Besonders seit 1925 sind eine
Reihe Werke erschienen, die sehr überzeugendes Material zugunsten dieser Anschauung
vorgebracht haben. Ich erinnere nur an die Werke von Mattiesen,
Ulig, die zwei Bücher von Bradlcy, die Abwehrschrift Bozzanos gegen Sudres
„Introduction ä la Metapsychicrue'* (siehe dazu meinen Aufsatz in der „Zeitschrift
für psychische Forschung'* 1927, April bis Juni), Kemmerichs Werk
„Die Brücke zum Jenseits'* und dann aus neuester Zeit August Messers „Wissenschaftlicher
Okkultismus' in der Sammlung „Wissenschaft und Bildung".
Auch Karl Grubers Rezension von llligs Werk „Ewiges Schweigen?" im Aprilheft
192G der Zeitschrift für Parapsychologie sei hier mit Nachdruck erwähnt.
Alle diese Werke und mit ihnen auch Driesch erkennen die spiritistische Hypothese
als die wahrscheinlichste Lösung des schwierigen parapsychologischen
Problems an.

Auch die Frage, ob das Böse nur aus der Materie zu klären ist, und ob
hier nicht tiefere jenseitige Ursachen \orliegen, wobei wohi auch die von Göries
in seiner „Christlichen Mystik'* angeführten Tatsachen zu prüfen wären, könnte
vielleicht in Erwägung gezogen werden.

Viele Fragen wären hier noch zu bebandeln, so die von Driesch in seiner
Vorrede zu Freiherrn >on Klöckler& Werk und in einem Aufsatz im Astra-
Jahrbuch der Freifrau Irene von Veldegg für 1926 (Dresden, Astra-Verlag) in
zustimmenden Sinne behandelte Frage der Astrologie, über deren philosophische
Bedeutung sich auch schon Graf Keyserling in einem Vortrag geäußert
hat. Weitere „Ganzheitszüge'* des Universums müßten verzeichnet
werden, wenn sich diese dem theoretischen Denken zunächst ganz ungeheuerlich
erscheinende Anschauungsweise, für die aber eine Reihe nüchterner Forscher
wie Dr. Schwab, auch der allzufrüh verstorbene Karl Gruber, eintraten,
bestätigen würde. Schreiber dieses hatte Gelegenheit, eine größere Anzahl von
Horoskopen zu prüfen und fand dabei einen so hohen Prozentsatz von zutreffenden
Aussagen, daß ihm die Frage unter allen Umständen als einer gründ-
^ liehen Unterstützung wert erscheint. Dies und nicht wesentlich mehr führt
auch Driesch an den beiden von mir angeführten Stellen aus.

Man wird zusammenfassend sagen dürfen, daß Driesch die Fragen, die
Kant gestellt hat, zum großen Teil in einer weit über diesen hinausgehenden
und doch stets auf ihn als Anreger zurückweisenden und ihm gerecht werdenden
Weise beantwortet, daß er durch Vitalismus und Parapsychologie dem philosophischen
Denken völlig neue Wege gewiesen hat, und daß er auf Grund
dieser Daten ein geschlossenes philosophisches System, das die tiefsten und
letzten Probleme mit bewunderswerler Klarheit und Schärfe behandelt, geschaffen
hat, dessen Ausbau, ähnlich wie dies bei Kant der Fall war, vermutlich
noch zahlreiche Kräfte in Bewegung setzen, und das überall Anregungen und
neue Problemstellungen bringen wird, wo unvoreingenommenes philosophisches
Interesse lebendig ist. Mögen ihm selbst zum Ausbau und zur Weiterfuhrung
seines Systems, das ich als das Tiefste, was unsere Zeit auf philosophischem
Gebiete hervorgebracht hat, bezeichnen möchte, noch viele Jahre des Schaffens
und Wirkens vergönnt sein!


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