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Heinichen: Der Zusammenhang von Drieschs Philosophie m. d. Parapsychologie. 583

Der Zusammenhang von Drieschs Philosophie mit der

Parapsychologie.l)

Ein Gespräch.
Von Otto Heinichen, Heidelberg.

A. Du hast mir vor einiger Zeit das Studium der Hauptwerke Drieschs
empfohlen, weil er Naturforscher und Philosoph zugleich ist und nicht bloß
ein tiefer, sondern auch ein klarer Denker ist. Das reimt sich schlecht damit
zusammen, daß er Präsident der Society for Psychical Research geworden ist.

B. Weil du nichts von parapsychischen Dingen hältst.

A. Es ist dir doch sicher bekannt, daß neuerdings Taschenspieler den
Medien Konkurrenz machen, nur mit dem Unterschied, daß sie den Beweis
für die Wahrheit des alten Satzes führen: Geschwindigkeit ist keine Hexerei.

B. Und das genügt dir, die parapsychischen Phänomene abzulehnen?

A. Ja, weil sie zumeist ohne Medien nicht zu haben sind und Medien nur
zu oft des Schwindels überführt wurden. Bis ich selbst einmal okkultes erlebe,
bin ich auf den Glauben angewiesen, und du weißt ja, daß Glaube und
Zweifel Zwillinge sind.

B. Und doch sind deine vergötterten Naturwissenschaften voll von Glaubensartikeln
.

A. Das trifft weder mich noch die Sache, denn die Axiome sind selbstverständlich
, und die Theorien ruhen außer auf den Axiomen lediglich auf
Hypothesen, die nur solange gelten, bis sie durch bessere überholt sind.

B. Du rechnest in diesem Sinne auch alles Psychologische mit zu den
Naturwissenschaften?

A. Ja, vorausgesetzt, daß der Psycholog nicht mit der „Seele" aufwartet.

B. Auch nicht, wenn er die Seele als Hypothese setzen muß?

A. Das muß er aber eben nicht»

B. Ich weiß aus früheren Unterhaltungen, daß du die Bewußtseinserschei-
nungen nicht materialistisch auffassest.

A. Freilich nicht, denn Materie ist uns nur als gewußtes Etwas bekannt
. Der Materialismus ist die Philosophie des sich selbst vergessenden Subjekts
, wie Schopenhauer ungefähr sagt.

B. Das genügt mir einstweilen.

A. Wozu? Doch nicht etwa, um mich für den Okkultismus zu gewinnen?
Du hast Mut!

B. Mut nicht, aber das 'Vertrauen, einen philosophisch veranlagten Kopf
zurechtzurücken. Ich möchte dich davon überzeugen, daß ein vorurteilsfreier
Kopf sie nicht mehr ignorieren darf, mit einer Ausnahme vielleicht.

A. Und die wäre?

B. Die Prophetie.

A. Du beginnst gleich mit dem dicksten Beispiel. Ich habe zwar kaum
darüber nachgedacht, aber gesetzt, ernst zu nehmende Bekannte teilten mir
ihre Prophezeiungen mit, und sie bestätigten sich teilweise, so würde ein ab-

0 Herr Dr. O. Heinichen ist Verfasser des bekannten Buches: „Drieschs
Philosophie", Verlag Em. Reinicke, Leipzig, dessen Bildnis Drieschs wir diesem
Hefte beilegen.


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