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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0610
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Zeitschrift für Parapsycnologie. 10. Heft. (Oktober 1927.)

Wie ist Wissen möglich? Hier gibt es für die Metaphysik, wie mir
scheint, nur eine Antwort. Sie muß die Wirklichkeit als aus Subjektpunkten
und aus Objekten zusammengesetzt betrachten und muß annehmen, daß eine
ursprüngliche Beziehung, welche wir mögliches Wissen nennen wollen, in einer
nicht weiter auflösbaren Weise zwischen diesen beiden Seiten der Wirklichkeit
besteht. Denn man darf nie vergessen, "daß der, welcher weiß, auch ein Teil
der Wirklichkeit ist. Anders zu denken würde zu Unsinnigkeiten führen, denn
es würde bedeuten, anzunehmen, daß es das Wirkliche gibt — und noch etwas
dazu.

Wir wollen hier nicht die Frage erörtern, ob die Seele, wenn sie affiziert
wird, selbst etwas zu dem Ergebnis der Affektion, etwa dem erscheinenden
Bilde oder Dinge, aus ihren eigenen Eigenschaften heraus beiträgt. Das ist bekanntlich
das Problem der sogenannten Erkenntnistheorie. Es genügt uns, zu
wissen, daß alles Wissen zwei Quellen hat, das affizierende Etwas und die af fi-
zierte Seele, verbunden durch die ursprüngliche Beziehung rtiögliclws Wissen,
und daß das Ergebnis der Affektion das tatsächliche Wissen in Form der Erscheinung
ist.

Im normalen Leben nun geht alle Affektion, welche zu besonderem Wissen
führt, von derjenigen Seite der Wirklichkeit aus, welche unter der Form der
Materie erscheint und geht ihren Weg, indem sie denjenigen Teil des Wirklichen
erregt, dessen Erscheinungsfoim unser Körper und insbesondere unsere
Sinnesorgane und unser Gehirn ist.

Das ist ein großes Wunder und durchaus unverständlich. Man erwäge doch
dieses: Das letzte Ergebnis der Reizung ist ein bestimmter Zustand der Elektronen
und Protonen meines Gehirns, und dann „sehe** ich die Blume da
draußen im Raum. Das ist wahrlich ein Rätsel und wird immer ein Rätsel
bleiben. Die Dinge würden für unser Verständnis viel einfacher liegen, wenn
die Elektronen und Protonen des Gehirns sich selbst ,.sehen" würden; aber das
tun sie, wie wir wissen, nicht.

Nun aber kommt die Parapsychologie. Sie sagt uns, daß bei Telepathie
und Gedankenlesen wir nicht nur ein Wissen haben über materielle Dinge
und Zustände, sondern, und zwar in unmittelbarer Weise, über den
Inhalt des Wissens einer anderen Seele, mag das ein aktuelles Wissen sein oder
Hut ein mögliches, nämlich ein solches, welches der unter- oder unbewußten
Sphäre jener anderen Seele angehört. Das lelzt^ ist der Fall. >\enn der Gedankenleser
von etwas weiß, welches sein Partner zwar nicht aktuell im Bewußtsein

hat, aber einmal aktuell gewußt hat.
«

Die einfachste Form des Gedankenlesens Ist die sogenannte Außen ver-
legungder Sinnesempfindungen, welche Dr. Pagenstecher in Mexiko
so gut beschrieben hat: Das Medium fühlte im hypnotischen Zustand seinen
Schmerz, wenn er sich mit einer Nadel >erletzte, schmeckte den Zucker, welchen
e r aß usw.

Normalerweise erfahren wir die Erlebnisse einer anderen Seele stets auf
indirektem Wege; wir sehen und hören, daß der Andere sich bewegt und spricht,
und schließen dann auf einen gewissen Zustand seiner Seele. Parapsychologisch
wird aus dem indirekten Weg ein direkter. Sinnesorgane und Gehirn sind ausgeschaltet
. Das Wissen geht unmittelbar von Subjekt zu Subjekt; die Beziehung
mögliches Wissen muß also zwischen ihnen bestanden haben.


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