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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0612
594 Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1927.)

In dem Falle Swedenborgs, welcher das Feuer in Stockholm „sah", sowie Moment
und Oertlichkeit seines Aufhörens, ist reines Hellsehen wahrscheinlich,
und ebenso in manchen anderen Fällen, zu denen wohl auch die sogenannte
Wünschelrute gehört. *

Ich erwähne hier kurz die Versuche, welche im Institut metapsychique
in Paris mit Herrn Kahn angestellt worden sind. Er liest zusammengefaltete
Briefe, ohne sie zu berühren. Hier sind telepathische Einflüsse unwahrscheinlich
, während sie bei gewissen Leistungen des Herrn Forthuny wohl nicht ganz
ausgeschlossen werden können. Die Leistungen dieses Herrn, von denen ich
einige selbst gesehen habe, sind äußerst eindrucksvoll. Psychometrie mag hier
mitspielen. Denn wenn wir auch Telepathie und Gedankenlesen völlig ausschließen
wollen, so bleibt doch der T Jmstand bestehen, daß das Medium hier
in unmittelbarem Zusammenhange mit einem bestimmten Gegenstand steht,
welcher in diesem Falle eine menschliche Person ist.

Wie können wir nun Hellsehen verstehen, d. h. wie können wir es in Beziehung
bringen zu Tatsachen, die wir schon kennen? Denn das bedeutet ja
üblicherweise das Wort „verstehen". Wenn wir nun die spiritistische Hypothese
zunächst beiseite lassen, so bleibt uns, wie mir scheint, nur ein Weg offen,
nämlich die Annahme, daß das unterbewußte Ich bis zu einem gewissen Grade
allwissend ist, wie Leibniz es für seine Monaden annahm, und daß bei gewissen
Personen, nämlich den Medien, Teile dieser Gesamtkenntnis der Welt die
Schwelle des Bewußtseins überschreiten. Warum aber sind wir da nicht alle
tatsächlich allwissend? — so höre ich fragen. Die einzig mögliche Antwort
auf diese Frage aber scheint mir zu sein, daß wir es nicht sind, weil Allwissenheit
uns untauglich für das Leben machen würde; wir würden verwirrt werden
durch zuviel Wissen. Nur was in jedem Augenblick für uns wichtig ist, müssen
wir wissen, ein Gedanke, den B e r g s o n schon einmal geäußert hat. Doch ich
weiß wohl, wie unbefriedigend das alles ist, gehe daher nicht weiter auf die
Sache ein und verweise auf meine Londoner Rede.

5. Ueber jene seltsame Erscheinung, welche Psychometrie genannt
wird und in jener Rede nur kurz von Jr berührt wurde, möchte ich aL hier
einiges sagen. Auelj jetzt schließen wir zunächst den Spiritismus aus. Tun wir
das, so bleibt uns, wie mir scheint, nur die Annahme übrig, daß jeder Gegen^
stand der Welt in gewisser Weise durch seine eigene Vergangenheit beeindruckt
^ wird, und zwar im besonderen, wenn auch nicht ausschließlich, dann, wenn diese
Vergangenheit zu menschlischen Wesen in Beziehungen steht. Der Gegenstand,
etwa ein Messer oder ein Ring, ist nun ein materielles Ding. Ist deswegen der
Eindruck, welchen er empfing, von physikalischer Art? Mit anderen Worten:
Liegt das „an" dem Objekt, was seine Vergangenheit offenbart, in der materiellen
Zuständlichkeit des Gegenstandes? Das ist schwer ausdenkbar, denn es ist das
wesentlichste Kennzeichen eines leblosen Dinges, daß es im gegenwärtigen Augenblick
nur das ist, was es ist, nämlich ein bestimmter Komplex von Elektronen
und Protonen.

Versuchen wir es also mit einer komplizierleren Annahme. Nehmen wir an,
daß der Hellseher mit Hilfe des Gegenstandes zu einer anderen lebenden Seele
in Beziehung gesetzt wird und nun mit Rücksicht auf sie das wohlbekannte
Gedankenlesen vollzieht. Aber kommen wir nicht auch hier wieder dahin zurück
, daß der Gegenstand irgendeinen physikalischen Eindruck „an" sich tragen
muß, was, wie wir gesagt haben, ganz unannehmbar ist? Und in vielen Fällen,


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